Zoo Kaiserslautern bietet immer mehr Tiere zum Anfassen
Neues Konzept zum 50. Geburtstag
Kaiserslautern. Die Geschichte des Zoos Kaiserslautern im Ortsteil Siegelbach ist eine wechselhafte. Rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum präsentiert sich der Tierpark mit neuem Konzept, geändertem Logo und umgestalteten Gehegen.
von Jens Vollmer
Am 15. Juni 1968 öffnete erstmals der Zoo im damals noch eigenständigen Siegelbach. Für eine Deutsche Mark - Kinder 50 Pfennige - konnten die Besucher 41 Säugetiere, darunter Löwe Simba und Schimpanse Bimbo, sowie 26 Vögel bestaunen.
Der damalige Bürgermeister Bernhard Schwehm und der geschäftsführende Beamte Karl Gautschi waren bei dem Unterfangen die treibenden Kräfte entgegen aller Bedenken. Unter anderem hatten sie mit dem Forstamt zu kämpfen, das damals darauf hinwies, dass die Fläche als Wald gelte und somit kein Eintritt verlangt werden dürfe. Verantwortlich für die Tiere war Tierhändler Georg Raak, er wollte, dass in Siegelbach Tiere ein Zuhause finden, die einst in der Zirkusmanege gearbeitet hatten.
Der Betrieb des Tierparks war in den Anfangszeiten mehr als schwierig. Es fehlte Personal, so dass bald nur noch an den Wochenenden geöffnet war. Schwehm und Gautschi stellten sich selbst an die Kasse. Es mangelte zudem an Geld für Futter, Pflege und winterfeste Bauten.
Die Verwaltungsreform 1969 war die Rettung des engagierten Projektes. Siegelbach wurde ein Stadtteil Kaiserslauterns und die Stadt investierte 1,1 Millionen Mark in ein Warmhaus, eine Vogelvoliere sowie in die Erweiterung des Areals von zwei auf sechs Hektar. Bald darauf wurden ein Waldweiher, eine Gaststätte mit Gartenterrasse sowie Wohnungen für das Personal fertiggestellt. Außerdem wurde der Kinderspielplatz großzügig ausgestattet. Drei Jahre dauerte es, bis der Zoo wieder öffnen konnte. Kaum mehr als 30 Tiere - darunter zwei Löwen, zwei Pumas, neun Affen, Ozelots, Mufflons und Lamas - standen dem neuen Leiter Roland Schneider im Jahr 1974 zur Verfügung. Schon ein Jahr später weckten 80 Großtiere und 150 Vögel und Reptilien das Interesse der Besucher.
Um die finanzielle Ausstattung zu verbessern, wurde 1980 eine Gesellschaft zur Förderung des Tierparks gegründet. Die Tierparkfeste der Zoofreunde sind nach wie vor bekannt und beliebt.
Sorgen bereiteten immer wieder die Finanzen des Zoos, die Zoofreunde halfen bei der Fertigstellung des kostspieliges Futter- Kühl- und Gerätehauses 1988 und bei der 1994 fertiggestellten Waschbäranlage. Damals betrug der Zuschuss der Stadt Kaiserslautern jährlich 300.000 Mark.
Mit dieser Hilfe entstanden ein Tiger-Gehege, eine Schnee-Eulen-Voliere sowie eine Bison-Anlage. Schon im Juli 1980 kamen aus dem Karlsruher Zoo die beiden sibirischen Amur-Tiger Baikal und Nadja nach Siegelbach.
Aus dieser Zeit stammen auch einige Anekdoten. So soll Schimpanse Ringo den damaligen Oberbürgermeister Theo Vondano mit Exkrementen beworfen haben. Der von einem Schausteller dressierte Affe hatte aber schon immer schlechte Manieren: Es soll einige Zeit gedauert haben, bis man ihm das Rauchen abgewöhnt hatte. „Ausgebüxt“ war in den Anfangsjahren eine Antilope, die später einem Jäger zum Opfer fiel, der sie wohl für ein Reh gehalten hatte. Auch Löwen gelang einmal ein Ausbruch, doch sie konnten durch die Tierpfleger wieder zurück in den Käfig getrieben werden. Weniger glimpflich endete die Flucht der Braunbärin „Kalinka“, die den im Pavillon tagenden Zoovorstand in Schach hielt, bis ein Jäger und zwei Polizisten die Bärin - auch aus Sorge um die Bürger im Neubaugebiet - niederstreckten.
Bis heute nicht aufgeklärt wurde der Tod von zahlreichen Tieren Mitte der neunziger Jahre. Sie wurden nachts auf grausame Weise ums Leben gebracht. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.
Neue ZooleitungDie im April 1990 eingestellte neue Zoo-Leiterin Jutta Grünnagel legte ein erstes großes Gesamtkonzept für die Zukunftsentwicklung des Zoos vor. Ihr folgte im Amt 1992 Dr. Barbara Münchau, vormals Tierärztin des Zoos Neunkirchen. In der 2003 gegründeten GmbH wurde der Zoo auch namentlich der offizielle Zoo Kaiserslauterns. Mit dem neuen Geschäftsführer Matthais Schmitt wurden seither zahlreiche Anlagen geplant und umgesetzt. Im Rahmen der WM 2006 zogen beispielsweise - anlässlich des Gastes Australien - auch zwei Bennettkängurus in Siegelbach ein.
Neues KonzeptIn eine große Sinnkrise stürzte der Zoo 2014 nach dem Tod des sibirischen Tigers Igor. Er war lange Jahre auch das Logo des Zoos. Das Tigergehege zu vergrößern und neu zu beleben, stieß auf große Gegenwehr aus der Bevölkerung, es folgte eine lange öffentliche Diskussion.
Letztendlich entschloss man sich für ein neues Konzept und die Stadt hob den Zuschuss von jährlich 730.000 auf 850.000 Euro an. Fundament des Konzeptes sind begehbare Gehege, Tiere zum Anfassen. Großkatzen wurden aus dem Portfolio des Zoos komplett verbannt. Seither wird mit viel Eigenleistung das Gelände umgebaut und der Erfolg gibt dem neuen Konzept recht: Der Besucherrückgang konnte gestoppt werden. Die erwartete Zahl von 70.000 wurde sogar um 5.000 übertroffen.
Fertig gestellt sind die begehbare Känguru- und Lemurenanlage, eine Fischotter- sowie eine Hühneranlage.
In dieser Woche wird - rechtzeitig zum Jubiläumswochenende - gerade die neue Afrika-Savannenlandschaft in Betrieb genommen. Während diese Ausgabe gedruckt wird, versuchen Zebras, Elenantilopen und Strauße sich aneinander zu gewöhnen. „Solch ein neues Gehege ist eine spannende Sache. Es ist immer die Frage, ob alles so funktioniert, wie man sich das ausgedacht hat, denn die Tiere zeigen meist recht schnell die Schwächen einer jeden Anlage auf“, erklärt Matthias Schmitt.
Für den Herbst sind weitere Umbauten geplant. Der Kinderspielplatz wird neu gestaltet und ein Streichelzoo integriert. Auch der Außenbereich der Gastronomie erfährt eine Erneuerung.
Danach ist „Südamerika“ dran: Die Alpakas, Nasenbären und Wasserschweine werden ein großes, gemeinsames Gehege bekommen. Ziel soll außerdem sein, dass die Affen sich künftig frei auf Inseln bewegen können. Ein pfälzischer Bauernhof mit bedrohten Haustierrassen soll das neue Konzept der hautnah erlebbaren Tierarten abrunden.
„Dass wir nun seit vier Jahren höher bezuschusst werden, ist eine große Hilfe für die neue Konzeption, doch auch die Tierpatenschaften der Bürger helfen uns weiter und unsere 20 ehrenamtlichen Zoolotsen sorgen dafür, dass wir mehr Führungen und Kindergeburtstage - derzeit über 100 im Jahr - durchführen können“, lobt Schmitt das Engagement vieler Bürger.
Derzeit sind 20 Mitarbeiter im Zoo Kaiserslautern beschäftigt, darunter zwei Auszubildende in der Tierpflege und eine Auszubildende als Fachkraft für Büromanagement. Hinzu kommen acht Aushilfen und zwei Mitarbeiter, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren.
50 Jahre ZooAm 11. und 12. August will der Zoo das Jubiläum begehen. Die Eintrittspreise werden dann historisch niedrig: 1 Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder. Am 11. August heißt es „Nacht der Tiere“. Mit Nachtführungen und Abendvorstellungen des Falkners können die Besucher den Zoo in einem ganz besonderen Ambiente erleben. Die gesamte Parkanlage wird in ein atmosphärisches Lichtermeer getaucht. Zahlreiche Vorführungen, Kinderschminken sowie Live-Musik von „nimm 3“ sorgen für Kurzweil. Die Üben-Templer, eine Mittelalter-Truppe, wird das fränkisch-karolingische Dorf bevölkern und mittelalterliche Gerichte anbieten.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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