Kundeninitiative KVV zum 49-Euro-Ticket
Abo-Modell und Chipkarten-Schnellschuss sind nicht zielführend

Leider müssen wir feststellen, dass sich der Trend zur Digitalisierung unter Vernachlässigung wesentlicher Gruppen generell in der Gesellschaft fortsetzt, sei es bei der Bezahlung in Parkhäusern, bei der Grundsteuererklärung und jetzt auch wieder beim 49-Euro-Ticket.
Grundsätzlich ist es nach dem Gebot der Teilhabe diskriminierend, wenn Kunden ausgeschlossen oder benachteiligt werden, weil sie über die notwendigen IT-Kenntnisse oder Geräte nicht verfügen. Es muss eine gut zugängliche analoge oder niederschwellige digitale Alternative angeboten werden, die nicht nur Alibi-Charakter hat!

Beim 49€-Ticket stellt sich grundsätzlich die Frage, ob Fahrpreisreduzierungen für alle Kundengruppen sowie Investitionen in die Infrastruktur nicht zielführender gewesen wären.

Generell schreckt eine Abo-Lösung ab!

Wer über das Jahr keinen durchgehenden Bedarf absehen kann wird kein Jahres-Abo abschließen, das er dann immer wieder bis zum 10. des Monats kündigen müsste. Aber auch viele Abo-Kunden werden natürlich während der Urlaubszeit oder in Monaten, wenn sie das Fahrrad nutzen, das Abo kündigen, was sowohl bei Kunden als auch den Verkehrsunternehmen unnötigen bürokratischen Aufwand verursacht.
Viele neue Kundengruppen, insbesondere auch Autofahrer, wird man nur mit einem einfachen Zugang wie beim 9-Euro-Ticket gewinnen können.

Wir fordern deshalb:

Angebot von Monatstickets mit flexiblem Beginn-Datum
• Angebot des Tickets auf allen Verkaufskanälen incl. Ticketautomaten

Die Strukturen für den Verkauf des 9-Euro-Tickets wurden von den Verkehrsunternehmen bundesweit in kurzer Zeit geschaffen. Diese Strukturen könnten schnell und kostengünstig auch für das 49-Euro-Ticket genutzt werden. Eine Papierlösung, die nur bis Jahresende angedacht ist, ist nicht ausreichend.

Für noch wichtiger als den Verkauf von Monatskarten halten wir aber den Verkauf der KVV-Tickets zum Selbstentwerten an Automaten. Hier hat der KVV mit der Angebotserweiterung ein breiteres Angebot geschaffen, aber leider immer noch keinen niederschwelligen Zugang zum Angebot. Der Verkauf in den wenigen Verkaufsstellen – insbesondere in der Region – verlangt zusätzliche Zeit und lange Wege der Kunden.

Wir fordern eine bundesweite zukunftsträchtige Lösung beim Ticketing!

Ein leicht nutzbarer Zugang mit Chipkarten kann bei guter Vorbereitung eine mittelfristige Lösung sein. Aber ein Schnellschuss für das 49€-Ticket ist teuer und Stückwerk!
Sinnvoll ist nur eine bundesweite niederschwellige digitale Lösung für den Zugang zum ÖPNV, wie er auch von PRO BAHN gefordert wird:
„Entwickeln eines konsistenten, einfachen-Kundenkarten-Systems für den gesamten deutschlandweiten öffentlichen Verkehr (Fahrschein-Träger).“
Eine Chipkarten-Lösung muss in ein durchgängiges, aufeinander aufbauendes Gesamtkonzept digitaler Angebote integriert werden, aber auch mit Bargeld aufladbar sein.
Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen VDV bietet über seine Service-GmbH bereits Systemstrukturen an, die in die geforderte Richtung gehen. Sie können weiterentwickelt und bundesweit verbindlich gemacht werden.

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Autor:

Hans-Joachim Dorn aus Karlsruhe

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