Viele Gruppen suchen dringend begleitende Ärzte
Der Karlsruher Herzsport steuert auf eine Krise zu
Karlsruhe.Die Rahmenvereinbarung Rehasport sieht vor, dass alle Herzsportgruppen von einem Mediziner begleitet werden müssen. §12.2 besagt: „Beim Rehabilitationssport in Herzgruppen ist die ständige, persönliche Anwesenheit eines/einer betreuenden Arztes/Ärztin während der Übungsveranstaltungen erforderlich.“
Momentan gibt es 29 Herzsportgruppen im Stadtkreis (eine davon ist eine Jugendherzsportgruppe des SSC) und acht im Landkreis, also 37 Herzsportgruppen in zwölf von 33 INI-Vereinen. Eine Gruppe – bei der TG Aue - musste bereits schließen. Vereine melden, dass es immer schwieriger wird, Ärzte zu finden und dass viele Ärzte bereits angekündigt haben, dass sie in nächster Zeit aufhören wollen.
Die Gruppen sind nahezu alle voll (20 Teilnehmer/Gruppe), neue Gruppen würde man gerne installieren, schafft dies aber wegen des akuten Ärztemangels nicht.
Ärzte gesucht - Freiwillige vor
Die Vereine haben schon viel unternommen, um Ärzte anzusprechen: Anzeigen in der Fachpresse, Kontakt zum Hausärzteverband, Anschreiben umliegender Praxen und Krankenhäuser, Kontakt zu Ärzten im Ruhestand – alles jedoch meist erfolglos.
In der Hoffnung, eine größere Öffentlichkeit zu erreichen, hat die INI (Karlsruher Vereinsinitiative Gesundheitssport) den Start in ein Themenjahr „Herzsport“ bekannt gegeben. Das Thema und die Problematik des Ärztemangels sollen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
„Es wäre schön, wenn sich mit Hilfe der Medien vielleicht der eine oder andere Mediziner findet, der sich vorstellen könnte, eine Herzsportgruppe zu betreuen“, erklärt Stefan Ratzel, Vorstand der INI. Dr. Michael Wix, Radiologe im Ruhestand und seit vier Jahren Arzt bei zwei Herzsportgruppen des SSC Karlsruhe, ist sich sicher, dass es auch für den Arzt ein Zugewinn sein kann, eine Gruppe zu begleiten. „Da sind zum einen die persönlichen Kontakte, die man knüpft, man kommt auch im Ruhestand noch aus dem Haus und kann dabei Sport treiben, was will man mehr.“ Allerdings sollte man sich der Verantwortung bewusst sein. „Man muss im Zweifelsfall erste Hilfe auf hohem Niveau leisten. Man sollte also mit dem Gebrauch eines Defibrillators vertraut sein und die Herzdruckmassage beherrschen“, erklärt er.
"Ersthilfe auf hohem Niveau"
Er selbst besucht regelmäßig Seminare und Fortbildungen, das empfiehlt er auch jedem Mediziner, der eine Herzsportgruppe begleiten möchte.
Aus der Sicht des Patienten gibt die Anwesenheit eines Arztes die Sicherheit, die man nach einer schweren Herzerkrankung braucht. Selbst wenn nichts passiert, ist es gut zu wissen, dass für den Notfall gesorgt ist. Das bestätigt Wolfgang Bader, seit den 1980er Jahren Teilnehmer in einer Grötzinger Herzsportgruppe. „Ich bin das beste Beispiel für das, was den Herzsport so bedeutend macht. Ich bin nun schon seit so vielen Jahren dabei und möchte die Stunden auch nicht missen. Ich hatte 1979 einen Herzinfarkt und ich bin mir sicher, dass es mir ohne den Herzsport heute nicht so gut gehen würde.“
Gruppe bei der TG Aue musste schon geschlossen werden
Was passiert, wenn Ärzte sich aus einer Gruppe zurückziehen, berichtete Ute Schneider von der TG Aue: „Wir mussten eine Gruppe aufgeben, weil wir keinen Arzt mehr hatten. Einige der Teilnehmer sind in anderen Gruppen untergekommen, aber nicht alle“, beschrieb sie die aktuelle Situation. Und auch Herzsportgruppen-Leiterin und INI-Vorstand Gudrun Ganzhorn ist sich sicher: „Der Herzsport ist eine wichtige Säule der Rehabilitation und der Prävention. Die Zahl der Patienten mit einer Herzsport-Verordnung wächst, aber wegen des Ärztemangels können keine neuen Gruppen gegründet werden, im schlimmsten Fall müssen bald sogar weitere Gruppen geschlossen werden.“
Aber so weit soll es nicht kommen, deshalb geht die INI nun aktiv in die Öffentlichkeit und auf Ärztesuche. Mediziner, die sich eine Tätigkeit im Herzsport vorstellen können, dürfen sich jederzeit unter info@gesundheitssport-karlsruhe.de melden.
Infos zur Karlsruher Vereinsinitiative Gesundheitssport und zum Herzsport
Autor:Pressebüro Heike Schwitalla aus Karlsruhe |
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