EU verbietet viele Farben
Tattoos ab Januar nur noch Schwarz und Grau?
Speyer. "Save the Pigments" heißt eine Petition, mit der sich Tätowierer aus ganz Europa gegen Einschränkungen durch die EU wehren. Ab Dienstag, 4. Januar, verbietet die EU viele Inhaltsstoffe, die in gängigen Tätowierfarben enthalten sind. Die sogenannte REACH-Verordnung gilt als eines der strengsten Chemikaliengesetze der Welt. Das bedeutet möglicherweise das Aus für viele bunte Tattoos. Und damit für eine sehr alte Kunst. Viele Tattoostudios fürchten negative Auswirkungen auf ihr Geschäft - und das in durch die Pandemie eh schon schwierigen wirtschaftlichen Zeiten.
Auch alle drei Tätowierer bei Artgerecht Tattoo in Speyer haben die von ihrem Bundesverband initiierte Petition unterzeichnet. Genutzt hat es nichts. Ab Dienstag ist den Herstellern der Verkauf vieler Farben verboten, die Tätowierer dürfen sie weder kaufen noch benutzen. Nur noch Schwarzmalerei im Tattoostudio? Auch dafür dürfen viele alte schwarze Farben nicht mehr genutzt werden. Die Hersteller haben sich aber bei Schwarz bereits auf die neue Verordnung eingestellt und bieten REACH-konformes Schwarz an. Zum Teil doppelt so teuer wie noch vor einem halben Jahr.
Schwarzmalerei beim Tätowierer?
Im Tattoostudio von Helmut Schönberger in Speyer wird die alte Farbe zum Dienstag entsorgt. "Politische Willkür" nennt das der Tätowierer. Er habe großes Verständnis für hohe Sicherheitsansprüche an Farben, sieht diese aber bereits in der Farbmittelverordnung von 2008 erfüllt. Selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht wohl keine Notwendigkeit für das Verbot, unter anderem weil die verwendeten Pigmente bereits seit über zehn Jahren in Tätowiermitteln eingesetzt werden, ohne dass Auffälligkeiten bekannt sind. In einer Stellungnahme aus September 2020 sieht das Bundesinstitut „keinen akuten Handlungsbedarf“.
Tätowierer mögen es bunt - und arbeiten aktuell mit 150 bis 160 verschiedenen Farben. Ab Dienstag dürfen sie ihre altbewährten Farben nicht mehr weiterverwenden, sondern müssen neue, von der EU zugelassene kaufen. "Wir recherchieren gerade viel", sagt Helmut Schönberger. Drei Firmen haben angekündigt, ab Mitte Januar REACH-konforme Farben liefern zu können. Bis dahin werden in dem Speyerer Tattoostudio erst einmal Tattoos in Black & Grey gestochen.
Weil die neue Farbe teuerer ist, kann Schönberger nicht ausschließen, dass die Fans der lebenslangen Kunst künftig tiefer werden in die Tasche greifen müssen. Laut Umfragen ist etwa jeder Fünfte in Deutschland tätowiert. Zum Jahresende war der Andrang groß, weil viele noch versucht haben, einen Termin zu bekommen, um ihre farbigen Tattoos fertig stechen zu lassen.
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