BriMel trifft
Facharzt für Urologie Steffen Vollweiler
Speyer/Böhl-Iggelheim. Im Juni traf ich mich im Speyerer Sankt-Vincentius-Krankenhaus mit dem aus Böhl-Iggelheim stammenden Facharzt und Urologen Oberarzt Steffen Vollweiler, dessen Vortrag am 16. März leider wegen kollidierender Termine für mich ins Wasser fiel. Ich finde diese im Vortrag angesprochenen Themen jedoch gerade wegen der älteren interessierten und betroffenen Generation so interessant, dass ich meine Fragen in diesem Interview stellte.
??? Hallo Herr Vollweiler, es geht mir nicht aus dem Kopf, dass ich nicht kommen konnte. Sie hielten einen Vortrag über „Wenn’s pressiert oder tropft“, dem Tabuthema Blasenschwäche. War der Vortrag im Historischen Ratssaal in Speyer gut besucht?
Vollweiler: Ja, der Vortrag war sehr gut besucht – ca. 120 Besucher. Das zeigt das große Interesse an dem Thema. Im Anschluss an den Vortrag kamen auch viele Besucher mit persönlichen Fragen noch auf mich zu.
??? Planen Sie so einen Vortrag zu wiederholen? Muss ja nicht zwangsläufig in Speyer sein oder? Ich wette, da gibt es unheimlich Informationsbedarf.
Vollweiler: Aktuell ist im Sankt Vincentius Krankenhaus kein weiterer urologischer Vortrag geplant – allerdings zu anderen Themen in der Reihe „Treffpunkt Gesundheit“. Im Juli halte ich einen ähnlichen Vortrag mit dem Schwerpunkt auf männliche Inkontinenz bei einer Selbsthilfegruppe in der Südpfalz. Sicherlich wird es auch irgendwann wieder einen Vortrag zum Thema „Inkontinenz / Blasenschwäche“ in Speyer geben.
??? Sie sind jetzt spezialisiert auf die Blase. Sie hätten ja auch in der Schönheitschirurgie arbeiten können. Was hat Sie gerade daran interessiert?
Vollweiler: Auf das Thema Blasenschwäche und Inkontinenz bin ich mehr oder weniger zufällig im Rahmen der urologischen Weiterbildung gestoßen. Ich habe bemerkt, dass hier ein großer Aufklärungs- und auch Behandlungsbedarf besteht. Durch die entsprechende Fachweiterbildung habe ich mich dann weiter über spezielle Diagnostik- und Therapieverfahren informiert. Daraus haben sich dann die entsprechenden Sprechstunden und immer mehr auch die speziellen Inkontinenz-Operationen entwickelt. Es freut mich immer, wenn die Patienten dann nach erfolgter Therapie (konservativ oder operativ) berichten, dass ihr Problem behoben wurde und sie dadurch wieder viel Lebensqualität zurück gewonnen haben.
??? Von welchem Geschlecht werden Sie öfter kontaktiert? Männer oder Frauen?
Vollweiler: Das hält sich ungefähr die Waage; die Frauen liegen leicht vorne. Man kann wirklich sagen, dass das Thema beide Geschlechter betrifft.
??? Ich glaube, bei Männern ist es eher die Prostata, weshalb sie zu Ihnen kommen, bei Frauen Blasenentzündungen und wenn’s pressiert. Stimmts?
Vollweiler: Bei den Männern sind es vor allem Probleme nach vorausgegangenen Prostata-Operationen, z.B. Harninkontinenz. Bei den Frauen stehen Belastungsinkontinenz und Senkungsbeschwerden im Vordergrund. Eine überaktive Blase mit manchmal auch begleitender ausgeprägter Dranginkontinenz betrifft wieder beide Geschlechter.
??? Sie sind Leiter des Inkontinenz- und Beckenbodenzentrums und Oberarzt der Klinik für Urologie im Sankt-Vincentius-Krankenhaus in Speyer und Landau, wie ich dem Bericht über Sie aus der Zeitschrift „PROCURA“ entnehmen kann. Das liest sich nach viel Arbeit und ständigem Wechsel. Wie siehts aus? Wann sind Sie wo anzutreffen?
Vollweiler: Ja, das ist wirklich öfters herausfordernd und anspruchsvoll, aber immer interessant. Es müssen die Termine mit den Patienten und den Kliniken immer gut abgestimmt sein, damit ich auch jeweils für den richtigen Patienten am entsprechenden Ort bin. Feste Sprechstunden-Termine gibt es in Landau immer dienstags und in Speyer mittwochs. An diesen Tagen finden dann auch die speziellen Untersuchungen, beispielsweise Urodynamik, Cystoskopie, Röntgen, Ultraschall etc. statt. An den anderen Tagen werden dann die operativen Eingriffe geplant bzw. durchgeführt.
??? Also das Tabuthema muss nicht tabu bleiben. Sie sprechen da ganz offen mit ihrem Patienten darüber; da braucht niemand Scham zu haben. Wie nehmen Sie ihnen die Angst darüber zu sprechen?
Vollweiler: Ich kommuniziere ganz klar, dass Inkontinenz, Blasenschwäche oder generell Probleme mit dem Beckenboden sehr häufig auftreten und die Patienten keinen Einzelfall darstellen. Außerdem sage ich ihnen, dass bei entsprechender Diagnostik und Therapie das Problem eigentlich immer verbessert und oft auch ganz behoben werden kann. Also kurzum: Es lohnt sich, mit solchen Problemen seinen Arzt anzusprechen.
??? Es gibt also für jeden Mann und jede Frau eine Möglichkeit, der Blasenschwäche beizukommen? Es muss auch nicht immer eine Operation sein oder? Welche Möglichkeiten gibt es noch, dem Herr zu werden?
Vollweiler: Vor einer operativen Inkontinenz-Therapie werden in der Regel immer sämtliche möglichen konservativen Verfahren dem Patienten oder der Patientin angeboten. Da gibt es neben physiotherapeutischen Maßnahmen auch die Elektrotherapie, Urotherapie und verschiedene Medikamente. Häufig kann dadurch dann die Operation vermieden oder zumindest für längere Zeit hinausgezögert werden.
??? Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen und mir meine Fragen beantwortet haben.
Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer
Klinik für Urologie
Holzstr. 4a, 67346 Speyer
Termine über die Urologische Ambulanz
Telefon: 06232 133-311
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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