Der Speyerer Dom wird permanent saniert
Moderne Technik im alten Gemäuer
Speyer.Bei der Restaurierung des Speyerer Doms kommen traditionelle Materialien und Techniken zum Einsatz, aber auch modernste Technik, etwa bei der Überprüfung der Säulen in der Zwerggalerie
Fast 900 Jahre steht der Dom
Hier dieser Mörtel aus den 60er Jahren ist vollkommen ungeeignet, zeigt der Speyerer Dombaumeister Mario Colletto den dunklen Mörtel, der aussieht wie Feuerstein. Er ist viel zu fest, fester als der Sandstein aus dem der Speyerer Dom errichtet ist. Seit fast 900 Jahren steht der Dom nun da, hat Kriege und Brände, Wetter und auch die Sanierung in der Wirtschaftswunderzeit überstanden.
An dem Dom wird eigentlich immer gearbeitet. Hauptsächlich sind dies Steinmetzarbeiten, „weil bei uns alles aus Stein ist“, sagt der Baumeister. Aber auch Schlosserarbeiten und Glaserarbeiten fallen an. Der Dom hat gut 260 Fenster. Die glatten Steine sind wenig anfällig. Denn Stein wird mit der Zeit immer härter und damit stabiler. Es kommt eher bei ornamentalen Elementen zu Schäden. Bei einem Ornament wird die Oberfläche vergrößert und bietet somit mehr Angriffsfläche.
Aktuell werden die Säulen in der Zwerggalerie überprüft. Arbeiter markieren die Messpunkte und messen die Dicke des Materials mit einem sogenannten Messzirkel, der aussieht wie eine Wünschelrute aus Stahl. „Mit solch einem Gerät haben die Handwerker im Mittelalter schon gearbeitet“, sagt Colletto. Im Kontrast dazu wird dann mit Ultraschall-Technik gemessen. Ein Arbeiter hält Sender und Empfänger an die markierten Punkte. Der andere Arbeiter hält das Messgerät in den Händen, auf dem die Geschwindigkeit des Schalls aufgezeichnet wird: Je schneller der Schall, desto härter das Material. Gibt es Risse oder andere Schäden, benötigt der Schall länger.
Modernste Messmethoden, traditionelle Technik
„Durch die Ultraschallmessungen brauchen wir nicht bohren, um die Stabilität der Säulen zu prüfen“, sagt Dombaumeister Colletto. Ansonsten bedient er sich lieber traditioneller Technik. Bis vor knapp 100 Jahren gab es nur etwa 200 unterschiedliche Baumaterialien, deren Wechselwirkungen untereinander bekannt sind, so der gelernte Architekt. Heute dagegen gibt es rund 350 000 unterschiedliche Materialien am Bau und keiner weiß, wie das eine auf das andere reagiert.
„Unser Zeithorizont sind 100 bis 150 Jahre nicht wie bei modernen Bauten 30 oder höchstens 50 Jahre“, erklärt Colletto. So lang ist der Turnus bis an einer Stelle wieder restauriert wird. Das Hauptproblem für den Dombaumeister ist, hochwertiges Material zu finden. Vor allem Eisen wird heute nicht mehr so hergestellt wie früher und hat deshalb nicht mehr die Qualität. Auch Holz und Glas sind problematisch. „Alles andere stellen wir selbst her“, sagt Colletto. „Beim Bauen ist es wie beim Kochen“, sagt Colletto, „wenn die Zutaten gut sind, wird auch das Essen gut.“ Wie ein Koch die guten Zutaten für das Essen sucht sich der Dombaumeister die hochwertigen Materialien für den Dom bei verschiedenen Produzenten zusammen. rk
Der Dom zu Speyer
Der salische Herrscher Konrad II. hat den Bau des Speyerer Doms um das Jahr 1027 in Auftrag gegeben. Wahrscheinlich 1061 wurde der Dom unter seinem Enkel Heinrich IV. eingeweiht. Allerdings gab er auch den Auftrag für einen Komplettumbau. Er gab der Kathedrale die Gestalt, die wir sie kennen. Bis zu seinem Tod 1106 war der Dom fertig gestellt. Der romanische Bau ist 134 Meter lang und die Osttürme haben ohne Wetterfahne eine Höhe von 71,20 Metern. Der Speyerer Dom ist heute die größte erhaltene romanische Kirche und seit 1981 Weltkulturerbe. rk
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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