Abstieg des FCK nach erneuter Heimpleite so gut wie sicher
Neuaufbau in der Dritten Liga

Gang nach Canossa: Die Mannschaft stellt sich nach dem enttäuschenden 0:1 der Westkurve  | Foto: Jens Vollmer
  • Gang nach Canossa: Die Mannschaft stellt sich nach dem enttäuschenden 0:1 der Westkurve
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Von Jens Vollmer
FCK. Schlusspfiff im Fritz-Walter-Stadion – der FCK verliert 0:1 gegen Dynamo Dresden. Die Mannschaft steht vor der Westkurve, nach einem ersten Pfeifkonzert und wütenden Beschimpfungen seitens der Fans wird es immer stiller. Nach der Wut folgt die Trauer, denn das Ergebnis lässt einen neuen Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte mit höchster Wahrscheinlichkeit Realität werden: Der Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern, vierfacher Deutscher Meister und zweifacher Pokalsieger steigt in die Niederungen der Dritten Liga ab. Drittklassiger Fußball in einem WM-Stadion mit fast 50.000 Plätzen, in einer Stadt, die ohnehin zu den höchst verschuldeten in Deutschland gehört.
Trainer Michael Fronzeck konnte zwar bessere Ergebnisse erarbeiten und belegt in der Rückrundentabelle den achten Tabellenplatz, doch es genügt nicht, die desaströse Hinrunde eines Norbert Meier zu egalisieren. Frontzeck unterschrieb bei Amtsübernahme – genauso wie Sportvorstand Martin Bader – auch schon für die Dritte Liga. Ein Vorteil in der ohnehin schweren Situation. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in der Dritten Liga eine gute Mannschaft präsentieren können, Martin Bader macht einen guten Job“, versichert der Aufsichtsratschef Patrick Banf, der von Vorgänger Nikolai Riesenkampff einen großen Scherbenhaufen übernehmen musste. Doch die Zeit, das Ruder herumzureißen, war zu kurz. Der Vertrag mit dem erkrankten Jeff Strasser hingegen ist nun hinfällig, er gilt nicht für die Dritte Liga.
Für Finanzvorstand Michael Klatt ist es eine Mammutaufgabe sondergleichen angesichts der immensen Stadionkosten, den Verein für die Dritte Liga existenzfähig zu machen. Der Gesamtetat sinkt von derzeit 38 Millionen Euro auf gerade einmal geschätzte 15 Millionen Euro. Die geplante Ausgliederung der Profiabteilung soll am 3. Juni von den Mitgliedern beschlossen werden. Doch die Zeit für die Investorensuche könnte nicht schlechter sein als jetzt.
Positiv: Statt 3,2 Millionen zahlt der FCK nach Stadtratsbeschluss nun nur noch 425.000 Euro Miete. Klatt ist zudem zufrieden mit den Auflagen der DFL in der Dritten Liga, die er alle für erfüllbar hält. Insbesondere müssen Sponsorenleistungen nachgewiesen werden. Trotz der Einsparungen in den vergangenen Jahren muss die Kostenstruktur nun noch weiter verschlankt werden, was nichts anderes bedeutet, als weiteren Mitarbeitern Kündigungen auszusprechen. Sie müssen nun für die mangelhafte Leistung der Mannschaft den Kopf hinhalten, während die Spieler bei anderen Vereinen weiterhin ihre gewohnten Gehälter beziehen werden.
Auch die Verträge von Klatt und Sportdirektor Boris Notzon haben für die Dritte Liga keine Gültigkeit. Patrick Banf möchte mit beiden verlängern. Ob es in der Dritten Liga jedoch nötig ist sowohl einen Sportdirektor als auch einen Sportvorstand zu beschäftigen, wird in der Fanszene derzeit leidenschaftlich diskutiert.
All die Zahlen verdeutlichen, dass ein längerer Verbleib in der Dritten Liga nicht finanzierbar ist. Der FCK muss schnellstmöglich wieder aufsteigen.
Verantwortliche wie der ehemalige Trainer Norbert Maier, dem man mangelndes Engagement nachsagt und Uwe Stöver, der viele der aktuellen Spieler verpflichtete, sind längst Geschichte. Sträflich, dass Notzon nach dem Tabellenergebnis der Vorsaison die neuen Verträge ohne Gültigkeit für die Dritte Liga abschloss. Lediglich die Verträge der FCK-Talente Dylan Esmel (drei Zweitligaeinsätze), Carlo Sickinger (U23) und Flavius Botiseriu (U19-Bundesligateam) behalten Gültigkeit.
Das bisherige Kaderbudget von zwölf Millionen schrumpft nun auf fünf Millionen – ein Topwert in dieser Liga, aber zu wenig, um viele Spieler halten zu können. Bisher ist nur von Halil Altintop und Torhüter Jan-Ole Sievers bekannt, dass sie einen Vertrag für die Dritte Liga unterschrieben haben. Gerald Ehrmann zeigte ebenfalls Flagge und betonte, dass er trotz mehrerer Anfragen aus der Bundesliga dem Verein, dem er so viel zu verdanken hat, die Treue hält. Schon bis zur Verteilung der Wochenblatt-Ausgabe, aber leider nach Redaktionsschluss, könnten weitere Spieler bekannt werden, denn Bader möchte schon bis Mittwoch mit den meisten Spielern gesprochen haben, mit denen er einen Neuanfang in der Dritten Liga planen möchte. Ein Abstieg mit Auflösung aller Spielerverträge ist nicht nur wegen einbrechender Einnahmen in puncto Zuschauer, Sponsoren und insbesondere TV-Gelder eine Katastrophe, auch der Wert aller Spielerverträge verfällt mit einem Schlag. Gerade die Notverkäufe von Talenten hatten den FCK in den letzten Jahren finanziell über Wasser gehalten, aber eben auch den Ausverkauf der sportlichen Qualität weiter forciert.
Die 38 Spieltage umfassende Drittligasaison beginnt schon Ende Juli und endet am 18. Mai 2019. Gesendet werden alle Spiele von „Telekom Sport“ und ab und an auch in den dritten Programmen der ARD – gut möglich, dass der FCK dort recht oft übertragen werden könnte. Im DFB-Pokal wird der FCK in Runde eins Heimrecht haben. Zudem wird Landespokal gespielt.
Nun gilt es aber erst einmal für Mannschaft und Fans, sich würdig aus der Zweiten Liga zu verabschieden. Der Verein hat in den schlimmsten Stunden der Vereinsgeschichte nach der missglückten Aufholjagd auch etwas gewonnen: Zusammenhalt – der dürfte für den angepeilten Wiederaufstieg ein wichtiges Pfund sein.

Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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