Kontakte knüpfen - Austausch mit der ukrainischen Stadt Tultschyn
Haßloch. Dr. Svitlana Zharaia ist Deutschlehrerin an der Justus von Liebig Schule in Mannheim, lebt in Haßloch und pflegt eine enge Verbindung in ihre ukrainische Heimat nach Tultschyn. Durch ihre Initiative hat es kurz vor Weihnachten einen Austausch zwischen Tultschyn und Haßloch gegeben. Tultschyns Bürgermeister Valery Vesnyanyy war nach Haßloch gekommen, um Kontakt mit der hiesigen Verwaltung zu knüpfen. Er wurde von Bürgermeister Tobias Meyer und dem Ersten Beigeordneten Carsten Borck empfangen.
Tultschyn liegt im Westen der Ukraine rund 270 Kilometer südlich von Kiew. Tultschyn ist eine Kreisstadt und zählt rund 18.000 Einwohner, im Kreis leben insgesamt rund 43.000 Menschen. Bürgermeister Valery Vesnyanyy erzählte bei seinem Besuch in Haßloch von der positiven Entwicklung der Stadt, die diese bis zu Kriegsbeginn genommen hatte. Durch ein erstmals in 2017 durchgeführtes Opern-Festival hatte sich Tultschyn einen Namen gemacht und wurde auch für kulturell interessierte Touristen interessant. Der Kriegsbeginn habe laut Vesnyanyy aber alles verändert. Am 24. Februar 2022 sei das Leben jedes Ukrainers in „vorher“ und „nachher“ unterteilt worden.
Die Bewohner Tultschyns seien am 24. Februar durch eine starke Explosion geweckt worden. Seither habe sich das Leben grundlegend gewandelt. Die Stadt helfe aktiv dem Militär, insbesondere den Einheiten, in denen Einwohner Tultschyns kämpfen. Darüber hinaus hat der Kreis viele Binnenvertriebene aufgenommen. Inzwischen seien mehr als 5.100 Binnenvertriebene in Tultschyn registriert. Außerdem wurden Heizpunkte eingerichtet, an denen die Einwohner sich aufwärmen, Tee trinken, Telefonate führen und elektronische Geräte aufladen können. Die allgemeine Stromversorgung im Ort sei durch den russischen Beschuss der Energieinfrastruktur sehr eingeschränkt worden. Das habe beispielsweise auch Auswirkungen auf den Betrieb von Kindertagesstätten sowie weiteren Einrichtungen.
Der Besuch in Haßloch sei Bürgermeister Valery Vesnyanyy wichtig gewesen, um in Deutschland für Partner zu werben und Kontakte zu knüpfen, aus denen sich langfristig vielleicht eine Partnerschaft entwickeln kann. Bürgermeister Tobias Meyer und der Erste Beigeordnete Carsten Borck zeigten sich von den Schilderungen aus Tultschyn betroffen. „Der Kriegsbeginn jährt sich am 24. Februar zum 1. Mal und für viele ist es kaum greifbar, was Leben in einem Kriegsgebiet bedeutet“, so Meyer. Daher sei man dem Wunsch der Verwaltungsspitze aus Tultschyn nach einem Gedankenaustausch gerne nachgekommen. Über eine Partnerschaft entscheidet letztlich aber nicht die Verwaltungsspitze, sondern sie entsteht durch Verbindungen, die sich mit dem Laufe der Zeit aufbauen. Daher wolle man in Kontakt bleiben, in Haßloch über den ersten Austausch informieren und schauen, was sich entwickeln kann. Bürgermeister Valery Vesnyanyy hat daher eine Einladung ausgesprochen, Tultschyn nach Kriegsende zu besuchen. Es gehe bei einer Partnerschaft nämlich nicht nur um einen Partner in Kriegstagen, sondern um einen partnerschaftlichen und kulturellen Austausch im Sinne eines noch enger zusammengewachsenen Europas. ros
Autor:Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße |
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