Überwältigende Mehrheit von 92,13 Prozent
FCK-Mitglieder stimmen für Ausgliederung

Jubel nach der Abstimmung | Foto: Jens Vollmer
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FCK. 2.295 von 17.466 Vereinsmitgliedern waren in das Fritz-Walter-Stadion gekommen, um über die Zukunft des Traditionsvereins 1. FC Kaiserslautern abzustimmen. Ein eher konservatives Modell mit vier unterschiedlichen Säulen soll zukünftig dem FCK ermöglichen, Eigenkapital einzusammeln, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. 92,13 Prozent haben sich für das „Lautrer Modell“ einer Ausgliederung des Profikaders entschieden und hoffen, somit ein neues Fundament für den Traditionsverein beschlossen zu haben.

Aufsichtsratsvorsitzender Patrick Banf sieht den FCK personell gut aufgestellt für die Zukunft. „Die momentan handelnden Personen haben ihre Sache bisher sehr gut gemacht. Betrachtet man nur die Spiele unter Trainer Michael Frontzek, wären wir Tabellenvierter. Bei den Verhandlungen mit der Stadt haben wir erstmalig eine Pachtreduzierung aushandeln können, die nicht an Besserungsscheine gebunden ist. Wir wollen von Beginn an ligaunabhängig nachhaltig bleiben.“
Neben einer gut vorbereiteten und durchgeführten Versammlung gelang Versammlungsleiter Banf auch eine ehrliche Aufarbeitung der finanziellen Situation: „Wir haben die Drittligalizenz auf Pump erhalten“, verdeutlichte Banf. Der FCK hätte die Lizenz für die 2. Liga ohne Auflagen bekommen, die Lizenz für die 3. Liga stellte hingegen ein großes Problem dar, denn Finanzvorstand Michael Klatt errechnete ein Defizit von acht Millionen. Diese Finanzlücke sei mittlerweile größtenteils geschlossen - unter anderem durch eine Zusage von drei Millionen seitens des Sportvermarkters Lagardère und fünf Millionen, die durch einem Kreditgeber abgesichert seien. Man erwarte nun einen positiven Bescheid seitens des DFB.
Trotz der Pachtreduzierung kostet den FCK das Stadion inklusive Pacht, Nebenkosten, Renovierung und Spielbetrieb fünf Millionen - ein Drittel des künftigen Drittligaetats, genauso viel wie auch die Mannschaft kosten darf.
Die Saison 2017/18 wird auf Grund des gesunkenen Zuschauerzuspruchs nun mit einem Minus von circa zwei Millionen abgeschlossen werden. Das Damoklesschwert der Kuntzschen Betze-Anleihe, die 2019 fällig wird, ist ein weiteres Problem. „Von der Fananleihe ist kein Geld mehr da, wer etwas anderes behauptet, soll sagen, wo es ist“, betonte Banf.
Der Aufsichtsratsvorsitzende verdeutlichte zudem, dass der Verfall der Spielerverträge bisher schon nach Transfermarkt-Wertschätzungen für den Verein ein zusätzlicher Verlust von sieben Millionen bedeute (siehe Artikel in der Vorwoche, die Redaktion).
Banf sieht das FCK-eigene Ausgliederungsmodell als interessant für weitere Vereine: „Ich bin mir sicher: Wenn wir ausgliedern, wird es in der Bundesliga Nachahmer dafür geben.“
Ziel sei es, schnellstmöglich die Ausgliederung umzusetzen – voraussichtlich in den nächsten acht Wochen, um im zweiten Schritt zeitnah erstes Eigenkapital einzusammeln. Schon im dritten Quartal soll es größeren Investoren möglich sein, in die neue Kapitalgesellschaft zu investieren. Erst im vierten Quartal können Fans und Vereinsmitglieder eigene Anteile erwerben, das dafür erforderliche Wertpapierprospekt könne aus Gründen der Personalkapazität erst im vierten Quartal aufgelegt werden. In einem Fünfjahresplan sollen 50 bis 60 Millionen Euro eingesammelt werden. Ziel sei es weder das Geld auf einmal einzusammeln, noch es auf einmal auszugeben, betont Banf.
Zuerst müsse die finanzielle Situation verbessert werden, die 2019 zu zahlende Betze-Anleihe abgefedert werden, bevor im zweiten Schritt die Mannschaft so gestärkt werden kann, dass dauerhaft in der Spitze der 2. oder gar in der 1. Liga gespielt werden könne. Werder Bremen soll das Vorbild sein. Banf betont, dass es besonders wichtig sei, Spieler langfristig an den Verein zu binden, damit man zwar Talente verkaufen könnte, aber nicht mehr dazu gezwungen wäre. Dafür soll auch das Nachwuchsleistungszentrum ausgebaut werden, allerdings nicht wie einst ein Phantasieschloss, sondern lediglich nach zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Mit der Offenheit konnte Banf bei den Vereinsmitgliedern punkten.
Sportvorstand Martin Bader mahnte dazu, in Demut und Respekt die 3. Liga anzunehmen. Nur dann käme man wieder eine Treppe nach oben, wenn jeder helfe. Alleine sei die Aufgabe nicht zu bewältigen, zumal die nächste Saison die stärkste 3. Liga aller Zeiten präsentiere. Gleich vier weitere ehemalige Erstligisten werden mit um den Aufstieg kämpfen. Er verdeutlichte bildlich den Abstieg aus der 1. Liga mit einem Penthouse-Mieter, der zuerst in das Erdgeschoss ziehen musste und nun in den dunklen, modrigen Keller.
Auch Bader macht ebenfalls die verfallenen Spielerverträge zum Thema: „Die Kaderplanung gestaltete sich schwierig, da wir keine Transfererlöse generieren konnten. Somit waren Ablösezahlungen nicht möglich und es konnten auch keine finanziellen Defizite des Vereins ausgeglichen werden wie in den vergangenen Jahren. Somit haben wir einen weiteren Umbruch im Team, der immer ein Nachteil gegenüber eingespielten Teams ist.“
Geplant werde mit einem relativ kleinen Kader von 22 Feldspielern und drei Torhütern für die bevorstehenden 40 Pflichtspiele. Nur fünf Wochen nach dem Abstieg ist aber die Mannschaftsplanung schon weit fortgeschritten. Die Entscheidung über den Kader würde immer im Kollektiv von Trainerteam, Sportdirektor, Sportvorstand, aber auch Verantwortlichen des Nachwuchsleistungszentrums getroffen. Drei Schwerpunkte der neuen Mannschaft nennt Bader. Nach Analyse des aktuellen Kaders will man je nach Verhandlungsergebnissen mit sechs bis acht Spielern verlängern und vier bis sechs Nachwuchsspielern (Lukas Gottwalt, Flavius Botiseriu, Mario Andric, Carlo Sickinger, Mohamed Morabet und Christian Kühlwetter) die Möglichkeit geben, den Schritt in den Profikader zu tätigen, so dass 12 bis 14 Spieler im neuen Kader wären, die wissen, worauf es beim 1. FCK ankommt. Dazu sollen zehn bis zwölf Spieler von außerhalb kommen (bisher die zwei Rückkehrer Florian Dick und Hendrick Zuck sowie Christoph Hemlein, Andre Hainault, Janek Sternberg, Theodor Bergmann, Elias Huth, Jan Löhmannsröben und Julius Biada), die entweder Zweitliganiveau oder Top-Drittliganiveau besitzen sollen. Die Spieler dürfen angesichts der finanziellen Situation keine Ablöse kosten und sollen mit langen Verträgen ausgestattet werden, um lange zu bleiben oder entsprechende Ablösesummen zu generieren. „Alle Neuzugänge haben bereits nachgewiesen, dass sie eine hervorragende Qualität haben, damit wir unsere Ziele erreichen“, verteilt Bader Vorschusslorbeeren und hat mit der Vertragsverlängerung von Mads Albaek auch eine Überraschung im Gepäck, die von den Vereinsmitgliedern mit großer Freude aufgenommen wurde.
„Ich möchte kein Ausbildungsverein werden für andere. Wenn wir ausbilden, dann für uns! Die Frage ist, wofür der FCK in Zukunft stehen soll. Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht mehr finanzielle Defizite mit Transfererlösen ausgleichen müssen“, betont Bader.
Der Vorstandsvorsitzende Michael Klatt erklärte den Vereinsmitgliedern noch einmal das „Lautrer Modell“ in dem die Vier-Säulen, bestehend aus Fans, Firmen, Investoren und stillen Teilhabern, die Übermacht eines großen Investors verhindern sollen. So könne ein Investor nur maximal 20 Prozent der neuen Kapitalgesellschaft erwerben und auch das Mitspracherecht sei mit maximal zwei Sitzen im Aufsichtsgremium gedeckelt.
„Investierende Firmen können für sich einen positiven Imagetransfer verbuchen und im Erfolgsfall Dividenden einstreichen. Es geht darum, den Verein wirtschaftlich abzusichern, das Risikoprofil zu optimieren und langfristige Reserven zu schaffen, um erfolgreichen Profifußball zu spielen“, fasste Klatt zusammen. Die neue GmbH & Co KG auf Aktienbasis wird eine Tochter des eingetragenen Vereins. Aus dessem Aufsichtsrat werden mindestens drei Mitglieder auch das Kontrollorgan der Kapitalgesellschaft besetzen, nur zwei von fünf Sitzen können von Investoren beansprucht werden. Die geschäftsführende Management GmbH bleibt im hundertprozentigen Besitz des Vereins.
Da Klatt und Bader als Geschäftsführer in die neue GmbH wechseln werden, muss der Aufsichtsrat für den e.V. zeitnah auch einen neuen - dann wohl ehrenamtlichen - Vereinsvorstand berufen. Über Kandidaten wurde noch nichts bekannt, die Personalie scheint noch offen zu sein.
Klatt ist stolz auf das „Lautrer Modell“. Es stelle einen Spagat zwischen Traditionserhalt und Gestaltung der Zukunft dar. Selbst viele kritische Mitglieder ließen sich umstimmen, diesem Modell zuzustimmen. So zeigte die Veranstaltung auch einen neuen respektvollen Umgang miteinander auf, wie die Vereinsmitglieder trotz unterschiedlicher Meinungen wieder zu Geschlossenheit und Zusammenhalt zurückfinden können. Lediglich das Ausbuhen eines Ausgliederungsgegners war unschön und zeigte noch alte Gräben auf.
Die Unternehmensberatung Roland Berger soll nun den aktuellen Wert des FCK ermitteln und welche Anteilsstückelungen am besten angenommen werden. Der Verkauf der Anteile wird außerbörslich getätigt. „Wir werden uninteressant sein für die, die sagen: 'Ich kaufe mir jetzt mal einen Fußballverein'. Für solche Investoren ist unser Modell zu unbequem“, unterstreicht Banf.
Der FCK hofft nun eher auf ideelle Investitionen wohlhabender FCK-Fans, die große Fancommunity und den stillen Teilhaber. Es soll zwar immer noch Gespräche mit Investoren geben, die auch Interesse am Stadion haben, aber das wird wohl eher mittel- bis langfristig Realität werden können.
Durch die immensen Schulden ist der FCK allerdings gezwungen, die 6,7 Millionen der am 1. August 2019 fälligen Betze-Anleihe - ein unschönes Andenken aus der Grünewalt/Kuntz-Ära - bis zum März 2019 eingesammelt zu haben, sonst wird der FCK massive Probleme mit der Lizenzerteilung der Saison 2019/2020 bekommen. Dank des wiedergewonnenen Vertrauens in die Vereinsführung könnte diese Aufgabe gelingen. Mit dem Beschluss der Ausgliederung ist aber erst einmal nur klar, dass man Beton für ein neues Fundament des Vereins anrühren darf. Bis darauf ein neues Schloss gebaut werden kann, ist es ein langer, steiniger Weg. Gefragt sind nun alle Fans, Vereinsmitglieder, ehemaligen Spieler und regionale Unternehmen, mit dem Erwerb eines Anteils dem Verein neues Leben einzuhauchen.

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Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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