Die Bauern aus Speyer und Umgebung fühlen sich gegängelt
Update. Die Bauerndemo bei Edeka Stiegler in Speyer ist gut angekommen. Die Landwirte aus Speyer und Umgebung nutzten die Gelegenheit, um ihre Anliegen direkt bei den Verbrauchern zu platzieren. Die haben es zum Teil in der Hand, indem sie regional und saisonal einkaufen, vor allem ist aber auch die Politik gefordert, wenn es ums Überleben der landwirtschaftlichen Betriebe geht. Die Bauern ächzen und stöhnen unter der Last der Bürokratie.
Speyer. Am morgigen Samstag, 20. Januar, kommen Landwirte aus Speyer und Umgebung zu Edeka Stiegler in die Auestraße nach Speyer, um dort ihrem Protest Ausdruck zu verleihen - und um mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen. Kürzung der Agrardiesel-Rückvergütung, Düngeverordnung, EU-Auflagen und damit verbunden immer mehr Bürokratie und immer weniger Planungssicherheit - die Bauern der Region haben genug. Und gehen gemeinsam mit Kollegen aus ganz Deutschland auf die Barrikaden.
"Wir fühlen uns gegängelt und benachteiligt", sagt Sebastian Fischer. Er ist der Sprecher des Fuhr- und Ackerbauvereins Speyer und hat die Veranstaltung gemeinsam mit Andreas Jester aus Römerberg und Marc Berthold aus Otterstadt organisiert. Immer mehr Auflagen und Richtlinien "an der Realität vorbei" machten den Landwirten das (Über-)Leben schwer. Man wolle aufmerksam machen auf die Situation der Landwirtschaft in Deutschland - und zugleich sensibilisieren für deren Bedeutung in Hinblick auf die Versorgungssicherheit. "Wir arbeiten mit der Natur und sind per se grün", sagt Sebastian Fischer.
Doch inzwischen seien Landwirte dazu gezwungen, sehr viel Zeit im Büro zu verbringen, statt draußen auf den Feldern oder bei ihren Tieren zu sein. "Die Großen überleben", da ist sich Fischer sicher. Doch er hat Angst, dass immer mehr Eltern, die mit viel Leidenschaft und hohem Einsatz in der Landwirtschaft tätig sind, ihren Kinder davon abraten, die Nachfolge in ihren kleineren oder mittleren Betrieben anzutreten. Bei Tee und Glühwein wollen die Bauern am morgigen Samstag von 9 bis 13 Uhr interessierten Verbrauchern erklären, dass es ihnen nicht darum geht, gegen die aktuelle Regierung zu protestieren, sondern sie verzweifelt dafür kämpfen, dass nicht noch mehr landwirtschaftliche Betriebe schließen müssen.
"Es gibt noch ein paar Bauern in der Region", sagt Fischer. Und will, dass das auch so bleibt. Der Veranstaltungsort ist vor diesem Hintergrund ausgewählt worden: Edeka Stiegler spiegele die Region wieder, achte bei den angebotenen Produkten auch auf Regionalität und schließe mit lokalen Lebensmittelproduzenten Verträge auf Augenhöhe ab. "Wir wollen gar keine Subventionen, sondern eine faire Entlohnung für unsere Produkte", sagt Fischer. Wenn deutsche Verbraucher jedoch eher auf günstige Preise achten und nicht auf die Qualität eines Lebensmittels und die Umstände seiner Erzeugung, dann ist das schlecht für die deutschen Bauern. Der Bezug zur Landwirtschaft gehe immer weiter verloren, fürchtet Fischer.
Die Folge: Deutschland werde bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln immer abhängiger von Importen aus dem Ausland. Das gelte für Obst und Gemüse, aber auch für tierische Produkte: In Deutschland werde wegen der Tierwohlabgabe weniger Schweinefleisch produziert - in Spanien würden dagegen riesige Schweinemastbetriebe aufgebaut. Geflügel und Eier im deutschen Handel kommen dagegen oft aus Osteuropa.
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