So kommt der Apfel in die Flasche
Aus Streuobst wird mit modernster Technik frischer Apfelsaft hergestellt
Apfelland. Deutschland ist ein Apfelland und der süße Saft der Herbstfrüchte gehört zu den beliebtesten überhaupt. Wie aber kommt der Apfel in die Flasche? Das Wochenblatt war bei der Firma „Lösch’s Fruchtsäfte“ in Ramstein-Miesenbach zu Besuch und durfte einen ausgiebigen Blick in die Anlage werfen.
Von Stephanie Walter
Bereits vor dem Eingang zur Fertigungshalle fällt eine Vertiefung ins Auge, in der schon einige Äpfel zu sehen sind. Hier werden die Früchte von den Streuobstwiesen von Kleinanlieferern und Großraumcontainern abgegeben und ausgewogen.
„Normalerweise kommen hier 40 Tonnen Äpfel pro Tag an. Dieses Jahr sind es leider nur ein paar Kilo“, erzählt Edelgard Lösch mit Hinblick auf das schlechte Erntejahr 2019. „Ich arbeite jetzt seit 57 Jahren in der Branche, aber so eine schlechte Ernte habe ich noch nie erlebt. Dafür gibt es vielfältige Ursachen“. Noch während des Gesprächs kommen trotzdem einige Privatanlieferer mit ihrer Ernte vorbei.
Mit einem Förderband werden die Äpfel von der Waage in die Silos transportiert. Dann geht es für die süßen Früchte weiter über einen Schwemmkanal ins Innere der Anlage, wo faules oder ungeeignetes Obst am Ausleseband aussortiert wird. Frisch gewaschen kommen die Äpfel dann im Kelterraum an.
Hygiene ist das A und O
In der Mühle werden die Äpfel zunächst gemahlen und dann in die Presse gepumpt. Die Maische wird dort in Walzen zusammengepresst. „Bei diesem Pressvorgang erhalten wir eine geringere Ausbeute als mit den Packpressen, die früher eingesetzt wurden, aber die modernen Pressen werden vollautomatisch betrieben, während früher zwei Mann zum Pressen benötigt wurden“, erklärt Lösch, die auch die Wichtigkeit der Hygiene hervorhebt. Die Sauberkeit im Betrieb ist das A und O, da sich sonst zum Beispiel Essigbakterien bilden können.
Für den gepressten Saft geht es dann vom Kelterraum weiter in die Vorratsbehälter, der Trester, die Reste der Äpfel, wird zur Viehfütterung verwendet.
So wird der Apfelsaft haltbar
Genau wie beim klassischen Einkochen, muss der Apfelsaft haltbar gemacht werden. Dies geschieht durch die Pasteurisation. Der Saft wird auf über 80 Grad erhitzt und anschließend wieder abgekühlt. Da reiner Fruchtsaft nicht mit Konservierungsmitteln behandelt wird, stellt man durch das Pasteurisieren sicher, dass sich keine Bakterien oder Hefen ausbreiten können. Anschließend wird der Saft direkt in gereinigte Glasflaschen abgefüllt und etikettiert oder in sterilen Edelstahltanks gelagert. Diese fassen zwischen 6.000 und 66.000 Liter. Insgesamt hat die Firma eine Lagerkapazität von 1,8 Millionen Litern.
Der Apfelsaft, den man dann in der Hand hält, stammt zu 100 Prozent aus der Region und ist nicht chemisch behandelt. „Früchte für Streuobstsaft aus regionalen Früchten können derzeit nicht zugekauft werden. Er wird nur aus regionalen Früchten gewonnen. Da weder Pflanzenschutzmittel noch Kunstdünger eingesetzt werden, erhält man einen naturbelassenen Saft. Damit wird außerdem ein Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Streuobstwiesen geleistet, die auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten sind. sw
Kleine Saftkunde
Direktsaft: Bei einem Direktsaft wird kein Konzentrat verwendet, der Fruchtsaftgehalt beträgt 100 Prozent.
Saft aus Fruchtsaftkonzentrat: Bei diesem Saft ist die Lagerkapazität rund 6/7 geringer als beim Direktsaft. Beim Abfüllen wir dem Konzentrat das entzogene Wasser wieder zugesetzt. Der Fruchtsaftgehalt beträgt ebenfalls 100 Prozent.
Nektar: Ein Fruchtnektar hat einen Fruchtgehalt von mindestens 25 bis 50 Prozent. Er besteht aus einer Mischung aus Fruchtsaft und/oder Fruchtmark.
Fruchtsaftgetränk: Hier beträgt der Fruchtsaftgehalt mindestens 36 Prozent.
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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