Autotunnel unter der Kriegsstraße / Bilder
Karoline-Luise-Tunnel in Karlsruhe eröffnet
Karlsruhe. "Komfortabel und schnell mit dem Auto durch die Karlsruher City", heißt es in der Pressemitteilung der "Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft" (KASIG) zum neuen Tunnel unter der Karlsruher Kriegsstraße - und ergeht sich dann - mit jeder Menge Gendersternchen - fast in Lobeshymnen zum zweiten Teil der Karlsruher "Kombilösung".
Auch hier eine längere Bauzeit - und jetzt weniger Parkplätze
Aber auch dieses Karlsruher Bauprojekt - benannt nach der einstigen Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) - ging nicht problemlos über die Bühne; ob Nachbesserungen in der Planung, längere Bauzeit oder die Pleite bei den Strahlventilatoren im Testbetrieb, die für ordentlich Aufregung sorgte: Nach rund fünfeinhalb Jahren Bauzeit ging der Tunnel endlich in Betrieb. In den vergangenen Monaten und Jahren war die bisher leistungsfähige Ost-West-Verkehrsachse durch die Buddelei mitten in der Stadt zudem eine einzige Staufalle. Zum Leidwesen von Bürgern, Besuchern, Einzelhändlern, Handwerkern, Lieferdiensten und auch der Anwohner, denen durch die städtischen Planungen auch jede Menge Stellflächen gestrichen wurden.
Ob sich der Verkehr in diesem Bereich wieder auf eine leistungsfährige Straßenverbindung durch die Stadt einpendeln wird - besonders im Zielverkehr aus der Region Richtung Karlsruher Innenstadt - bleibt abzuwarten, denn auch unter der Kriegsstraße gibt es Ein- und Ausfahrten. „Leistungsstarke Verkehrswege sind die Lebensadern unserer Stadt", so Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Autoverkehr "auf einer der zentralen Ost-West-Achsen" nun wieder flüssig durch die Karlsruher Innenstadt fließen könne. Nach den zahlreichen Maßnahmen der vergangenen Jahre bleiben aber nicht mehr viele zentrale Achsen durch die Stadt, denn die wurden neben Zufahrtsstraßen Stück für Stück zurückgebaut. Immerhin gibt's über dem Tunnel nun mehr Platz für andere Mobilitätsarten.
Reicht die Leistungsfähigkeit?
Der in offener Bauweise errichtete Autotunnel unterhalb der Kriegsstraße besteht aus zwei nebeneinander verlaufenden Röhren. Der Durchgangsverkehr im Tunnel hat nur eine Spur, dazu gibt es Zu- und Ausfahrten auf einer zweiten Spur, die je nach Ziel der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, dann auf die durchgehende Spur wechseln werden. Die städtischen Planer gehen bisher davon aus, dass sich das Staurisiko minimieren werde. In der Pressemitteilung wird von einer oberirdischen Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität gesprochen - was aber die Belange der Anwohnerinnen und Anwohner oder von Lieferdiensten, Handwerkern und Sozialdiensten wohl nicht in diesem Maße betreffen wird, denn diese finden nicht genügend Möglichkeiten, ihre Ziele ansteuern und halten zu können.
Vision der Stadtplaner
Autofahrer, die direkt ins Stadtzentrum wollen, von Lieferdiensten oder Lkw wird in der Mitteilung übrigens nicht gesprochen, "können den Autotunnel über die Verbindungsrampen Ritterstraße und Lammstraße verlassen", schriebt die "KASIG". Das Parkhaus des "Einkaufscenters Ettlinger Tor" hat zwar eine eigene Ein- und Ausfahrt für den Tunnel bekommen, doch der traditionell starke Verkehrsfluss aus dem Westen in die Stadt kann dieses nicht unterirdisch erreichen, muss oberirdisch durch die Kriegsstraße den Bereich ansteuern, am Ettlinger Tor wenden, ein Stück zurückfahren, um dann das Parkhaus auf anderem Weg zu erreichen. Immerhin haben es die Planer geschafft, dass der Tunnel vor der Vorweihnachtszeit, die traditionell viel Verkehr in die Innenstadt bringt, noch in Betrieb gehen kann - auch wenn im kommenden Jahr wegen der Nachrüstung der Lüfter dann noch einmal der Tunnel für ein paar Wochen geschlossen werden muss.
Technik im Blick
Der neue Autotunnel sei mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet, so die "KASIG" und verweist auf 89 Kameras, 23 Notrufnischen, 18 Fluchttüren, 36 Strahlventilatoren zur Entlüftung der Tunnelröhren, 71 Lautsprecher für Durchsagen und zwölf Feuerwehrhydranten - und auf die "Blitzer", die übrigens vom ersten Tag in Betrieb sind. Wer sich an die alten Unterführungen in der Kriegsstraße erinnert, muss aufpassen, denn die zulässige Geschwindigkeit wurde reduziert: Früger galten 70 km/h, jetzt sind 50 km/h erlaubt, bei anderen Verkehrsverhältnissen kann die Geschwindigkeit auch weiter reduziert werden. "Drei Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung sorgen dafür, dass sich Verkehrsteilnehmer an das vorgegebene Tempolimit halten", so die "KASIG".
Infos zu Plänen: www.diekombiloesung.de
Autor:Jo Wagner |
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