BriMel unterwegs
„Winzerkrieg“ als Premierenlesung

- Uwe Ittensohn bei der Premierenlesung seines Buches "Winzerkrieg"
- Foto: Johann-Peter Melder
- hochgeladen von Brigitte Melder
Speyer. Der bekannte Autor Uwe Ittensohn hatte sich für seine Premierenlesung am 8. März die wundervolle Location „Alter Stadtsaal“ ausgesucht. Die Einladung erfolgte durch den KIWANIS-Club Speyer und es war bereits die 13. Kiwanis Literatur & Genuss Benefizveranstaltung. Der Weinkrimi ist bereits der siebte Band aus der spannenden Krimireihe des fleißigen Schriftstellers und erblickte gerade im Februar die Literaturlandschaft. Dieses Mal geht die Reise von der Pfalz bis nach Spanien und deshalb gab es in der Pause auch spanische Spezialitäten. Der Erlös der Veranstaltung geht an das Speyerer Schulranzenprojekt des Kiwani-Clubs.
Kiwanis ist eine weltweite Organisation von Freiwilligen, die sich aktiv für das Wohl von Kindern und der Gemeinschaft einsetzen. Kiwanis verbindet Menschen und bietet den Rahmen für ehrenamtliches Engagement, mit dem das Leben von Kindern nachhaltig positiv beeinflusst wird. Der Kiwanis Club Speyer wurde offiziell am 14. September 2010 mit 11 Mitgliedern gegründet. Eine der Mitbegründerinnen ist die umtriebige Böhl-Iggelheimerin Tina Krauß (kreativhaus h6), die an diesem Abend charmant wie immer den Einlass managte.
Die diesjährige Kiwanis-Club Speyer Präsidentin Eva-Constanze Gröger (Juristin und Autorenkollegin) gesellte sich zu Uwe Ittensohn auf die Bühne und blieb auch dort, um mit ihm während seiner Lesung im Gespräch zu bleiben und ihn zu den einzelnen Passagen des 379 Seiten dicken Buches zu interviewen. „Wir sind stolz, dass wir ihn hier haben!“ meinte sie dankbar. Sein Buch läge frisch aus dem Druck auf dem Merchtisch sowie auch all seine anderen, die er am Ende der Veranstaltung auch signieren wolle. Sie ging ein wenig auf die Arbeit der KIWANI ein, dass sie sich für sozial schwache Kinder in Speyer und Umgebung einsetzen und bedankte sich bei den Sponsoren. Mit einem Gläschen Sekt stießen die beiden Akteure auf einen schönen Abend an. In lockerer Weise stellte sie Uwe Ittensohn vor, der zu seinen vielen Hobbys auch als Dozent für Betriebswirtschaft an der Hochschule tätig ist, frotzelte noch ein wenig und hieß dann Bürgermeisterin Monika Kabs willkommen, die sich mit ein paar Begrüßungsworte ans Publikum wandte. Sie erzählte, wie ihr Kennenlernen zustande kam und sie seitdem die Rolle der Annika Raps zugedacht bekommen hat. Auch sie hatte sein Buch wie ich im Urlaub lesen können und war begeistert. Sie freute sich, dass die heutige Lesung ausverkauft sei.
Uwe Ittensohn erzählte, dass er auch Weintrinker und -kenner sowie Weinbotschafter sei und hat sich die fiktive Rolle des Stadtführers anheim genommen. Er geht in den Schreibprozess, muss recherchieren und braucht dazu kompetente Berater, wovon einige heute im Saal seien, bei denen er sich bedankte. Juristische Fragen klärte er mit Eva-Constanze Gröger ab, im medizinischen Bereich half ihm Frau Dr. med. Uta Müller-Klemm, die er auf dem Stadtfest kennengelernt hatte und sozusagen gemeinsam die Autopsie machten. Neben den Recherchen schreibe man, dann käme die Unsicherheit und dann brauche man Testleser wie Sandra Lode (Lektorin) sowie Sabine und Frank Seidel, die aus Sicht des Lesers Anregungen gaben. Es waren auch ganz viele Winzer mit im Spiel, die bei der Recherche gerne zur Verfügung standen. Beim Titelbild „Weintrauben“ des neuen Buches sollte man denken, es spiele sich in den Weinbergen ab, aber nein, die Tat wurde in der romantischen Stadt Speyer verübt. Dann begann die tatsächliche Lesung mit dem Auffinden der Leiche um 6.15 Uhr in der Nähe der Rheinpromenade. Und wie er las, war wieder einmal meisterlich mit hohem schauspielerischem Potential. Es ist nochmal eine ganz andere Nummer, ob man für sich selbst das Buch zu den Einzelheiten der aufgefundenen Leiche liest oder er dramatische Akzente setzt. Es wurde einem nie langweilig und besonders gelungen war die Idee, im Hintergrund fotografisch die einzelnen Szenen „an die Wand zu werfen“, so konnte man sich ein Bild von den Örtlichkeiten machen.
Im zweiten Kapitel kam dann die Kriminaltechnik zum Zuge und Ittensohn bemerkte, dass reale Fälle im Gegensatz zum TV-Tatort immer zuerst die Kriminaltechniker vor Ort seien und erst in der dritten Reihe die Kommissare den Tatort betreten dürfen. Der Direktorin der Rechtsmedizin, Frau Prof. Dr. Astrid Schmollinger-Backhaus, hatte er eine ganz besondere Sprachweise zugedacht. Und auch die waschechten Pfälzer Winzer mit ihrem breiten Dialekt wusste er wunderbar zu imitieren.
Zwischendurch wieder Fragen von Eva-Constanze Gröger zu seinen Protagonisten, wie er auf die Charaktere komme. Er dachte an Patchworkpersonen, von jedem etwas sei etwas dabei. Auf die Frage, ob er persönlich jeden Tag morgens um 6 Uhr zum Joggen ginge musste er lachen. Nein, das sei Fiktion, aber die Besichtigung vor Ort sei unerlässlich, das kann man nicht vom Schreibtisch aus.
Das nächste Kapitel befasste sich mit der Leiche namens Kuno Körber, dessen Identität schnell festzustellen war, er hatte seinen Ausweis dabei. Man durchforstete seine Vinothek in Deidesheim und Finanzen. Das komische an diesem Todesfall war, dass es anscheinend keine Tatwaffe gab. Aber dieser Umstand ließ den Privatschnüffler nicht los und er vergrub sich in den Fall. Der Abschiedsbrief sei in den sozialen Netzwerken publiziert worden und nicht wie früher auf einem handgeschriebenen Blatt Papier. So ändern sich die Zeiten, aber somit fällt auch eine Schriftprobe weg. Auf die Frage, was die größte Krimilüge sei, antwortete er, dass seltsamerweise kaum die Hülsen von den Kugeln gefunden werden, die jedoch aus jeder Schusswaffe fallen. Mit den Worten „Wir schießen nicht scharf, wir schießen in die Pause“ ging es in solche. Hier im Erdgeschoß wurden leckere Köstlichkeiten aus der spanischen Küche kredenzt und das Publikum war voll des Lobes. Da hatten sich bereits am Tag zuvor die fleißigen Kiwanis voll ins Zeug gelegt.
Anschließend las er das Kapitel aus Kuno Körbers jungen Jahre während seiner Ausbildungszeit in Spanien, wo der herrliche Rioja seine Heimat hat. Ittensohn erklärte fachmännisch wie eine Gärung zustande kommt. Mit dem Weingut in der Pfalz ein paar Kapitel weiter, wo er sich in einer horrorartigen Szene befindet. Krach im dunklen Weinkeller bei den Edelstahltanks und den detailgetreuen Fund einer in diesem Tank steckenden Winzerin. Er befreite sie aus dem Tank mit einer unmenschlichen Kraftanstrengung, da das Loch ziemlich eng war und fühlte sich als Held.
Nach Fragen aus dem Publikum meldete sich eine Dame vom Niederrhein, die heute extra so weit fuhr, um bei dieser Lesung teilnehmen zu können. Ittensohn gestand, dass sein Lieblingswein Sauvignon Blanc sei, den er spannend finde und es müsse zu Käse auch nicht immer Rotwein sein. Wie lange er für ein Buch brauche? Er braucht für ein Buch ein Jahr, das dann vertraglich für den Verlag abgegeben sein muss. Zuerst komme die Recherche mit dem Plot, dann der Bauplan, damit der Gedankenfluss nicht unterbrochen wird und zum Schluss wird nochmal Korrektur gelesen und die Feinarbeit kann beginnen.
Uwe Ittensohn hatte seine ganze Gage dem Verein gespendet. An den Schulranzen sollte man nicht auf den ersten Blick erkennen, ob der Träger nun mittellos oder reich ist, denn so würde gleich jemand zum Klassenlooser avanciert. Zum Dank bekam er einen Gutschein aus Speyer und man wolle ihn motivieren, durch Speyer zu gehen und für ein Kochbuch Rezepte zu sammeln mit dem Titel „Andrés Kochbuch“ in Bezug zu seinem Pseudonym als André Sartorius. Es seien noch viele weiße Seiten, die auf Beschriftung warten. Es war eine recht kurzweilige Veranstaltung in einem wundervollen Rahmen. Herzlichen Dank dafür! Und für alle Interessierten, die heute keine Karte mehr bekommen haben, noch die beiden nächsten Veranstaltungen zum Buch „Winzerkrieg“: Am 13. März im Weingut Braun, Meckenheim und am 2. April im Mediterraneo in Speyer. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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