Wiederansiedlung des Storchs
Als Franzl vergaß, dass er ein Storch ist
Naturschutz. Franzl stakst neben Hans Clödy her, gerne geht er manchmal mit ihm im Feld spazieren. Dabei ist Franzl ein Weißstorch. Er kam 2018 verletzt in die Auffangstation des Vereins „Storch und Natur Südpfalz“ in Niederotterbach. Der Verein kümmert sich seit 1989 um die Wiederansiedlung des Weißstorchs. Denn ab 1974 gab es keine Störche mehr in Rheinland-Pfalz.
Von Katharina Schmitt
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1973 brütete der letzte Weißstorch auf der Neumühle in Offenbach. Der Verlust an Feuchtgebieten und die Intensivierung der Landwirtschaft waren unter anderem Gründe für das Aussterben. Um den Storch in der Südpfalz wieder anzusiedeln, gründete 1989 Frank Steigleider mit einigen Mitstreitern den „Verein zum Schutz des Weißstorchs Viehstrich“, der heute „Storch und Natur Südpfalz“ heißt. Steigleder hatte in einer Aufzuchtstation für Störche in Schwarzach in Baden-Württemberg seinen Zivildienst absolviert und wertvolles Wissen über die Aufzucht und die Auswilderung von Störchen mitgebracht.
Es wurden Nisthilfen gebaut und der „Viehstrich“ als Habitat gewählt, ein großes zusammenhängendes Wiesenareal des Bienwaldes. Die Störche sollten einen gut gedeckten Tisch vorfinden. „Man musste den Weißstorch dazu bringen, dass er hier wieder brütet“, sagt die heutige Vorsitzende des Vereins „Storch und Natur Südpfalz“ Gabriele Meder-Schumacher.
Seit 1997 sind die Störche wieder da
Lange blieben die Bemühungen erfolglos, doch 1997 gab es dann endlich nach dem Auswildern von vier Projektstorchenpaaren aus der Storchenstation in Schwarzach 14 Brutpaare in ganz Rheinland-Pfalz, mit 34 überlebenden Jungstörchen. Das erste von Störchen selbstgebaute Nest wurde 2001 in Kapsweyer an der Bahnhofsstraße errichtet. Heute ist die Wiederansiedlung gelungen, die Population stabil. Laut Statistik der Aktion Pfalzstorch sind 2021 in Rheinland-Pfalz 490 Brutpaare und über 960 Jungstörche gezählt worden. „In den Anfängen wurde hier großartige Arbeit geleistet“, sagen Meder-Schumacher und Clödy.
Der Verein kooperiert mit Landwirten, um durch extensive Bewirtschaftung langfristig die Artenvielfalt der Wiesen auch für den Storch zu sichern. Außerdem kümmert sich der Verein um verletzte Tiere, wie Franzl.
Wenig Hoffnungfür Storch Franzl
„Ich konnte ihn einfach nehmen und wegtragen."
Franzl hatte vergessen, dass er ein Storch war. Nach einem starken Gewitter erhielt Hans Clödy eine Meldung, dass ein Storch vollkommen durch den Wind sei. „Ich konnte ihn einfach nehmen und wegtragen“, erinnert sich Clödy, der Schriftführer des Vereins „Storch und Natur Südpfalz“ ist. Acht Wochen fraß Franzl nicht selbstständig, obwohl äußerlich keine Schäden erkennbar waren. Es gab wenig Hoffnung, dass er jemals wieder höher als in Bodennähe fliegen wird. Doch nach drei Jahren wurde Franzl ausgewildert. Seither kommt er immer wieder. Wegen Maxl, dem anderen Altstorch, der sein Revier verteidigt, muss Franzl vorsichtig sein. Außer Sichtweite von Maxl gleitet er in den Hof und macht den Hals voll mit Eintagsküken, um die Jungtiere in seinem Nest zu versorgen. Er ist wie Maxl alleinerziehender Vater. Seine Partnerin ist durch Stromtod verstorben.
Die Angst, Störche bei Gewittern oder in Strommasten zu verlieren, ist groß. „Innerhalb der letzten Wochen haben wir bestimmt drei Störche durch Stromleitungen verloren“, so die Vorsitzende Gabi Meder-Schumacher. Wegen der großen Spannweite geraten Störche oft zwischen zwei Leitungen und bekommen einen tödlichen Stromschlag.
Weitere Informationen
Mehr Informationen zum Verein „Storch und Natur Südpfalz e. V." sind online unter www.storchenverein.de zu finden. Der Verein freut sich immer über neue Mitglieder und Storchenbegeisterte.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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