Kirchenmitgliedszahlen
„Mut und Ideen statt Angst und Wehmut“
Speyer | Hannover. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat am heutigen Dienstag ihre Mitgliedschaftsstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt 19.150.000 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Das sind rund 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang 2,6 Prozent.
Die Zahl der Ausgetretenen liegt mit 380.000 rund ein Drittel höher als im Vorjahreszeitraum. Zweiter wesentlicher Faktor für die Mitgliederverluste des vergangenen Jahres ist die weiterhin hohe Zahl der Sterbefälle, die mit 365.000 noch leicht über der des Vorjahres liegt. Die Aufnahmen liegen mit rund 19.000 auf Vorjahresniveau. Einen deutlichen Anstieg um 37 Prozent gab es im Vergleich zum Vorjahr bei den Taufen. Sie lagen mit 165.000 wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.
Auch die Evangelische Kirche der Pfalz hat im Jahr 2022 weiter Mitglieder verloren. Zum Stichtag am 31. Dezember 2022 lag die Gesamtzahl der Kirchenmitglieder bei 456.498 und sank damit voraussichtlich um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Austritte aus der Landeskirche wuchs um 39 Prozent (2.578 Personen) auf 9.123 an. Im selben Zeitraum gab es landeskirchenweit 4.010 evangelische Taufen und 528 Eintritte, gegenüber 3.125 Taufen und 394 Eintritten im Jahr 2021. Die Zahl der Verstorbenen lag bei 8.957.
"Verloren gegangenes Vertrauen wieder aufbauen"
„Niemand kann diese Zahlen schönreden. Aber wir dürfen jetzt nicht in Schockstarre wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen, alten Zeiten nachtrauern – und warten, was passiert. Wir müssen alles dafür tun, verloren gegangenes Vertrauen wiederaufzubauen. Nicht Angst und Wehmut weisen uns den Weg zu den Menschen, sondern Mut und frische Ideen. ,Du bist ein Gott, der mich sieht‘, lautet die Jahreslosung. Und genau das ist und muss auch Kirche für alle erfahrbar sein: Ein Ort, an dem Menschen gesehen werden, sich aufgehoben fühlen, zur Ruhe kommen oder neue Impulse erfahren. Ein Ort, an dem Menschen sich nicht optimieren müssen, sondern einfach nur selbst sein dürfen. Ich bin überzeugt, dass wir als Kirche dieses menschliche Grundbedürfnis nach Geborgenheit, Angenommensein und Sichtbarkeit erfüllen können“, sagt die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst.
In einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD von 2021 zu Gründen für den Kirchenaustritt benennt nur eine Minderheit einen konkreten Anlass für den Kirchenaustritt. Dabei zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem Alter: Jüngere Befragte veranschlagen konkrete Anlässe seltener als Ältere, und sie geben häufiger an, diesen Schritt schon länger entschieden zu haben. Bei den weiterreichenden Gründen für den Kirchenaustritt kristallisiert sich die persönliche Irrelevanz von (christlicher) Religion und Kirche als eine offenbar überdauernde Dimension heraus. Auch die Ersparnis der Kirchensteuer ist ein häufig genannter Grund. Damit bestätigt sich die geläufige Figur der „Kosten-Nutzen-Abwägungen“ zur Kirchenmitgliedschaft.
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