Wie wird man eigentlich Oberbürgermeisterin, Frau Seiler?
Speyer. Dass sie irgendwo anders OB sein könnte als in Speyer, das kann sich Stefanie Seiler nicht vorstellen. Die Oberbürgermeisterin ist Speyererin durch und durch. Sie hat bereits ihre Kindheit und Jugend hier verbracht, fühlt sich daher mit den Stärken und Schwächen der Stadt bestens vertraut. Dass "ihre" Speyerer jemanden an der Spitze ihrer Stadt akzeptieren würden, der nicht aus Speyer kommt, das kann sich Stefanie Seiler nicht vorstellen.
Und immerhin sind es die Speyerer Wähler, die darüber entscheiden, wer als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt lenkt. 2018 haben sie mehrheitlich bestimmt, dass sie die Sozialdemokratin ab Januar 2019 in dieser Rolle sehen wollen. Kommunalpolitisch war Stefanie Seiler schon lange in ihrer Stadt aktiv, doch erst nachdem sie 2015 Beigeordnete in Speyer wurde, erlaubte sie sich auch vom höchsten Amt in der Stadt zu träumen.
"Das war ein phänomenaler Schritt für mich - und hoffentlich auch ein guter für die Stadt Speyer", sagt Seiler. Als Beigeordnete hatte sie die Möglichkeit, ins Rathaus hinein zu schnuppern - erstmals fasst sie zu dieser Zeit eine Kandidatur zur OB ins Auge. "Oberbürgermeisterin kann ich nur in Speyer sein", ist sich Seiler sicher. Für sie ist es "der beste Job der Welt", selbst wenn man als Oberbürgermeisterin auch die damit einher gehenden Begleiterscheinungen akzeptieren muss: dass sie mit ihrer Familie jederzeit in der Öffentlichkeit steht zum Beispiel, dass sie auch samstags an der Supermarktkasse angesprochen wird, und dass sich die Menschen auch für ihr Privatleben interessieren.
"Das macht mir nichts aus", sagt Stefanie Seiler. Sie weiß aber auch, dass sie dafür den Rückhalt ihrer Familie braucht. "Alles Private ist dem Amt untergeordnet", sagt sie. Das müsse man wollen: "Die Bevölkerung hat diesen Anspruch." Weil Demokratie nun einmal von der Basis lebe, sei sie jederzeit vor Ort ansprechbar. Oft wird sie dabei von den Bürgern in ihrer Arbeit bestärkt, doch manchmal gibt es auch kritische Anmerkungen. "Das gehört dazu", sagt Seiler und empfindet all diese Gespräche als Bereicherung. Sie weiß aber auch: "Ich bin die Oberbürgermeisterin, aber meine Familie muss das mittragen." Seiler ist seit dem vergangenen Jahr verheiratet und hat eine Tochter.
Stefanie Seiler wurde 1983 als Tochter eines Bauunternehmers und einer Altenpflegerin geboren. Nach dem Abitur am Nikolaus-von-Weis-Gymnasium studierte sie in Heidelberg Soziologie. 2011 absolvierte sie zusätzlich ein Ergänzungsstudium mit dem Themenschwerpunkt Öffentliche Aufgaben, Organisation und Verfahren an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in ihrer Heimatstadt. Seiler trat 2002 in die SPD ein, gehörte von 2009 bis 2015 dem Speyerer Stadtrat an. Bis 2014 war sie Vorsitzende der Speyerer Jusos, seit 2013 Stadtverbands-Vorsitzende. Im Landesvorstand der SPD ist Seiler seit 2018.
In sechs Jahren werden die Speyerer an der Wahlurne entscheiden, ob Stefanie Seiler aus Sicht der Wähler einen guten Job gemacht hat. Eine Wiederwahl wäre für sie das i-Tüpfelchen ihres politischen Lebens. Als Oberbürgermeisterin setze sie vor allem auf Transparenz und Ehrlichkeit. Auch die Kommunikation auf Augenhöhe ist ihr wichtig: "Die Speyerer haben mich zu ihrer ersten Vertreterin gewählt - nicht mehr, aber auch nicht weniger", sagt sie stolz.
Als Oberbürgermeisterin brauche man den unbedingten Willen, die Stadt weiter zu entwickeln sowie eine Vision vom politischen und gesellschaftlichen Umgang miteinander. "Die Bürger wollen jemanden, der Gestaltungswillen zeigt, der Entscheidungen trifft und dann am Ende auch den Kopf dafür hinhält", weiß die SPD-Frau. Dennoch möchte sie keinen anderen Beruf ausüben: "Ich empfinde es als Privileg Oberbürgermeisterin zu sein - und keinesfalls als selbstverständlich." [cobc]
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