Lebensraum Kirchturm
Projekt zur Unterstützung bedrohter Tierarten
NABU. Pfingsten gilt als die Geburtsstunde der christlichen Glaubensgemeinschaft. Überall im Südwesten wird am Wochenende in Kirchen und Gemeindegebäuden gefeiert. Die Orte des Glaubens sind zugleich Unterschlupf und Brutplatz für viele gebäudebewohnende Tierarten. Jetzt im Frühsommer regt sich dort neues Leben. Darauf weist die Aktion „Lebensraum Kirchturm“ des NABU hin. „Wir zeichnen Kirchen aus, die Falken, Mauersegler, Mehlschwalben, Schleiereulen, Dohlen oder auch Fledermäuse unterstützen und ihren Turm und Dachstuhl für sie öffnen. So erhalten oder schaffen die Gemeinden dringend benötigten Wohn- und Lebensraum für diese teilweise vom Aussterben bedrohten Arten“, erklärt Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Ornithologie des NABU Baden-Württemberg. Die Zwischenbilanz nach 15 Projektjahren ist beachtlich. Baden-Württembergs Kirchen belegen im Bundesvergleich ganz klar Platz eins: Stolze 242 der bundesweit gut 1100 Auszeichnungen zieren baden-württembergische Gotteshäuser.
Historische Kirchengebäude dienen den Tieren als Ersatz für natürliche Höhlen und Nischen in Felsen oder Bäumen. Viele Tierarten nutzen als Kulturfolger seit Jahrhunderten diese und viele andere Gebäude und haben sich daran angepasst. „Da moderne Wohngebäude kaum Quartiermöglichkeiten bieten, sind alte Kirchtürme zunehmend sogar die einzigen Rückzugsräume, um einen Unterschlupf und Platz zum Nisten zu finden“, erklärt Bosch. „Für unsere Kulturfolger sind die historischen Kirchengebäude mit ihren hohen Türmen, großen Dachräumen, dem Dachgebälk mit Spalten und Mauernischen wichtig. Leider gehen selbst solche Plätze im Siedlungsraum zunehmend verloren. Bei Kirchensanierungen werden zum Beispiel Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Dann stehen mitunter auch Arten wie Schleiereule und Falke, aber auch Haussperling oder Hausrotschwanz vor verschlossener Tür.“ Dabei gibt es gute Lösungen, um Sanierungen, Taubenabwehr und Artenschutz in Einklang zu bringen. Fledermäuse beispielsweise brauchen nur kleine Öffnungen, durch die sie in die Türme und Dachräumen gelangen und durch die keine Taube hindurchpasst.
Sehr wichtig ist die Mitarbeit der Kirchengemeinden und Mesnerinnen und Mesner. „Mit Verständnis und Toleranz setzten sie sich aktiv für den Artenschutz an den Kirchtürmen ein. Sie sind die entscheidenden Personen, die teilweise Mehrarbeit in Kauf nehmen, um sich für unsere Gebäudebewohner stark zu machen“, betont der NABU-Fachmann. Sie arbeiten dabei Hand in Hand mit den örtlichen NABU-Gruppen. „Viele ehrenamtliche Naturschutz-Aktive betreuen vor Ort die Brutplätze in Kirchen, beraten, montieren Kästen, kontrollieren und säubern sie und begleiten Renovierungen“, berichtet Bosch. Wer die Kirche in der eigenen Gemeinde zum Lebensraum machen möchte, findet im Internet Informationen rund um das Projekt „Lebensraum Kirchturm“.ps
Weitere Informationen:
Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.lebensraum-kirchturm.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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