Motorradweltmeisterschaft
Martin ausser Rand und Band !!
Wenn ein Rennfahrer unmittelbar nach der Zieldurchfahrt auf seine Verkleidungsscheibe hämmerts so daß diese zerbricht und er sich im Ziel sein Visier vom Helm reißt und seine Mechaniker anbrüllt muss vorher einiges passiert sein - im Fall von Jorge Martin war das ein hochdramatischer Grand Prix von Thailand der ihn über 28 Runden herausgefordert hat und nach denen der Prima-Pramac Ducati- Pilot seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Die Herausforderung hatte auch Namen - Franceso Bagnaia und Brad Binder, die zusammen mit Martin den Zuschauern am Chang International Circuit ein hinreissendes Rennen geboten haben. Jorge Martin, der bereits am Vortag den Sprint für sich entscheiden konnte und damit näher an den in der WM führenden Bagnaia gerückt ist, schoß vom Start weg in Front und setzte sich an die Spitze des Feldes ohne jedoch einen Vorsprung herausfahren zu können. Hinter der Ducati des Madrilenen kam es bis zur Halbzeit des Rennens zu einem wilden Positionskampf um die Plätze in den mit Brad Binder / KTM, Luca Marini / Ducati, Marc Marquez / Honda, Pol Espargrao / Aprilia, Marco Bezzecchi/ Ducati, Alex Marquez / Ducati auch Weltmeister Francesco Bagnaia mit seiner Ducati verstrickt waren. In jeder Runde wurden munter die Positionen untereinander getauscht wobei es dabei auch zu Kontakten zwischen den Piloten und den Maschinen kam. In Runde 13 musste Alex Marquez der harten Gangart Tribut zollen indem er sich mit einem Sturz über das Vorderrad aus dieser Kampfgruppe abmeldete. Der ruhig und besonnen fahrende Francesco Bagnaia hatte mittlerweile Platz 3 übernommen und zusammen mit dem führenden Jorge Martin und dem zweitplazierten Brad Binder führte er bestes MotoGP-Racing vor daß Zuschauer wie Offizielle von den Sitzen riß. 14 Runden lang klebten diese 3 Piloten zusammen wie die berühmten Kletten, lagen oftmals alle 3 innerhalb von nur 0,5 Sekunden und führten ihre Überhol und Ausbremsmanöver oft nur um Zentimeter getrennt voneinander durch. Als KTM-Mann Binder dann in Runde 22 die Führung übernahm dachten viele schon daß Jorge Martin das gleiche passieren könnte wie vor einer Woche in Australien als es in der Schlussphase des Rennens auf Grund falscher Reifenwahl bis auf Platz 5 durchgereicht wurde. Doch diesmal war der " Martinator " mit demselben Reifenmaterial wie seine Konkurrenten ausgerüstet und damit gab er sich nicht geschlagen. 3 Runden vor Schluss übernahm er wieder die Spitze, Binder und Bagnaia unmttelbar dahinter. Sehr clever und im Stil eines Champions verteidigte Martin seine Führung bis zur Zielstrich und gewann mit 0,2 Sekunden Vorsprung vor Binder und 0,3 Sekunden vor Bagnaia seinen 4. Grand Prix in diesem Jahr. Mit seinen 6 Siegen in den Sprintrennen 2023 kommt Martin damit bis auf 13 Punkte in der WM Wertung wieder an Titelverteidiger Baganaia heran - für Spannung in der WM ist also weiterhin gesorgt. Für Spannung sorgten auch die Offiziellen die nach dem Grand Prix die Ergebnisliste nochmals korrigierten. Brad Binder verlor wie schon in Assen einen Platz da er in der letzten Runde das sog. Tracklimit überschritt, also ausserhalb der festgelegten Streckenbegrenzung war. Auch Sieger Jorge Martin musste zittern - der ebenfalls im Reglement festgelegte Mindestdruck der Reifen von 1,88 bar war bei der Ducati des Siegers am Vorderrad unterschritten. Da es Martins erster Verstoß gegen die Reifendruckregel war wurde er verwarnt, bei Aleix Espargaro war es der zweite festgestellte Verstoß wodurch der Apriliapilot eine nachträglich verhängte Zeitstrafe von 3 Sekunden aufgebrummt bekam was ihn im Endergebnis um 3 Plätze auf Rang 8 zurückwarf. In der WM geht es jetzt nur noch zwischen Ducati Werksfahrer Francesco Bagnaia und Ducati Kundenpilot Jorge Martin um den Weltmeistertitel, alle anderen Fahrer haben 3 Rennen vor Schluss - Malaysia, Katar und Spanien - einen zu großen Punkterückstand um in den Titelkampf noch eingreifen zu können.
Text: Hartmut Reuschel
Bilder: moto-foto
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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