Zunächst auf Probe
Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht
Speyer. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Generalvikar Andreas Sturm haben eine Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation im evangelischen und katholischen Religionsunterricht unterzeichnet. Gleich lautende Vereinbarungen werden von den leitenden Geistlichen der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie den Bischöfen von Limburg, Mainz und Trier unterzeichnet.
Das Pilotprojekt soll an einzelnen Schulen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Formen eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichtes erproben. Kirchenpräsidentin und Generalvikar möchten damit die gemeinsame Verantwortung für einen starken Religionsunterricht angehen.
Der Religionsunterricht bleibe nach wie vor katholischer oder evangelischer Religionsunterricht, „auch wenn er phasenweise in konfessioneller Kooperation, etwa durch einen Wechsel der Lehrkraft oder eine Durchmischung der Lerngruppen stattfinde“, so Dorothee Wüst. Das mit den Ländern Rheinland-Pfalz und Saarland abgestimmte Modell ist Religionsunterricht gemäß Art. 7 Abs. 3 Grundgesetz. Es knüpft an bereits bestehende Kooperationsmöglichkeiten, wie etwa die Zusammenarbeit der Fachschaften, zeitweiliges Team-Teaching von bestimmten Themen oder Unterrichtsprojekte in gemischt-konfessionellen Lerngruppen an. „Wir wollen mit der religiösen Bildung erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler sich zu Mündigkeit, ethischer Urteilskraft und Toleranz befähigt fühlen“, sagt Andreas Sturm. „Reflektierte ökumenische Offenheit und konfessionelle Eindeutigkeit“ seien die Grundsätze des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts.
„Das Projekt ist eine konsequente fachliche Weiterentwicklung. Die katholischen und evangelischen Schülerinnen und Schüler sind gemeinsam auch Christinnen und Christen und lernen als solche künftig noch intensiver miteinander“, unterstreicht Dr. Irina Kreusch, Leiterin der Hauptabteilung Schulen, Hochschulen und Bildung des Bischöflichen Ordinariats. Dies entspreche ihrer Lebenswelt und ihren religiösen Biographien in Familie und Schule. Gerade für Grundschülerinnen und Grundschüler seien Jesus und die biblischen Geschichten konfessionsverbindende Elemente.
Der Bildungsdezernent der Evangelischen Kirche der Pfalz, Oberkirchenrat Claus Müller, ergänzt: „Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht ermöglicht es, im Gespräch mit anderen die eigene Identität zu entwickeln. Er hilft damit, religiöse Orientierung in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft zu gewinnen. So trägt er gleichzeitig zur Meinungsvielfalt unserer Gesellschaft bei.“
Mehrjährige Erprobungsphase
Das Pilotprojekt wird von den Kirchen und Diözesen in gemeinsamer Verantwortung aktiv begleitet und unterstützt und nach der mehrjährigen Erprobungsphase ausgewertet. Konzepte zur Umsetzung, zunächst im Primarbereich, anschließend in der Sekundarstufe I, wurden mit dem rheinland-pfälzischen und dem saarländischen Bildungsministerium abgestimmt und werden derzeit konkretisiert. Weitere Informationen sind über die Schul- bzw. Bildungsabteilungen der jeweiligen Landeskirchen und Bistümer zu erhalten.
An allen allgemeinbildenden, berufsbildenden und Förder-Schulen haben Schülerinnen und Schüler das Recht und die Möglichkeit zu konfessionellem Unterricht. Dies betrifft etwa 600 Schulen in diesem Gebiet, rund 2.000 katholische und evangelische Religionslehrkräfte haben den Auftrag ihrer Kirche dazu.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.