Höhepunkt der Wespensaison: NABU: So gelingt der friedliche Umgang mit der Gesundheitspolizei
NABU. Sommerzeit ist Wespenzeit. Nach einem intensiven Wespenjahr 2022 mit vielen und großen Völkern sind die schwarzgelben Flieger dieses Jahr deutlich seltener unterwegs. Das liegt vermutlich am nasskalten Frühjahr: In Baden-Württemberg regnete es besonders viel und die Sonne ließ sich, bundesweit gesehen, besonders selten blicken. Dabei brauchen die wärmeliebenden Insekten Sonne, um im Frühjahr beim Nestbau auf Touren zu kommen. Meist ab Mitte April starten die im Vorjahr begatteten Königinnen der bei uns weit verbreiteten Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) und der Deutschen Wespe (Vespula germanica) mit der Nestgründung. Eine kugelförmige papierartige Nesthülle mit wenigen Brutzellen, von der Königin aus Holzfasern und Speichel gebaut, ist die Keimzelle des neuen Wespenvolkes.
Nur zwei Wespen- arten werden lästig
„Wespe ist nicht gleich Wespe. Von den 700 Wespenarten im deutschsprachigen Raum interessieren sich gerade mal zwei für Kaffeetisch, Grillgut oder Limonade und kommen dem Menschen dadurch nahe: die Deutsche und die Gemeine Wespe“, sagt NABU-Insektenexperte Martin Klatt. Sie versuchen bei uns, den Appetit ihres wachsenden Volkes auf eiweiß- und zuckerhaltige Nahrung quasi im Schnellimbiss zu stillen. Im August erreicht das im Frühjahr von einer überwinterten Königin gegründete Wespenvolk sein Maximum. Weil nun die neuen Königinnen und Männchen versorgt werden, wird viel Futter benötigt. Eigentlich ernähren sich Wespen von Nektar, Pollen und Pflanzensäften sowie von proteinreicher tierischer Kost. Sie jagen Fliegen, Blattläuse, Raupen und andere Insekten sowie deren Larven und unterstützen damit Gärtnerinnen und Gärtner. Als Gesundheitspolizei leisten sie einen wertvollen Dienst in der Natur, weil sie tote Insekten in kleinen Portionen abtransportieren. Die tierische Kost ist Nahrung für ihre Brut. Außerdem bestäuben sie gemeinsam mit vielen anderen Insekten die Pflanzen.
Wasserstellen fürs Insektenvolk
An heißen Tagen können Menschen mit Garten und Balkon für Insekten-Wasserstellen sorgen: „Bei großer Hitze brauchen Insektenvölker Wasser zum Kühlen. Arbeitswespen sind dann der Ventilator fürs Volk und müssen rund um die Uhr Luft ins Wespennest fächeln, um die Brut zu kühlen“, erklärt Klatt. Trinken ist daher auch für Wespen und andere Insekten lebenswichtig. „Wer kann, sollte Wasserstellen an wenig frequentierten Orten anbieten, etwa in Form eines kleinen Teichs, einer flachen Schüssel oder eines Topfuntersetzers mit Ausstiegshilfe und Steinen oder Moos als Landeplatz.“
Verhaltenstipps und Infos zu Wespen:
Ruhe bewahren: Wer von den gelb-schwarz gestreiften Insekten umschwirrt wird, sollte nicht um sich schlagen oder die Tiere anpusten, denn das im Atem enthaltene Kohlendioxid alarmiert sie und versetzt die Tiere in Angriffshaltung. Besser sanft wegschieben. Normalerweise reagieren Wespen bei ihrer Nahrungssuche nicht aggressiv. Sie wehren sich erst, wenn sie um ihr Leben bangen.
Tischmanieren für Wespenbesuche: Am besten wenig Anlass zur Landung am Tisch bieten. Süße Getränke, Fleisch und Wurst sowie süße Speisen abdecken. Vor jedem Schluck und Bissen prüfen, dass keine Wespe am Essen oder Getränk ist. Ganz dreiste Ruhestörer mit Wasser aus kleinen Sprühfläschchen vertreiben. Obst zügig ernten. Eventuell eine Ablenkungsfütterung etwas abseits des Tisches bereitstellen (Zuckerwasser, überreifes Obst). Wenn der Flugverkehr zu stark wird, lieber drinnen essen.
Bei einem Wespenstich: Stiche sind unangenehm, weil sie anschwellen und die Haut heiß wird. Schnell und mit kurzen Unterbrechungen kühlen ist oft die beste Therapie. Die Symptome, wie eine druckempfindliche Hautschwellung an der Einstichstelle und ein anfangs ziehender Schmerz, verschwinden nach wenigen Tagen. Bei Allergieverdacht oder Stichen im Mund-Rachen-Bereich sofort ärztliche Hilfe holen. Eine Allergie, die drei bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft, kann sich durch Ohnmacht, Schwindel, Kreislaufbeschwerden oder Übelkeit äußern. Betroffene Personen erhalten Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin.
Muss das Nest weichen? Bevor man das Nest beseitigen lässt, eine naturschutzorientierte Fachperson, etwa eine ehrenamtliche Fachberatung, fragen, wie ein Miteinander von Mensch und Wespenstaat möglich ist. Eine Umsiedlung kann erfolgen, wenn dringende Gründe vorliegen, etwa eine allergische Person im Haus wohnt. Dafür ist eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt erforderlich. Bei Nestern im Rollladenkasten: einen Einflugschutz, etwa ein Fliegengitter, an Fenstern anbringen.
Wespen stehen unter Naturschutz: Wespen und ihre Nester sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt.
Wespen am Haus sind Gäste auf Zeit. Im Monat August erreicht das Volk seine volle Größe, die meisten Wespenvölker sterben aber zum Ende des Monats, nur die jungen Königinnen überwintern an geschützter Stelle und gründen im Frühjahr ein neues Volk. So lange sollte man die Tiere und ihr Nest möglichst dulden.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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