Regierungspräsidium Karlsruhe informiert über Veränderungen bei Schülerzahlen, Unterrichtsversorgung und Entwicklungen
Infos zum Schuljahresbeginn 2019/2020 in und um Karlsruhe

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Karlsruhe. An den etwa 950 öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe beginnt am Mittwoch, 11. September, für rund 347.000 Schüler und rund 29.000 Lehrer wieder der Schulalltag.

Im neuen Schuljahr werden erneut mehr Schüler als im Vorjahr an den Gemeinschaftsschulen unterrichtet, wohingegen die Schülerzahlen an Werkrealschulen weiter rückläufig sind. Gleichzeitig ist es gelungen, den weiterhin hohen Bedarf an Lehrkräften in vielen Regionen des Regierungsbezirks durch Versetzungen sowie durch die frühzeitige Umsetzung mit dem Kultusministerium vereinbarter Maßnahmen zur Lehrergewinnung zu decken. Mit Ausnahme von Stellen für Fachlehrer konnten alle zur Verfügung gestellten Stellen besetzt werden.

Mit Blick auf die Veränderungen bei den Schülerzahlen, das Thema Unterrichts-versorgung sowie die verschiedenen schulartbezogene Entwicklungen im Regierungsbezirk Karlsruhe informieren Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und die Leiterin der Abteilung Schule und Bildung im Regierungspräsidium Anja Bauer mit nachfolgenden Zahlen und Themen im Detail:

1. Veränderungen der Schülerzahlen in den einzelnen Schularten der öffentlichen Schulen
Insgesamt besuchen im Schuljahr 2019/20 etwa 347.000 Schüler die allgemeinen und beruflichen öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe. Im Vergleich der unterschiedlichen Schularten erfährt die Gemeinschaftsschule erneut eine Schülerzunahme von rund 13,6 Prozent gegenüber dem letzten Schuljahr. Die Ursache dafür liegt vor allem im Aufwachsen der in den letzten Jahren neu eingerichteten Gemeinschaftsschulen. Im Gegenzug geht die Schülerzahl an Werkrealschulen kontinuierlich zurück, gegenüber dem letzten Schuljahr erneut um etwa 16 Prozent.

Schulart Schülerzahl im SJ 2019/20 Veränderung gegenüber 2018/19
Grundschule 88.524 +1,4 %
Werkrealschule und Hauptschule 12.041 -16,2 %
Realschule 45.937 +0,01 %
Gemeinschaftsschule 15.157 +13,66 %
Sonderpädagogische
Bildungs- und Beratungszentren*) 8.525 +3,6 %
Gymnasien (öffentlich) 98.878 -1,3 %
Berufliche Schulen ca. 86.500**) - 0,6 %**)

2. Unterrichtsversorgung zum Beginn des Schuljahres 2019/20 im Regierungsbezirk Karlsruhe
Die Unterrichtsversorgung gestaltet sich je nach Schulart und Region unterschiedlich. Veränderte Rahmenbedingungen wie Neustellen zur Umsetzung bildungspolitischer Vorhaben, eine langsam abflauende, aber immer noch überproportional hohe Pensionierungswelle, sowie ansteigende Schülerzahlen insbesondere in den Grundschulen führen zu einem hohen Bedarf an Lehrkräften. Dieser konnte in vielen Regionen – vor allem entlang der Rheinschiene – durch Versetzungen gedeckt werden. Die zur Verfügung stehenden neuen Stellen wurden daher primär in den ländlichen Regionen zur Verfügung gestellt. Das landesweite Problem der geringen Anzahl zur Verfügung stehender Bewerber, trifft für den Regierungsbezirk Karlsruhe nicht überall und nicht für alle Schularten zu. So konnten in diesem Einstellungsjahr mit Ausnahme von Stellen für Fachlehrerinnen und Fachlehrer, alle zur Verfügung gestellten Stellen besetzt werden.

Zur Gewährleistung der Unterrichtsversorgung wurden bereits sehr frühzeitig die mit dem Kultusministerium vereinbarten Maßnahmen zur Lehrergewinnung umgesetzt. So wurden schon im Dezember 2018 für Mangelregionen 89 Stellen ausgeschrieben, davon 54 an Grundschulen. Fast 56 Prozent dieser ausgeschriebenen Stellen konnten zu diesem frühen Zeitpunkt besetzt werden.

Ausgesprochen effektiv wirkt sich die während des Schuljahres in vielen Fällen vorgenommene Aufstockung der Teilzeitbeschäftigung aus. Auch die übrigen Maßnahmen, wie vor allem die Bindung von VKL-Lehrkräften ohne formale Lehrbefähigung in Bedarfsregionen für den Unterricht in Vorbereitungsklassen (VKL) tragen zur Entschärfung der angespannten Situation bei. Die Möglichkeit der Weiterqualifizierung für Bewerber*innen mit Gymnasiallehramt für Grundschulen wurde in diesem Jahr auf das Lehramt an Werk-, Haupt- und Realschulen ausgeweitet. Im Schuljahr 2019/20 werden 14 Lehrkräfte mit gymnasialem Lehramt an Grundschulen und 7 Lehrkräfte mit gymnasialem Lehramt an weiterführenden Schulen im Regierungsbezirk ihren Dienst antreten.

3 Verschiedene schulartbezogene Entwicklungen
Grundschulen
In den Grundschulen wird der Beginn der Fremdsprache (Englisch oder Französisch) auf die dritte Klasse verlagert. Im kommenden Schuljahr 2019/20 betrifft dies die ersten und zweiten Klassen, die nicht mehr mit Englisch oder Französisch starten. Die Stunden, die bislang für die entsprechende Fremdsprache zugewiesen wurden, verbleiben an den Grundschulen und werden zur Förderung in den Fächern Deutsch und Mathematik (Lesen, Schreiben, Rechnen) eingesetzt.

Haupt- und Werkrealschulen
Im kommenden Schuljahr 2019/20 beginnen in der Sekundarstufe I die neuen Abschlussprüfungen. Im Rahmen der Harmonisierung sollen die Schulabschlüsse zukünftig, über alle Schularten hinweg, vergleichbar sein. Grundlagen für alle Abschlussprüfungen bilden die Standards des gemeinsamen Bildungsplans 2016 der Sekundarstufe I. Den Anfang macht im Schuljahr 2019/20 die Hauptschulabschlussprüfung, die an allen Haupt-/ Werkrealschulen, Realschulen, Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit entsprechendem Bildungsgang abgelegt wird. Die Möglichkeit, zukünftig an einer Schulart verschiedene Abschlüsse abzulegen, macht eine Harmonisierung bezüglich Zeit, Inhalt und Format nötig. Mehr zentrale Vorgaben durch das Kultusministerium unterstützen diese Prozesse. Neu wird auch sein, dass im kommenden Schuljahr in der Hauptschulabschlussprüfung das Prinzip der Fremdprüferin/ des Fremdprüfers eingeführt wird. Das heißt, dass jede schriftliche Prüfungsarbeit außer von der Fachlehrkraft der eigenen Schule auch von einer Fachlehrkraft einer anderen Schule (Zweitkorrektur) beurteilt wird. Die Projektarbeit, früher „Themenorientierte Projektprüfung“, wird im Hauptschulabschluss auch zukünftig Teil der Prüfung sein. In der Hauptschulabschlussprüfung für Schulfremde wird es im Fach Englisch ebenfalls eine Kommunikationsprüfung geben. Ferner werden vier weitere mündliche Prüfungen verbindlich sein. Die schriftliche Prüfung im Fach „Politische und wirtschaftliche Bildung“ entfällt. Durch die Neuerungen soll eine bessere Vergleichbarkeit der Leistungen und eine Qualitätssteigerung in den Abschlussprüfungen erreicht werden.

Realschulen
Die Realschule vermittelt vorrangig eine erweiterte allgemeine, aber auch eine grundlegende Bildung. An der Realschule sind zwei verschiedene Schulabschlüsse, der Hauptschulabschluss am Ende von Klasse 9 und der Realschulabschluss am Ende von Klasse 10 möglich. Nach der Orientierungsstufe, die die Klassen 5 und 6 umfasst, bieten die Realschulen Unterricht auf grundlegendem und mittlerem Niveau an. Alle Schülerinnen und Schüler werden entsprechend ihrem individuellen Leistungsniveau gefördert. Ein Wechsel zwischen den Niveaustufen ist in den Klassenstufen 7 und 8 zum Schulhalbjahr und zum Schuljahresende möglich. Zur Umsetzung des Konzeptes stehen allen Realschulen im Schuljahr 2019/20 je Zug 18 Poolstunden zur Verfügung. In diesem Schuljahr findet letztmalig die Abschlussprüfung an Realschulen auf der Grundlage des Bildungsplanes aus dem Jahr 2004 statt.

An den Realschulen des Landes steht zudem mit der Initiative „WIR – Inklusion in der Realschule“ eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Realschulen und den SBBZ im schulischen Fokus. Ziel dieser Maßnahme ist es, passende Angebote für die jeweiligen Bedingungen vor Ort zu schaffen, um das Mit- und Voneinander-Lernen zu bestärken. Dadurch können die Realschulen nicht nur ihre Strukturen weiterentwickeln, sondern auch ein Netzwerk aufbauen und sich damit Unterstützung in ihrem individuellen Prozess im Rahmen der Inklusion holen.

Gemeinschaftsschulen
Zu Beginn des Schuljahres 2019/20 bleibt im Regierungspräsidium Karlsruhe die Anzahl der Gemeinschaftsschulen bei insgesamt 63 Schulen bestehen. Neu in diesem Schuljahr ist das Angebot des Profilfaches „Informatik, Mathematik, Physik“ (IMP) ab Klasse 8 an Gemeinschaftsschulen ergänzend oder alternativ zu „Naturwissenschaft und Technik“ (NwT). Gemeinschaftsschulen, die zum neuen Schuljahr 2019/20 nach erfolgreichem Genehmigungsprozess das Profilfach IMP einführen, haben die beiden Voraussetzungen erfüllt, prognostisch dauerhaft die Mindestzahl von zwölf Schülerinnen und Schülern zu erreichen und genügend Lehrkräfte mit den drei Fachanteilen (Informatik, Mathematik, Physik) an der Schule zu beschäftigen. Die Inhalte des neuen Profilfaches kommen aus den drei genannten Bereichen, wobei Informatik bei der Entwicklung der Bildungspläne für dieses neue Fach den Schwerpunkt bildete. Folgende Gemeinschaftsschulen haben einen erfolgreichen Antrag zur Einrichtung des Profilfaches IMP gestellt:
• Gemeinschaftsschule Karlsbad
• Kraichgau Gemeinschaftsschule Gondelsheim
• Gemeinschaftsschule Neubulach.

Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)
Kindern und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot stehen individuelle Bildungsangebote zur Verfügung. Dabei liegen die Schwerpunkte auf dem quantitativen und qualitativen Ausbau inklusiver und kooperativer Bildungsangebote mit den entsprechenden sonderpädagogischen Unterstützungsmaßnahmen und der fachlichen Weiterentwicklung der SBBZ mit einer entwicklungs- und prozessorientierten sonderpädagogischen Diagnostik. Die Subsidiarität der Sonderpädagogik und ihr Unterstützungsauftrag werden deutlich herausgestellt und regionale Netzwerke in den Raumschaften kontinuierlich verbessert.

Mit dem „Pakt für gute Bildung“ werden zukünftig die Kindertagesstätten bei inklusiven Betreuungen durch mobile Fachdienste und Qualitätsbegleiter unterstützt. Diese werden den Einrichtungen bei Fragen zu ihrer inklusiven Konzeption zur Verfügung stehen und das Personal weiterqualifizieren.

Allgemeinbildende Gymnasien
Vertiefungskurs Sprache
Mit dem Schuljahr 2019/20 können Gymnasien das Fach „Vertiefungskurs Sprache“ in der Kursstufe anbieten. Der neue Kurs geht aus von der Frage: „Wie funktioniert Sprache?“ und vermittelt über den Deutschunterricht bzw. Fremdsprachenunterricht hinaus Einblicke in die Struktur von Sprachen und die Möglichkeiten gelingender Kommunikation. In den ersten beiden Halbjahren sind Teilaspekte der Linguistik und Sprachphilosophie Thema, etwa Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik und Soziolinguistik. Im dritten und vierten Kurshalbjahr Aspekte des Textverstehens, also Hermeneutik, Textrezeption und Textproduktion. Die Inhalte des Bildungsplanes wurden gemeinsam mit Hochschulvertretern erarbeitet, denn ähnlich wie der bereits seit Jahren eingerichtete „Vertiefungskurs Mathematik“ möchte der „Vertiefungskurs Sprache“ den Übergang von Schule zu Universität und Hochschule erleichtern. Es besteht daher wie in Mathematik die Möglichkeit, an einer Zertifikatsklausur der Universität teilzunehmen. Mit diesem Zertifikat erhöhen sich nach dem Abitur eventuell die Chancen auf einen Studienplatz. Landesweit erprobt wurde das neue Fach bereits im Schuljahr 2018/19. Am Schulversuch nahmen aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe drei Gymnasien teil, die gegebenenfalls von Universitäten betreut werden konnten: in Karlsruhe das Bismarck-Gymnasium, in Mannheim das Lessing-Gymnasium und in Heidelberg das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium. Wir hoffen, dass sich der neue Kurs an vielen Gymnasien etabliert und interessierten Schülern nach dem Abitur den Weg zu Universität und Hochschule ebnet.

Bildungspläne Berufliches Gymnasium
Seit September 2017 werden die neuen Bildungspläne für das Berufliche Gymnasium in etwa 60 Kommissionen erstellt. In drei Zeitschienen (Tranchen) wurden nacheinander die Fächer des Pflichtbereichs, des Ergänzungs- und des Wahlpflichtbereichs inhaltlich und didaktisch überarbeitet und neu erstellt. Er soll einen nahtlosen Übergang von den allgemeinbildenden Schulen in die beruflichen Schulen gewährleisten.

Ab September 2019 werden die neuen Bildungspläne verschiedenen Experten und Gremien zur institutionellen Beteiligung vorgelegt und mögliche Rückmeldungen im Anschluss eingearbeitet. Nach der Freigabe durch das Kultusministerium und die Anhörung der Gremien (Landesschulbeirat, Landeselternbeirat, Landesschülerbeirat) soll der neue Bildungsplan im September 2021 als Bildungsplan 2021 in Kraft treten.

Autor:

Jo Wagner

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