Tagesförderstätte feiert Erweiterung
Individuelle Betreuung für Menschen mit Behinderung
Lebenshilfe Neustadt. Die Special Olympics World Games haben in den letzten Wochen Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Diese Spiele, die speziell für Athleten mit Behinderungen ausgerichtet sind, haben gezeigt, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen außergewöhnliche Leistungen erbringen können. Doch wie sieht eigentlich der Alltag für Menschen mit Behinderung abseits solcher herausragenden Events aus? Wie werden sie unterstützt und gefördert?
Ein besonderer Einblick in den Alltag von Menschen mit Behinderung bot sich bei der Eröffnung der Tagesförderstätte der Lebenshilfe Neustadt am vergangen Freitag. In dieser Einrichtung werden seit 2010 erwachsene Menschen betreut, die entweder nicht in der Lage sind oder nicht mehr in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten können. Die Tagesförderstätte, auch Tafö genannt, bietet diesen Menschen eine individuelle Begleitung und eine auf sie zugeschnittene Tagesstruktur. Doch leider sind solche Plätze im Einzugsgebiet von Neustadt und den umliegenden Kreisen rar, was zu einer stetigen Überbelegung und zahlreichen Anfragen nach tagesstrukturierenden Plätzen führt.
„Uns war beim Neubau der Tafö 2010 schon klar, dass dieser Bereich eigentlich größer gebaut werden müsste. Letztendlich hatte aber das Ministerium in Mainz über die Anzahl der Plätze entschieden,“ erklärt Heinz Busch, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Neustadt e.V. die Situation. Nach gut einem Jahr Bauzeit wurde am vergangenen Freitag die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten gefeiert. Auch wenn im Innenbereich noch einiges an Ausstattung fehlt und der Außenbereich aufgrund der Bauarbeiten neu gestaltet werden muss, ist er froh, jetzt mit der Öffentlichkeit zusammen den Ausbau feiern zu können. Durch die Erweiterung kann eine weitere Gruppe gegründet werden, sodass insgesamt 18 Personen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen individuell begleitet werden können.
„Für uns kam die Erweiterung der Tafö genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir sind sehr froh, dass wir hier einen Platz für unseren Sohn Lennart bekommen haben“ freut sich Nicole Sowa. Ihr Sohn hat gerade die Schule beendet. Er ist durch eine Chromosomen-Anomalie stark entwicklungsverzögert und hat eine geistige Behinderung. „Wir haben die Hoffnung, dass Lennart in den nächsten Jahren doch noch die nötige Reife erlangt, um in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu gehen“, so das Ziel der Eltern. Die nötige Unterstützung dafür erhält er in der Tagesförderstätte. Das Ziel der Arbeit dort ist die Förderung individueller Fertigkeiten und Fähigkeiten, um eine größtmögliche Selbständigkeit zu erreichen. Dies geschieht sowohl im lebenspraktischen und arbeitstherapeutischen Bereich, wie auch im sozialen, emotionalen und kommunikativen Bereich.
Ein ganz frisches Projekt in der erweiterten Tagesförderstätte ist die neu geschaffene Kerzenwerkstatt, die dank großzügiger Spenden umgesetzt werden konnte. In diesem Projekt werden verschiedene Bereiche abgedeckt, darunter der pädagogische, arbeitspädagogische und therapeutische Bereich. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, Kerzen zu ziehen und erleben dadurch ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Die Eröffnung der erweiterten Tagesförderstätte der Lebenshilfe Neustadt ist somit ein bedeutendes Ereignis, das auf den Bedarf und die individuelle Betreuung von Menschen mit Behinderung aufmerksam macht. Es zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, ihren Alltag bestmöglich zu gestalten und ihre Fähigkeiten zu fördern. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft, die für alle Menschen gleiche Chancen und Unterstützung bereithält.
Autor:Nicole Sowa aus Neustadt/Weinstraße |
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