Trendwende
Gestiegene Zinsen verändern den Immobilienmarkt in der Region
Speyer. Die Trendwende auf dem Wohnimmobilienmarkt hat jetzt auch die Region erreicht. "Die Preisspitzen vergangener Jahre in Ludwigshafen, Speyer und dem Rhein-Pfalz-Kreis schmelzen ab und es gibt je nach Nutzungsart, Lagekriterien und energetischem Gebäudezustand stärkere Preisdifferenzierungen", berichtet die Sparkasse Vorderpfalz.
Christopher Schulz, Leiter Immobilienvermittlung der Sparkasse Vorderpfalz, erklärt, dass die deutlich gestiegenen Zinsen den Wohnimmobilienmarkt in der Region grundlegend verändert haben. Das bestätigt auch Ralf Hummel, der Vorsitzende von Haus & Grund Speyer. Seit etwa 2011 hätten die Preise für Immobilien nur eine Richtung gekannt: nach oben. Die Zeit sei vorbei; er beobachte Preisrückgänge um bis zu 30 Prozent. Von einem Crash der Preise gehen weder Schulz noch Hummel aus, vielmehr reguliere sich die Überhitzung der vergangenen Jahre in Richtung Normalität.
Aufgrund gestiegener Zinsen sieht Hummel dennoch Probleme gerade auf ältere Immobilienbesitzer unter seinen Mitgliedern zukommen: Für sie werde es schwieriger, ihre Immobilien entsprechend des Gebäudeenergiegesetzes zu sanieren, wenn sie ihre Investitionen von den Banken eventuell nicht mehr finanziert bekämen. Auch, weil auf der anderen Seite die Kosten für Baumaterial, Handwerker und Dienstleistungen kontinuierlich steigen.
Die attraktiven Finanzierungskonditionen konnten lange die steigenden Preise am Immobilienmarkt kompensieren. Doch die Zinswende im vergangenen Jahr mit innerhalb kürzester Zeit verdreifachten Konditionen hat manche Immobilienkäufer vor große Herausforderungen gestellt. Viele Interessenten warten deshalb aktuell erst einmal die weitere Entwicklung ab und nutzen die Zeit beispielsweise zum Aufbau von Eigenkapital.
Aktuell herrscht Kaufzurückhaltung
"In den ersten Monaten des laufenden Jahres konnten wir eine deutliche Kaufzurückhaltung feststellen", betont Schulz. Gebrauchte Wohnimmobilien zur Selbstnutzung werden zwar nach wie vor gesucht. "Aber oftmals passen die Preisvorstellungen der Verkäufer nicht mit den Vorstellungen oder Budgets der Interessenten zusammen", ist seine Erfahrung.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Schulz optimistisch. "Wir sehen eine weiterhin hohe Nachfrage nach Immobilien in unserer Region und gehen davon aus, dass sich der Markt langfristig stabilisieren wird", so Schulz. Er glaubt jedoch auch, dass die Preise sich in Zukunft differenzierter entwickeln werden, je nach Nutzungsart, Lagekriterien und energetischem Gebäudezustand. Auch Ralf Hummel geht davon aus, dass Objekte wie energetisch modernisierte Bestandsimmobilien oder Immobilien in Top-Lagen weiterhin stark nachgefragt werden.
"Speyer und die Region sind für viele Menschen auch von außerhalb attraktiv", sagt er. Das mache es allerdings für Speyerer nicht leichter, hier Eigentum zu erwerben. Die Politik habe den Wohnungsbau lange Zeit sträflich vernachlässigt und es versäumt, Anreize für junge Familien zu schaffen, früh in die eigenen vier Wände zu kommen. "Wer kann sich das leisten?", fragt er mit Blick auf die Quadratmeter-Preise neugebauter Eigentumswohnungen in der Domstadt. Hummel kritisiert, dass es zu wenig Ansätze gebe, billiger zu bauen und regt an, beim behördlichen Aufwand abzuspecken und außerdem mehr noch als bisher im Bestand zu machen, zum Beispiel Einzelhandelsimmobilien aufzustocken, um dort neuen Wohnraum zu schaffen.
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