Stellungnahme der Ehrenamtlichen Helfer zur Situation der SAS
Speyer. Seit dieser Woche steht die Soziale Anlaufstelle Speyer, kurz SAS, im ehemaligen Kiosk am Speyerer Festplatz unter Federführung des ASB Speyer. Nachdem die Stadt zuvor angekündigt hatte, nicht mehr mit dem bisherigen ehrenamtlichen Initiator und Leiter des Obdachlosen-Projektes, Stefan Wagner, zusammenarbeiten zu wollen, hatten alle Ehrenamtlichen sich aus dem Projekt zurückgezogen. Hier nehmen sie Stellung zur Situation der SAS:
"Wir als ehrenamtliche Helfer der SAS möchten zu den Ereignissen in den letzten Wochen rund um die SAS Stellung nehmen. Wir bedauern das Ende des Projektes SAS in der bisherigen Form sehr. Es war uns Ehrenamtlichen über mehrere Jahre gelungen, eine Anlaufstelle für Hilfsbedürftige, Wohnungs- und Wohnsitzlose zu etablieren. Neben dem Angebot an Diensten des täglichen Bedarfes, allgemeiner Hilfe und Unterstützung wurde eine Basis gegenseitigen Vertrauens und persönlicher Wärme aufgebaut. Einige unserer Gäste nannten die SAS oftmals "ihre Familie".
Geprägt von Herzlichkeit und Wärme
Auch das Verhältnis unter uns Ehrenamtlichen war von großer Herzlichkeit und Wärme geprägt. Es war für uns alle eine Herzensangelegenheit, Menschen in Not zu helfen. Und es war für uns immer eine Wohltat, wenn einer unserer Gäste z.B. eine neue Arbeitsstelle, eine Wohnung, einen neuen Halt im Leben gefunden hatte und wir dabei helfen konnten. Auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten waren wir in Notfällen für unsere Gäste da. Wir erinnern uns mit Stolz daran, dass wir trotz der Schwierigkeiten in der Coronazeit, unseren Service, zwar eingeschränkt, aufrecht erhalten konnten und dass wir den oft verängstigten Gästen mit Rat und Tat zur Seite standen.
Unser Projektleiter Stefan Wagner war bei allem der konstruktive Ideen- und Fantasiegeber, immer eine Quelle neuer Angebote für unsere Gäste, und inspirierte uns immer wieder in hohem Maße. Neben dem erfolgreichen 'Sammeln' von Spenden und intensiver Werbung für das Projekt - sogar auf dem Betzenberg in Kaiserslautern vor mehr als 30.000 Zuschauern - initiierte er auch die monatliche Verteilung von Lebensmitteln („Hilfslieferung“) an zirka 100 Familien in Speyerer Notunterkünften, sowie die Besorgung von dringend benötigten Haushaltsgeräten. Es soll auch erwähnt werden, dass er zu den Initiatoren der Mittwoch-Suppenküche in St. Hedwig gehört, die gerade ihr einjähriges Bestehen feiert, leider ohne ihn zu erwähnen.
"Wir sind sehr stolz auf das Erreichte"
Für ihn war die SAS mehr als nur eine Herzensangelegenheit, es war ein Lebenswerk, für das er all seine Kraft und Möglichkeiten einsetzte. Die SAS sollte immer mehr als nur eine 'Suppenküche' sein und das zu realisieren ist uns gemeinsam gelungen. Wir sind sehr stolz, was wir als Team aus Ehrenamtlichen und Projektleiter Wagner in den vergangenen Jahren erreicht haben. Die Leistung von Herrn Wagner für die Bedürftigen in Speyer und auch für die Stadt selbst kann gar nicht hoch genug angesetzt und gewürdigt werden. Leider fehlt in all den jüngsten Stellungnahmen der Stadt das nötige Gespür und die Anerkennung und Achtung für seine Person und Leistung.
Wir haben aus der Zeitung und dem Rundfunk erfahren, dass der ASB das Projekt SAS nun weiterführt. Es hat uns sehr verwundert, dass weder Vertreter der Stadt Speyer noch des ASB auf uns Ehrenamtliche zugegangen sind, um an unseren Erfahrungen der letzten Jahre zu partizipieren und sich mit uns auszutauschen. Leider gab es in der Vergangenheit und auch in den letzten Wochen keine persönlichen Kontakte mit uns. Wir haben das sehr bedauert und konnten es nicht verstehen.
Wie mehrfach von Stefan Wagner geschildert und angemahnt, hat die SAS seit langer Zeit ein akutes Raumproblem. Unser Hilferuf an die Verantwortlichen der Stadt Speyer, jetzt für den Winter eine brauchbare Lösung zu schaffen, war ungehört verhallt. Eine Lösung des Problem, das unserer Meinung nach, nur mit einem Winter-Notbetrieb mit eingeschränkten Hilfsangeboten in der derzeitigen Raumsituation zu lösen wäre, ist bisher in den uns bekannten Verlautbarungen nicht erörtert worden. Letztendlich führte dies ja zum Entschluss der Stadt Speyer die Projektleitung in andere Hände zu geben. Dass dies aufgrund der gesundheitlichen Situation von Herrn Wagner nun so plötzlich erfolgte, bedauern wir umso mehr."
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