Interview mit SKG-Präsidentin Eva Wöhlert
Konfetti im Wohnzimmer
Speyer. Die Fasnachtskampagne 2020/21, auch sie ist in weiten Teilen der Pandemie zum Opfer gefallen. Die Speyerer Karnevalgesellschaft hat versucht, zu retten, was zu retten ist, und die Kampagne kurzerhand ins Netz verlegt. Aber kann so eine Online-Kampagne wirklich Fasnachtsstimmung transportieren? Cornelia Bauer sprach mit Eva Wöhlert, der Präsidentin der SKG.
???: Wie ist die Stimmung bei den Speyerer Narren?
Eva Wöhlert: Wir haben viel positive Resonanz auf unsere Online-Kampagne. Seit 11. November versuchen wir, jeden Mittwoch pünktlich um 19 Uhr mit einem Video Fasnachtsstimmung in die Wohnzimmer zu bringen. Dass das auf dem Sofa daheim nicht so zuverlässig klappt, wie bei unseren Präsenzveranstaltungen ist, glaube ich, jedem klar. Aber die Speyerer wissen zu schätzen, dass wir überhaupt etwas machen. Und wir erreichen im Netz auch eine neue Zielgruppe, die sich bislang nicht für unsere Fasnachtsveranstaltungen interessiert hat.
???: Also Werbung für die Zeit nach Corona?
Eva Wöhlert: Auch. Wir wollen aber vor allem die Bindung zu unseren Publikum, zu den Freunden der Speyerer Fasnacht und zu unseren Mitgliedern nicht verlieren, möchten sie zu vergangenen Veranstaltungen mitnehmen und Fasnachtsstimmung wecken. Wir möchten die Menschen erreichen, auch wenn der persönliche Kontakt fehlt. Wenn die Speyerer Fasnacht dadurch zusätzlich neue Freunde gewinnen kann, um so besser.
???: Die heiße Phase der Fasnacht kommt erst noch: Was haben Sie noch geplant?
Eva Wöhlert: Wir haben - unserem Kameramann Georg Hirth sei Dank - sehr viel Archivmaterial vergangener Veranstaltungen - und möchten möglichst einen breiten Querschnitt zeigen. Unser Ziel ist es, ab dem Schmutzigen Donnerstag jeden Tag ein Video online zu stellen - zum Beispiel an Rosenmontag eines für Kinder. Als Ersatz für die ausfallende Kinderfasnacht. Wir versuchen, aus allen Veranstaltungen etwas zu zeigen, nur auf Beiträge mit Musik müssen wir leider verzichten. Wegen der Gema. Mein Team und ich hoffen, mit der digitalen Fasnacht eine kleine Freude zu machen und ein wenig Konfetti ins Wohnzimmer zu zaubern.
???: Für den Verein bedeuten Präsenzveranstaltungen immer auch Einnahmen. Wie ist es wirtschaftlich um die SKG bestellt?
Eva Wöhlert: Zum Glück hat mir mein Vorgänger und jetziger Ehrenpräsident Daoud Hattab einen wirtschaftlich stabilen Verein übergeben. Natürlich fehlen uns die Einnahmen; wir haben versucht, das zum Teil über die Teilnahme am Stadtwerke Crowdfunding zu kompensieren. Aber: Auf Dauer geht das natürlich nicht gut.
Wir haben uns relativ spät entschieden, komplett auf Präsenzveranstaltungen zu verzichten. Zum Glück arbeiten wir im Präsidium flexibel und lösungsorientiert zusammen. In einer normalen Kampagne ist die Arbeit auf viele Schultern verteilt; bei der Online-Kampagne ist vor allem Vizepräsident Marco Neskudla gefragt, der die Veranstaltungen sonst digital begleitet. Jetzt liegt die Hauptarbeit bei ihm und bei Sitzungspräsident Horst Kapp, der alle alten Beiträge kennt und deshalb eine große Hilfe ist.
???: Noch stecken Sie mitten in der Online-Kampagne, aber beschäftigen Sie sich auch schon mit der nächsten Kampagne?
Eva Wöhlert: Die Termine für die nächste Kampagne stehen. Ein dickes Fragezeichen ist noch an der Stadthalle, die ja mindestens bis Jahresende Impfzentrum sein wird. Niemand hat eine Glaskugel, aber wir bereiten uns vor und planen. Derzeit noch unter Vorbehalt, aber wir sind hoffnungsvoll, im kommenden Jahr unser Publikum wieder begrüßen zu dürfen.
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