Stadt Viernheim verleiht Ehrenmedaille an Dr. Brigitta Eckert und Dr. Gerd Baltes

- Große Anerkennung für jahrzehntelanges Engagement: (von links.) Erster Stadtrat Jörg Scheidel, Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler, die Geehrten Dr. Gerd Baltes und Dr. Brigitta Eckert, Dr. Uwe Liebelt und Bürgermeister Matthias Baaß bei der Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Viernheim im Alten Rathaus.
- Foto: Stadt Viernheim
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Viernheim. Festakt würdigt über 40 Jahre Engagement für Bildung, Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt
Am Donnerstag, 24. April, ehrte die Stadt Viernheim zwei Menschen, deren Lebenswerk das soziale Miteinander und die Bildungslandschaft Viernheims wie kaum ein anderes geprägt hat: Dr. Brigitta Eckert und Dr. Gerd Baltes erhielten im Alten Rathaus die Ehrenmedaille der Stadt Viernheim für Verdienste, die – so der Magistratsbeschluss – „an Gemeinsinn, Tatkraft und Tragweite für das allgemeine Wohl Viernheims außergewöhnlich sind“. Die Auszeichnung würdigt ihr über 40 Jahre währendes Wirken für Bildungsgerechtigkeit, Integration und ein respektvolles Miteinander in der Stadtgesellschaft.
In seiner Laudatio hob Bürgermeister Matthias Baaß das jahrzehntelange Engagement der beiden Geehrten, insbesondere im Rahmen des von ihnen 1985 gegründeten Vereins Lernmobil e.V. hervor: „Integration durch Bildung war von Anfang an Eure Zielsetzung. Für Euch war klar: Je besser Kinder und Jugendliche ausgebildet sind, desto leichter finden sie einen Platz in unserer Gesellschaft.“ Er betonte, dass er dies im Namen des Ersten Stadtrats Jörg Scheidel und des Stadtverordnetenvorstehers Norbert Schübeler sage, die ebenso wie der gesamte Magistrat die Leistung der Geehrten außerordentlich schätzten.
Baaß erinnerte auch die Ursprünge: “Zum Glück für Viernheim seid ihr damals auf Norbert Hofmann und Bernhard Finkbeiner getroffen, der eine Bürgermeister, der andere Stadtjugendpfleger, beides Menschen, die etwas für Viernheim erreichen wollten, die offen waren für Neues. Die Eurer Initiative einen Platz zur Betätigung in unserer Stadt gaben, ihr den nötigen Raum verschafften und dies in jeder Hinsicht, nicht nur räumlich. Aus einer Idee ist ein Unternehmen geworden, auch wenn es weiterhin ein gemeinnütziger Verein ist: Mit über 100 Festangestellten, mit über 60 Dozenten, dutzenden von Ehrenamtlichen und hunderten von Teilnehmenden in Sprachkursen jedes Jahr.“
Integration als bewusst gestaltete Aufgabe
„Ihr habt von Anfang an darauf gesetzt, Integration nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sie bewusst zu gestalten – mit Struktur, Haltung und Überzeugung,“ sagte Baaß und erinnerte an die zahlreichen Angebote, die in perfekter Partnerschaft mit der Stadt entstanden sind: das Projekt für interkulturelle Vermittlerinnen (PfiVV) – Integrationslotsinnen, die flexibel und schnell einsetzbaren Sprach- und Integrationskurse in mannigfaltiger Ausprägung, das Förderzentrum Hort am T.i.B., das Leseförderzentrum, das Forum der Religionen und die zahlreichen Eltern- und Familienkurse.
Der Bürgermeister würdigte besonders die Fähigkeit von Eckert und Baltes, wissenschaftliche Erkenntnisse in praktische, lokal verankerte Bildungsarbeit zu übersetzen: „Wissenschaftliches Denken und handwerkliches Anpacken – beides habt Ihr verbunden. Wenn es keine Lehrräume gab, wurden Waggons ausgebaut. Wenn kein Material da war, wurde improvisiert. Das ist Bildung aus Überzeugung.“ In seinem Rückblick betonte er auch, wie stark die Arbeit des Vereins Lernmobil zur Stabilität der Stadt beigetragen habe: „Viernheim ist ein Ort, an dem Dorf und Stadt aufeinandertreffen – eine besondere Sozialstruktur, die sensibel auf Fehlentwicklungen reagieren kann. Dass Viernheim heute so stabil und chancengerecht aufgestellt ist, verdankt die Stadt auch Eurem Wirken.“
Eckert und Baltes hätten Maßstäbe gesetzt für eine kommunale Integrationsarbeit, die nicht abstrakt bleibt, sondern konkrete Wege schafft – zum Beispiel für geflüchtete Menschen, deren Potenziale erkannt und gefördert wurden. Baaß zitierte aus Gesprächen mit Dr. Eckert: „Matthias, man muss diesen Menschen doch eine Perspektive geben – unser Staat braucht sie doch!“
Integration als Fundament für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhalt
Ein besonderer Höhepunkt des Abends war die Keynote von Dr. Uwe Liebelt, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V. und Präsident der European Verbund Sites bei BASF SE. Er betonte in seiner Ansprache nicht nur die gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit von Lernmobil e.V., sondern hob auch den wirtschaftlichen Aspekt hervor: „Wir müssen verstehen, dass Fachkräftesicherung, Teilhabe und Integration zusammengehören – und dass Engagement wie das von Frau Dr. Eckert und Herrn Dr. Baltes die Basis dafür schafft.“ Er würdigte das langjährige Wirken der beiden mit eindrücklichen Worten: „Ich danke Ihnen im Namen der Metropolregion Rhein-Neckar für Ihr Engagement, für Ihr Herzblut – und das nicht erst seit gestern, sondern über mehr als 40 Jahre hinweg. Das ist ein bemerkenswertes Lebenswerk. Die Metropolregion ist stolz, dass Menschen wie Sie in ihr leben und wirken.“ Diese Worte fanden große Zustimmung im Publikum – und unterstrichen, dass das, was in Viernheim aufgebaut wurde, Strahlkraft über die Stadt hinaus besitzt.
Liebelt zog Parallelen zur Arbeit der BASF: „So wie wir bei der BASF Entwicklungspläne für junge Führungskräfte entwerfen, erarbeiten Sie Entwicklungspläne für die jungen Menschen bei Ihnen, ganz individuell für jeden Einzelnen.“ Dieses Modell, ergänzt er, sei „großartig“, schafft Perspektiven und sei beispielgebend für erfolgreiche Bildungsarbeit.
Feierlicher Abend mit Dank, Musik und großer Wertschätzung
Sichtlich bewegt dankten Dr. Brigitta Eckert und Dr. Gerd Baltes für die Ehrung. In ihrer Ansprache blickten sie auf prägende Jahre zurück, etwa die Herausforderungen während der Flüchtlingswelle in 2015/2016.
Besonders wichtig sei ihnen immer gewesen, Menschen eine Perspektive zu eröffnen: „Menschen einen Beruf zu geben bedeutet, ihnen Würde zu geben,“ betonte Dr. Baltes. Dr. Eckert ergänzte: „In Viernheim werden Konzepte nicht nur entwickelt, sondern auch umgesetzt und später an andere Städte weitergegeben. Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit.“ Sie betonte zudem besonders, dass der großartige Einsatz von Stadt, Politik und Stadtgesellschaft keine Selbstverständlichkeit sei. Zum Abschluss richtete sie ein schlichtes, aber sehr bewegendes Schlusswort an alle Gäste: „Danke für alles.“
Nicht nur die Dankesworte, sondern auch die Vielfalt der Gäste – von Stadtpolitik über das Deutsch-Türkische Institut bis hin zu den Viernheimer Moscheegemeinden und zahlreiche Weggefährtinnen und Weggefährten – spiegelte eindrucksvoll die tiefe Verwurzelung des Vereins im Gemeinwesen wider.
Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte Pianist Simon Brinkmann mit einem abwechslungsreichen Programm – von Elvis Presley über Ralf Arnie bis Mozart. Das letzte Stück, die „Champagnerarie“ aus Don Giovanni, leitete stimmungsvoll über in den abschließenden Umtrunk. Dort nutzten die zahlreichen Gäste aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft und dem Team von Lernmobil die Gelegenheit, den Geehrten persönlich zu gratulieren und ins Gespräch zu kommen.
Ein starkes Zeichen der Stadt
Mit der Verleihung der Ehrenmedaille setzt die Stadt Viernheim ein sichtbares Zeichen für die Bedeutung von Engagement, Bildung und gelebter Integration und würdigt zwei Persönlichkeiten, deren Wirken weit über die Stadtgrenzen hinaus Maßstäbe gesetzt hat. Die Ehrenmedaille der Stadt Viernheim wird nur in besonderen Fällen verliehen. Zuletzt erhielten Schwester Silvia Gossens und Schwester Mathilde Holstegge vom Haus des Lebens im März 2020 die Auszeichnung für besonders bemerkenswerte Hilfeleistungen. red


Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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