Rück- und Ausblick beim Jahresempfang
"Das Tollhaus-Schiff fährt weiter auf Kurs"
Karlsruhe. „Tollhaus“-Geschäftsführer Bernd Belschner betonte beim Jahresempfang am Sonntag vor rund 350 Besuchern die Bedeutung von gesellschaftlichem Zusammenhalt und Solidarität, „welch hohes Gut es ist.“ Dies sei in den zurückliegenden Pandemie-Monaten eindrücklich zu spüren gewesen. Erfreut zeigte sich der „Tollhaus“-Chef über das Publikum, auch wenn es noch etwas ungewöhnlich sei, eine öffentliche Veranstaltung mit mehr als 15 Besuchern zu erleben.
Das „Tollhaus“ habe in dieser Zeit mannigfache Unterstützung erfahren, auch durch Spenden, die die Kulturschaffenden auch moralisch durch die sehr anstrengende Zeit getragen habe. „Kraft braucht jede und jeder von uns, insbesondere in dieser Zeit“, so Belschner, der die Bedeutung der Zivilgesellschaft auch für die Kultur aufzeigte. Ohne die freien Träger und privaten Initiativen sei gesellschaftlicher Fortschritt nicht möglich, dies sei in autoritären Gesellschaften überhaupt nicht gegeben.
Rückblick
Seit Juli 2021 war nicht mehr geschlossen, dazu gab es Zulassungsbeschränkungen bei den rund 135 Veranstaltungen mit rund 38.000 Besuchern. Das sind rund 100.000 Besucher weniger als in einem vergleichbaren Zeitraum vor der Pandemie! Wir sind aber guten Mutes, dass wir da wieder hinkommen“, so Belschner Dazu habe sich das „Tollhaus“ mit seinem Angebot auch für Probestätten für Künstler weit geöffnet, und habe dabei gelernt, wie groß der Bedarf an Produktionsräumen für die darstellenden Künste sei, sagte Belschner“ – und wandte sich an die anwesenden Gemeinderäte: Das sei enorm wichtig, hier müsste die Stadt Karlsruhe auch aktiv werden. Die freie Szene sei nicht nur das Salz in der Suppe, sondern trägt sehr stark die Kultur in der Stadt!
Weitere Initiativen seien dabei gefordert, wie sie das „Tollhaus“ mit dem Ausbau der „Zirkusresidenz“ auf dem Alten Schlachthof gestartet habe, die im vergangenen Jahr mit nationalen und internationalen Gruppen bestens ausgebucht war. Anschaulich machte dies beim Jahresempfang die international zusammengesetzte sechsköpfige Akrobatengruppe „Kaaos Kaamos“, die in den vergangenen Wochen beim „Tollhaus“ an ihrem neuen Stück gearbeitet hatte und einen faszinierenden Ausschnitt zeigte.
Ausblick
„Wir wollen Kultur zeigen, wollen, dass sie stattfinden kann. Das ist ein wesentliches Element für eine Gesellschaft.“ Im Herbst wird das „Tollhaus“ sein 40-jähriges Bestehen feiern, dazu stehen wieder „Zeltival“ und „Atoll“ an, die nun wieder in der Planungsspur sind. Jetzt gehe es in Sachen Veranstaltungen „Schlag auf Schlag“: „Wir haben ein pickepacke volles Programm, eine extrem hohe Veranstaltungsdichte: verlegte Konzerte aus 2020, verlegte Konzerte aus 2021 und neue Veranstaltungen, das ist höher als vor Corona“, erläuterte Belschner und bedankte sich bei seinem Team, das sogar auch für die „Dreck weg“-Aktion auf dem Schlachthof-Areal unterwegs war und für Sauberkeit sorgte. Das sei in Zeiten von steigenden to go-Artikeln leider auch nötig. Die kommenden Veranstaltungen bergen noch Risiken, da derzeit noch nicht genau zu sagen sei, ob man sich noch im pandemischen oder bereits im endemischen Zustand befinde, „doch sind die Folgen spürbar“, so Belschner, denn die Bereitschaft der Besucher, unter Menschen zu gehen, dabei Nähe zu erleben, sei noch lange nicht auf das Maß vor Corona zurückgekehrt. „Das birgt neue wirtschaftliche Risiken. Aber das Tollhaus-Schiff fährt weiter auf Kurs“, so ein optimistischer Belschner.
Trotz regnerischem Wetter gab es auch Sonne auf der Bühne im „Tollhaus“ mit dem erfrischenden Programm von Konzertgitarrist Pavel Khlopovskiy, der 1989 aus Moskau nach Karlsruhe kam, an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe und der Musikakademie Basel studierte, und mehrfach international ausgezeichnet wurde.
Mehr zum Programm unter www.tollhaus.de
Autor:Jo Wagner |
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