Fledermäuse: Hochsaison für Fledermäuse am Abendhimmel
NABU. Im August ist Fledermaus-Hochsaison am Abendhimmel. Alle in Baden-Württemberg heimischen Arten sind jetzt aktiv und zeigen ihre faszinierenden Flugkünste.
21 Fledermausarten in Baden-Württemberg
Weltweit gibt es etwa 1400 Fledertierarten, 25 Arten sind in Deutschland zu Hause, 21 davon auch im Südwesten. Zu den häufigsten gehören Zwerg-, Mücken-, und Breitflügelfledermaus - noch. Sie alle stehen auf der Roten Liste, einige sind vom Aussterben bedroht. Nahrungsmangel, etwa wegen des Einsatzes von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt, und Wohnungsnot haben in den letzten 50 Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen geführt.
Die Hälfte des Jahres wird verschlafen
Während jetzt Fledermaus-Hochsaison ist, wird in zwei Monaten so gut wie keiner der nachtaktiven Säuger mehr zu sehen sein - für etwa ein halbes Jahr: Rund die Hälfte des Jahres verschlafen Fledermäuse. Ihr Winterschlaf dauert von Anfang November bis Ende März. „Aus gutem Grund: Nahrung ist dann für die reinen Insektenfresser absolute Mangelware“, erklärt Fledermausfachmann Robert Pfeifle vom NABU Baden-Württemberg. Um so lange ohne Nahrung auskommen zu können, legen die kleinen Flattermänner im Herbst 20 bis 30 Prozent an Gewicht zu.
Weite Reise zum Sommerquartier
Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen Fledermäuse aus dem Winterschlaf und suchen ihre Sommerquartiere auf, in naturnahen Wäldern, Spalten und Ritzen an Gebäuden oder auf Dachböden. Während die meisten Arten dafür stolze 200 bis 300 Kilometer weit fliegen, legen manche, etwa Großer und Kleiner Abendsegler oder die Rauhautfledermaus, extreme Entfernungen von über 1500 Kilometern zurück.
In wechselnden WGs daheim
Im Winter teilen Weibchen und Männchen ihre Quartiere, kühle, feuchte, frostfreie Schlafplätze, etwa in Baumhöhlen, Tunneln oder Kellern. Im Sommer leben die Geschlechter an getrennten Orten. Die Weibchen werden in Abwesenheit der Männchen trächtig: Zwar findet die Paarung im Herbst statt, Eisprung und Befruchtung folgen jedoch erst nach dem Winterschlaf. Fledermausweibchen schließen sich zu Wochenstubengesellschaften zusammen, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Diese Gruppen bestehen meist aus bis zu 100, manchmal auch einigen hundert Tieren einer Art. „Beim Großen Mausohr hat man allerdings auch schon mehrere tausend Weibchen gezählt“, berichtet Pfeifle. Die Männchen leben währenddessen allein oder in kleinen Männchenkolonien.
Ohne Hilfe mucksmäuschenstill fürs menschliche Ohr
Alle heimischen Fledermäuse jagen und orientieren sich mit Hilfe der Ultraschall-Echoortung. Sie erzeugen Laute in einem Bereich von etwa 20 bis 140 Kilohertz. „Ohne Hilfe können wir Menschen das nicht wahrnehmen, unsere Hörfähigkeit reicht lediglich bis 16 oder 18 Kilohertz“, so Pfeifle. Seit Anfang der 1990er Jahre machen mobile Bat-Detektoren die Ultraschall-Laute der Fledermäuse fürs menschliche Ohr hörbar. Diese Geräte wandeln die hochfrequenten Rufe in singende, knackende oder klickende Geräusche um.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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