Französische Spuren in Speyer
Der Cimetière Français

Der französische Ehrenfriedhof in Speyer | Foto: Cornelia Bauer
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Speyer. Das französische Militär hat zahlreiche Spuren in Speyer hinterlassen. Der französischen Ehrenfriedhof ist eine dieser Spuren. Dass der Cimetière Français heute so gepflegt aussieht, ist vor allem dem persönlichen Einsatz von Guy Lesueur zu verdanken. Guy Lesueur kam 1953 als Wehrpflichtiger nach Speyer, blieb bis 1956, war dann kurz in Paris und Nizza stationiert, um anschließend wieder in die Domstadt zurückzukehren. Noch heute lebt der inzwischen 88-Jährige hier mit seiner deutschen Frau Renate. Fast 30 Jahre kümmerte er sich als délegué général du Souvenir français ehrenamtlich um französische Ehrenfriedhöfe - nicht nur in Speyer.

Bei einer Beerdigung auf dem Speyerer Friedhof ist er in den achtziger Jahren zufällig auf dem französischen Ehrenfriedhof gelandet. Total verwildert und von Unkraut überwuchert waren die Gräber damals. Lesueur wird auf einen französischen Namen aufmerksam. Sein Interesse ist geweckt und er fragt bei der Friedhofsverwaltung nach. Damals ist das französische Militär noch in Speyer stationiert, doch nur einmal im Jahr legen die Franzosen zum Totengedenken auf ihrem Militärfriedhof Blumen nieder, ansonsten kümmert sich niemand um die Gräber.

Guy Lesueur hat den in den achtziger Jahren von Unkraut überwucherten Friedhof zu dem Schmuckstück gemacht, das er heute ist | Foto: Cornelia Bauer
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Eigeninitiativ beginnt er damit, das Unkraut zu entfernen und den Friedhof frei zu räumen. Aus eigener Tasche bezahlt er das Holz, aus dem er zunächst einfache Holzkreuze für die Gräber zimmert. Eigenhändig fertigt er eine Schablone und stellt aus Porenbeton orientalisch anmutende Grabsteine für acht nordafrikanische Soldaten auf, die für Frankreich kämpften. Vermutlich gehörten sie zum dritten "Régiment Tirailleurs Algériens", der Einheit, die in der Nacht vom 30. auf den 31. März 1945 als erste rechtsrheinischen Boden betrat. Er baut einen Brunnen, errichtet einen Fahnenmast und ein Denkmal. Als die Holzkreuze irgendwann verwittert sind, besorgt er Grabsteine, die eigentlich entsorgt werden sollen. Wer genau hinschaut, entdeckt unter den Namensschildern der verstorbenen Soldaten, die Guy Lesueur anbringt, noch die Namen der Ordensschwestern, deren Gräber die Steine ursprünglich kennzeichneten.

Aus schrittweiser Aussöhnung wird Freundschaft

Guy Lesueur lebt die deutsch-französische Freundschaft. Politik ist ihm egal. Aber die jungen Männer, die fern ihrer Heimat ihr Leben für ihr Land gelassen haben, die sind es nicht. Ganz im Gegenteil: Für Guy Lesueur sind die Verstorbenen noch sehr lebendig, manchmal redete er bei der Arbeit mit "seinen" Toten, kümmerte sich nicht um ihre kühlen Gräber, sondern "machte ihnen das Bett". Guy Lesueur sah und sieht auch heute noch den Menschen hinter dem Soldaten. 

Die Steine für die Soldaten (rechts) waren einst Grabsteine für Ordensschwestern und sollten entsorgt werden. Französische Militärangehörige, die in der Pfalz geblieben sind, sowie ihre Frauen können noch heute hier beerdigt werden. | Foto: Cornelia Bauer
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Kilometerweit fuhr Lesueur, um auch die französischen Friedhöfe in Landau, Mainz, Trier und Koblenz in Ordnung zu bringen. In Landau erzählte ihm jemand von einem französischen Piloten, abgeschossen über einem Waldstück bei Landau - und einfach so im Wald verscharrt. Die Geschichte lässt ihm keine Ruhe; er recherchiert weiter und gräbt die Knochen eigenhändig aus. Dann will er herausfinden, wie der Tote jetzt doch noch seine letzte Ruhe finden kann, doch von keiner Seite kommt Hilfe. Am Ende baut er selbst eine Kiste legt die Knochen hinein und begräbt den Piloten auf dem französischen Friedhof in Landau. Die Geschichte setzt ihm zu, belastet ihn.

Erinnerungen an das "französische Speyer"

Dennoch: Auch mit 88 Jahren ist Guy Lesueur davon überzeugt, dass es richtig und wichtig war, was er getan hat. Lesueur ist einen weiten Weg gegangen. Als er mit 19 nach Speyer kam, war er voller Hass auf alle Deutschen. Deutsche Soldaten hatten ihn mit sechs Jahren zur Vollwaise gemacht. Lesueur wollte dem Feind begegnen - und traf auf Menschen. Der Franzose, der schon so lange in Speyer lebt, hat den Deutschen vergeben, vergessen möchte er nicht.

Die orientalisch anmutenden Grabsteine für acht nordafrikanische Soldaten, die für Frankreich kämpften, hat Guy Lesueur selbst entworfen, gesägt und aufgestellt. Vermutlich gehörten sie zum dritten "Régiment Tirailleurs Algériens", der Einheit, die in der Nacht vom 30. auf den 31. März 1945 als erste rechtsrheinischen Boden betrat. | Foto: Cornelia Bauer
  • Die orientalisch anmutenden Grabsteine für acht nordafrikanische Soldaten, die für Frankreich kämpften, hat Guy Lesueur selbst entworfen, gesägt und aufgestellt. Vermutlich gehörten sie zum dritten "Régiment Tirailleurs Algériens", der Einheit, die in der Nacht vom 30. auf den 31. März 1945 als erste rechtsrheinischen Boden betrat.
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Der französische Ehrenfriedhof ist in den städtischen Friedhof integriert und liegt direkt neben dem deutschen Ehrenfriedhof. Das Areal ist kreuzförmig angelegt. Am Eingang befindet sich eine Tafel mit den Namen und einer Widmung von Guy Lesueur: "Ein Friedhof ist nicht einfach nur die letzte Station für unsere Toten, sondern auch eine Stätte der Erinnerung für die Lebenden. Der französisch-deutsche Ehrenfriedhof von Speyer ist ein Rückruf auf das schmerzliche Kapitel der Geschichte unserer beiden Länder, bevor uns eine Freundschaft verband."

Die Uni von heute war einst "Ecole Supérieure"

137 Soldaten sind hier begraben, Kriegstote aus beiden Weltkriegen. Auch 37 französische Soldaten, die einst in Germersheim begraben waren, sind später hierher umgebettet worden. Die meisten Soldatengräber lassen keine Rückschlüsse auf Einheit, Todesumstände oder Sterbedatum der beigesetzten Soldaten zu. Heute kümmern sich die Friedhofsmitarbeiter um die Instandhaltung des französischen Ehrenfriedhofs. Ehemalige französische Militärangehörige, die in der Pfalz geblieben sind, sowie ihre Frauen können auch heute noch auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt werden. Am Volkstrauertag gedenken Franzosen und Deutsche auf dem deutsch-französischen Ehrenfriedhof gemeinsam ihrer Toten und erinnern an die zentrale Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für den Frieden in Europa.

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Cornelia Bauer aus Speyer

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