Speyerer Studenten drehen zweiten Kurzfilm
Spielst Du noch oder lebst Du schon?
Speyer. Der Alte Stadtsaal ist dunkel, nur wenig Licht erhellt die Szene auf der Bühne. Dort stehen Reg und Louisa. Er flüstert ihr ins Ohr. Redet auf sie ein. Reißt sie weg. Cut. Schon ganz gut, aber David Schneider ist noch nicht hundertprozentig zufrieden. "Kannst Du etwas lauter flüstern!", bittet er Levi Tounkara, der den Reg spielt. Nochmal von Anfang. Alle gehen auf ihre Position. Kamera läuft. Ton läuft. Und bitte!
Maskerade - Spielst Du noch oder lebst Du schon? - So heißt der neue Kurzfilm von Martin Kuznetsov und David Schneider von Code MD. Vor zwei Jahren haben die beiden zufällig das Musikvideo "Dramaturgy" von Eve angeschaut. Darin geht es um Maskeraden in der Gesellschaft, darum, dass Menschen sich verstellen, eine Maske aufsetzen. Doch wer eine Maske aufhat, kann niemals er selbst sein. Kann man keine Maske aufhaben? Und wie sähe ein Leben ohne Maske aus?
Die beiden jungen Filmemacher wussten sofort: Das ist der Stoff für ihren nächsten Kurzfilm. David hat die Story in nur einer Nacht aufgeschrieben. Wie bereits in "With Out You" soll "Maskerade" durchaus eine Message transportieren, dabei aber nicht belehren. Es geht den beiden Studenten aus Speyer nicht darum, mit ihrem Film allgemein gültige Antworten zu liefern, vielmehr wollen sie die Zuschauer dazu anregen, ihr eigenes Tun zu hinterfragen und - im besten Fall - für sich selbst individuelle Antworten zu finden.
Schon bei ihrem ersten gemeinsamen Kurzfilm haben David und Martin gemerkt, dass sie sich perfekt ergänzen: "David ist das Hirn und ich bin der ausführende Muskel", sagt Martin Kuznetsov über die Zusammenarbeit. David Schneider schreibt und führt Regie, Martin Kuznetsov kümmert sich um Kamera und Schnitt. Gemeinsam haben sie am Schwerd-Gymnasium ihr Abitur gemacht und im Anschluss in Stuttgart zu studieren begonnen. David studiert Medienwirtschaft, Martin audiovisuelle Medien. Ihr Ziel: weiter zusammen Filme machen, um damit auch irgendwann den Lebensunterhalt zu verdienen.
Heute drehen die beiden Studenten nach, was sie bei der Sichtung des Filmmaterials von gestern nicht überzeugt hat. Zwischendurch sagt Regieassistentin Fiona Nastainczyk vom Bühnenrand den Zeitplan an. Es geht nicht alleine um Qualität, es geht auch um Tempo. Der Film soll fertig werden. Better done than perfect. Vier Drehtage hat das Team im Kinder- und Jugendtheater angesetzt. Es folgen noch Drehs in einer angemieteten Location und auf der Straße. Die Straßenszene wird Anfang Juni gedreht; dafür suchen die beiden Jungfilmer noch Statisten. Wer dabei sein möchte, meldet sich gerne per E-Mail an codemd.casting@gmail.com
Auf der Bühne sagt Louisa gerade: "Ich kann nicht schauspielern." Und Reg antwortet: "Papperlapapp – alle schauspielern. Ständig. Immer." Genau darum geht es in dem Kurzfilm: Beim Abendessen mit der Familie ist Louisa (Hedda Henneböhl) eher abwesend, als sie ein Lachen hört, das sie keinem ihrer Familienmitglieder zuordnen kann. Das Lachen teleportiert sie in eine andere Welt, direkt auf eine Bühne, wo sie auf Reg alias Levi Tounkara trifft. Für Reg - von Regisseur - sind alle Menschen Schauspieler. Er lässt Louisa durch seine Brille einen Blick auf die Welt werfen, wie er sie sieht: Alle Menschen tragen Masken. Auch sie. Am Ende sitzt Louisa wieder mit ihrer Familie am Esstisch, doch fortan sieht sie die Welt mit anderen Augen, weil jetzt auch sie sieht, dass jeder eine Maske trägt.
Coronabedingt musste der Dreh mehrmals verschoben werden. Dadurch steckten einige der eingeplanten Schauspieler bei Drehbeginn mitten in den Abiturprüfungen; es wurde neu gecastet. Für Hedda ist es ihre Premiere als Schauspielerin - und das gleich in einer von zwei Hauptrollen. "Maskerade" ist kein No-Budget-Film mehr, aber das Budget ist immer noch low: 2.500 Euro stecken die jungen Filmemacher aus eigener Tasche in geliehenes Equipment, in Anreisen, in Verpflegung und in ein ganz besonderes Kostüm für Reg. Geplant ist, das über eine Crowdfunding-Kampagne zu refinanzieren.
Geld kriegt für seine Arbeit hier niemand. Auch nicht Sandra Steinbach, Ex-Tatort-Schauspielerin aus Berlin. Die Filmstudenten haben die Schauspielerin mit den Speyerer Wurzeln von ihren Projekt überzeugt. Sie spielt die Mutter von Louisa. Eine kleine Rolle, aber Martin und David sind froh und dankbar, sie mit an Bord zu haben. Unterstützt werden die Dreharbeiten auch vom Kinder- und Jugendtheater Speyer. Den fertigen Film wollen die beiden Speyerer bei Filmfestivals und Filmpreisen einreichen.
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