Kooperation von E-Center und SAS
Die Tüte für den guten Zweck
Speyer. "Armut kann jeden treffen". Wer Stefan Wagner kennt, der kennt auch diesen Satz. Und das unermüdliche Engagement, mit dem Wagner sich für Wohnungs- und Obdachlose sowie insgesamt für alle von Armut betroffenen Menschen einsetzt. Ehrenamtlich. Seit 2019 gibt es die Soziale Anlaufstelle Speyer (SAS) im ehemaligen Kiosk am Festplatz. Seitdem sind die Probleme der Gäste der SAS nicht kleiner geworden - durch die Pandemie eher sogar größer.
"Stefan Wagner brennt für sein Projekt", stellt Benjamin Stiegler fest. Stiegler, der gemeinsam mit seinem Bruder sechs Edekamärkte in der Vorderpfalz betreibt, lernt Stefan Wagner kennen, als der sich mit der SAS für den Spendenmarathon bewirbt, der aktuell im Speyerer E-Center läuft. "Wir haben schnell gemerkt: Die Arbeit in der SAS ist zu wichtig, als dass wir nur einmalig helfen wollen", sagt Benjamin Stiegler. Fünf Wochen ist das her - und heute ist der Startschuss für eine auf Dauer angelegte Kooperation der beiden Stiegler-Edekamärkte in Speyer mit der Sozialen Anlaufstelle gefallen.
Ab sofort kann man im E-Center Am Rübsamenwühl sechs verschiedene Tüten kaufen. Die kosten zwischen fünf und 20 Euro und beinhalten neben Grundnahrungsmitteln auch Hygieneartikel. Ausgangsbasis für die Zusammenstellung der Tüten war eine Liste, die Stefan Wagner aufgrund seiner Erfahrungen erstellt hat. Es gibt eine Kindertüte, aber zum Beispiel auch eine Familientüte XXL. Zur besseren Anschaulichkeit werden diese Tüten gerade auf einem Tisch im E-Center präsentiert, allerdings muss kein Kunde sich abschleppen.
Es reicht, den Flyer mit zur Kasse zu nehmen, wo dann der entsprechende Code eingescannt wird. So kann Benjamin Stiegler über das Warenwirtschaftssystem am Ende eines jeden Monats auslesen, wie viel wovon gespendet wurde. Pro verkaufter Tüte legt Stiegler dann eine Tüte gleichen Inhalts noch einmal obendrauf - und Mitarbeiter der SAS holen die Ware ab. Auch im kleineren Edeka Stiegler in der St. German-Straße im Zentrum gibt es "die Tüte für den guten Zweck".
"Wir haben für diese Menschen die selbe DNA, das selbe Motiv etwas zu tun", freut sich Stefan Wagner über die Hilfe. Da das Projekt SAS ausschließlich durch Ehrenamtliche gestemmt wird, gibt es keinerlei Verwaltungskosten. "Jeder Euro, der gespendet wird, geht an die Menschen", versichert Wagner. Im ehemaligen Kiosk am Festplatz können Menschen, die von Armut betroffen sind, duschen, ihre Kleider waschen, Kaffee trinken und sich die Haare schneiden lassen. Jeder ist Willkommen; keiner ist gezwungen, seinen Namen preis zu geben oder eines der Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Wer jedoch Hilfe möchte, der wird mit Rat und Tat unterstützt beziehungsweise zu weiteren Hilfsangeboten vermittelt.
Die Spenden der Edeka-Kundinnen und -Kunden sollen vor allem bei der mobilen Versorgung der Bewohner der städtischen Notunterkünfte mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln helfen. Hierzu wendet die SAS derzeit zwischen 20.000 und 25.000 Euro jährlich auf, die sie aus Spenden finanziert. "Diese Hilfe kommt direkt an", ist sich Benjamin Stiegler sicher. Und er ergänzt: "Ich vertraue auf die Spendenbereitschaft der Speyererinnen und Speyerer."
Stefan Wagner nutzte die Gelegenheit, um weitere Unterstützung aus der Politik zu bitten. Bereits jetzt reichen die Räumlichkeiten bei der SAS nicht aus. Zwar konnte man die Hilfen während Corona weitgehend aufrecht erhalten, musste aber pandemiebedingt nach draußen ausweichen - auch im Winter. "Wir brauchen neue Räume - oder eine Erweiterung", sagt Wagner. Aus der Politik war die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis zum Startschuss der neuen Kooperation gekommen.
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