Chirurgie in Landstuhl / MVZ Westpfalz
Erfolgreiche Zertifizierung als Adipositas-Kompetenzzentrum
Landstuhl. Als erst drittes Zentrum in Rheinland-Pfalz wurde die Chirurgie des Landstuhler Nardini Klinikums in Kooperation mit dem MVZ Westpfalz zum 31. Dezember 2021 als Adipositas-Kompetenzzentrum zertifiziert. Das Zertifikat wird vergeben von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und spiegelt eine kontinuierliche, qualitativ hochwertige und transparente Versorgung von Patienten mit extremem Übergewicht wider.
„Wir sind sehr stolz auf die Zertifizierung. Von den rund 2.000 Krankenhäusern in Deutschland sind etwa 100 zertifiziert. Das Nardini-Klinikum in Landstuhl ist eines der kleineren Krankenhäuser, die das erreicht haben“, so Dr. Peter Jung, der zusammen mit Dr. Dirk Bleymehl die Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie leitet.
Die Behandlung des adipösen Patienten bedarf eines umfangreichen multimodalen Konzeptes bestehend aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Ziel ist eine deutliche Gewichtsreduktion, um die Gesundheit und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Heute steht die Gewichtsreduktion der Patienten nicht mehr allein im Vordergrund der Behandlung.
Welche Erkrankungen gehen mit Adipositas einher?
Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die im Rahmen der Adipositas auftreten und ebenfalls dazu führen, dass die Lebenserwartung der adipösen Patienten deutlich verkürzt ist. Diese sogenannten adipositas-assoziierten Erkrankungen oder Komorbiditäten sind vor allem der Diabetes mellitus, Herz- und Kreislauferkrankungen, arterieller Hypertonus, Infertilität, Schlafapnoe, Refluxkrankheit, orthopädische Erkrankungen und verschiedene Krebserkrankungen. Die Verbesserung dieser Erkrankungen steht bei der Adipositasbehandlung ebenfalls im Vordergrund. Der Ansatz in der Behandlung der Adipositas ist daher multimodal und interdisziplinär. Das Zentrum betreut gegenwärtig 400 Patienten, im Jahr 2021 wurden 120 adipositaschirurgische Eingriffe durchgeführt.
Adipositas: Wer leidet unter dieser Krankheit?
In Deutschland sind gegenwärtig 25 Prozent der Erwachsenen und etwa eine Million Kinder adipös. Die Erkrankung hat vor allem bei stark übergewichtigen Patienten deutlich zugenommen und gewinnt auch sozioökonomisch an Bedeutung. Auch dies macht eine strukturierte Behandlung in Zukunft erforderlich. Die Gewichtsreduktion nach Operation und die Verbesserung der Komorbiditäten ist sehr erfreulich und verbessert die Lebensqualität der Patienten deutlich. Eine erneute Gewichtszunahme ist bei etwa zehn Prozent der Patienten nach Jahren möglich, in der Regel handelt es sich dann um Diätfehler, die gut behandelt werden können.
Welche Therapeuten sind an der Therapie beteiligt?
Herausragendes Merkmal des Zentrums ist, dass das MVZ Westpfalz über ein Netzwerk aus Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapeuten, Hausärzten, Internisten, Diabetologen, Kardiologen, Gastroenterologen, Psychologen und Psychiatern verfügt, die eine allumfängliche Diagnostik, Therapie und Betreuung der Adipositaspatienten in ihrer Erkrankung möglich macht. Seit 2018 arbeitete Dr. Peter Jung an der kompletten Umstrukturierung des Behandlungskonzeptes. Die gesamte konservative, prä- und postoperative Behandlung wurde in den ambulanten Bereich verlegt. Es wurde im MVZ eine entsprechende Struktur aufgebaut in die zwei Arzthelferinnen und zwei Ärzte eingebunden sind. Es gibt eine ausgebildete Adipositaskoordinatorin und ein weiterer im Zertifikat benannter Adipositaschirurg. Dies führte zu einer deutlichen Steigerung der Patientenzufriedenheit und der Patientenzahlen. Die Patienten werden streng leitlinienkonform behandelt. Nach nicht erfolgreichem oder aussichtslosem konservativen Programm wird interdisziplinär die OP-Indikation gestellt.
Wie erfolgt die Therapie?
Bezüglich der Therapie der Adipositas gibt es sowohl von der internistischen, als auch chirurgischen Seite, sehr hochwertige Leitlinien. Die Behandlung orientiert sich hier am Body Mass Index (BMI). Bei hohem BMI kommt der Operation neben der konservativen Therapie eine bedeutende Rolle zu. Hier ist signifikant, dass ausschließlich die Operation ausreichend Gewicht reduziert und die Komorbiditäten verbessert. Dem Patienten wird im Zentrum ein individuelles Programm abhängig vom BMI zusammengestellt.
Basis ist immer das multimodale Konzept aus Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie. Die chirurgische Therapie wird bei hohem BMI immer empfohlen und wird somit häufig im Verlauf hinzugefügt. Dies gilt insbesondere bei Patienten mit einem BMI über 40. In Ausnahmefällen, insbesondere beim Vorliegen von schwerwiegenden Komorbiditäten, auch bei einem BMI unter 40.
Es werden zwei verschiedene OP-Verfahren angeboten: der Bypass, in verschiedenen Variationen, und der Magenschlauch. Die Eingriffe werden über Bauchspiegelung durchgeführt und sind für den Patienten gut verträglich. Die Erholungszeit ist kurz und die Komplikationsrate sehr niedrig. Die Patienten verlieren rasch Gewicht, im ersten Jahr bis zu 45 Prozent. Die Nachsorge erfolgt standardisiert im Zentrum und die Daten werden zur Transparenz in einer Qualitätssicherungsstudie eingegeben.
Nachsorge ist besonders wichtig
„Die Nachsorge ist extrem wichtig, denn die OP ist keine Garantie dafür, dass das Verhalten der Patienten − insbesondere das Ernährungsverhalten − dauerhaft anhält. Operiert werden die Patienten im Nardini-Klinikum. Die prä- und postoperative Behandlung findet im MVZ statt“, erklärt Dr. Peter Jung. Selten ist eine Korrekturoperation, zum Beispiel die Umwandlung eines Magenschlauchs in einen Bypass erforderlich.
Korrekturoperationen sind häufig im Bereich des entstandenen Hautüberschusses erforderlich. „Diese Hautplastiken oder Straffungsoperationen werden ebenfalls als sogenannte postbariatrische Wiederherstellungseingriffe im Zentrum durchgeführt. Die allumfängliche Behandlung der Patienten ist uns besonders wichtig“, so Dr. Peter Jung.ps/fsc
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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