Information über die aktuelle Corona-Lage in der Region
"Laborkapazitäten sind am Anschlag"
Region. „Wir wollen in der aktuellen Situation deutlich machen, worauf es ankommt in diesen Tagen“, betonte Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup am Freitag, 6. November: „Denn aktuell sind die Labore bis zum Anschlag ausgebucht, haben keine Kapazitäten mehr.“ Auch seien die zuständigen Stellen bei den Nachverfolgungen überlastet. All dies würde in der aktuellen Situation die Bemühungen von Stadt- und Landkreis belasten. „Alleine diese Woche wurden über 6.000 Kontakte verfolgt“, so Landrat Christoph Schnaudigel: „Das ist aufwändig, trotz der Hilfe der Bundeswehr.“ Aber die Ämter kämen an ihre Grenzen dabei, kein Wunder, dass es zwar noch machbar, wenn auch mit einem Tag Rückstand sei. „Das liegt aber meist daran, dass die Laborkapazitäten am Anschlag sind!“
Gruppe der Betroffenen hat sich gewandelt
Waren es im Frühsommer überwiegend „ältere“ Menschen in der Region, die schwere Verläufe hatten, hat sich das gewandelt: Aktuell sind überwiegend 20 bis 35-jährige die Hauptbetroffenen in der Region, die dabei mitunter nur leichte oder gar keine Symptome haben, aber das Virus eben weitertragen: „Das macht es dabei so schwer“, so Landrat und OB unisono – und appellierten an die Bewohner der Region, die Maßnahmen ernst zu nehmen. Die Verordnung des Landes sei eine klare Vorgabe. „Reduzieren Sie persönliche Kontakte und halten Sie Abstand“, so die klare Ansage, denn man könne nicht sicher sein, dass das Gegenüber bei diesen Zahlen nicht auch infiziert ist.
Krankenhäuser im Blickpunkt
Die Krankenhäuser in der Region melden immer mehr Patienten, die „Jahrgang 64 und jünger sind, die aber schwere Verläufe haben“, so Mentrup – und zog dabei den sichtbaren Unterschied zum Frühjahr: „Wir können durchaus darüber diskutieren ob Kultureinrichtungen oder Restaurants zu schließen sind, aber mit den Anordnungen geht’s darum, generell die Kontakte zu reduzieren!“ Denn die aktuellen Fälle in der Region sind weiter auf einem hohen Niveau! Die Steigerung in den vergangenen sieben Tage ist ablesbar in der Grafik (siehe Bild)! Das Durchschnittsalter der Patienten mit stationärer Behandlung ist dabei aktuell niedriger als im Frühsommer!
Auch die Quellen der Neuinfektionen hat sich gegenüber dem Sommer markant verändert, verdeutlichten Mentrup und Schnaudigel: Der Anteil „Unbekannt“ sei deutlich gestiegen, „zum Glück liegt er aber in der Region nur bei 30 Prozent“, doch das mache die Nachverfolgung um ein vielfaches schwerer: Erfolgte der Kontakt vielleicht doch im Betrieb, in der Bahn, im Restaurant, beim Sport? Sicherlich seien es keine klassischen Hotspots in der Gastronomie und Kultur, aber bei einer großen Menge sei das eben nicht mehr nachvollziehbar. „Das 'Woher' ist dann offen, das könnte dann auch dort passiert sein“, so Schnaudigel: „Wenn wir die Kontakte reduzieren, dann kann es uns gelingen, dass wir das Infektionsgeschehen halbwegs wieder in den Griff bekommen. Aber aktuell sind die Fallzahlen auf einem hohen Niveau, für unsere Auffassungen zu hoch. Denn längst hat es auch dir größeren Arbeitgeber in der Region betroffen, die anders als in der ersten Welle, jetzt anders auch reagieren müssten.
Dass man die Kontakte erheblich reduzieren müsse, zeige sich auch bei dieser Entwicklung in den Nachbarstaaten. „Diese aktuellen Maßnahmen sind der Versuch, vor größeren Maßnahmen wie eine Ausgangssperre“, machten Mentrup und Schnaudigel deutlich: Sonst gerate das Gesundheitssystem an seine Grenzen. Schon jetzt würden in einzelnen Krankenhäusern die Notplätze knapp, werden nicht dringend notwendige Operationen verschoben. (Krankenhauszahlen: Blick auf die Grafik)
Bürger sollten sich deshalb immer bewusst machen, dass das Gegenüber vielleicht doch das Virus in sich trage, also ansteckend sein kann. Wer sich selber an die Regeln hält, schützt sich und andere. „Die Regeln einhalten, das hilft allen“, so Mentrup.
ÖPNV auch betroffen
Aktuell gebe es in den Schulen der Region „viele Einzeleinträge, aber es sieht so aus, dass die Maßnahmen greifen“, so Schnaudigel: „Wir haben mit einzelnen Ausnahmen erfreulicherweise wenige Ausbrüche.“ Auch der ÖPNV sei ein Thema – gerade bei der Verlässlichkeit, denn mit Krankheitsfällen würden Bahnen ausfallen, da meist die Krankmeldungen am Morgen kämen – und Ersatz sei dann nicht immer möglich!
Kontrollen der Maskenpflicht
Das ist zwischen Stadt- und Landkreis ein unterschiedliches Thema. Im Landkreis gebe es keine großen Anhaltspunkte, betonte Schnaudigel, dass es große Verstöße gebe, immerhin bei über 30 Gemeinden, da kontrolliere die Ortspolizei zudem regelmäßig.
In der Stadt würden Passanten auf einen Masken-Hinweis meist reagieren, so der Oberbürgermeister, der aber zugab, dass bei Kontrollen ohne Uniform „ein größerer Anteil der Bevölkerung“ entsprechend Hinweise brauche: „Viele haben die Ernsthaftigkeit der Ansage nicht verstanden“, so seine deutliche Anmerkung: „Abends und nachts, da fällt das mir besonders auf!“
Angebotsvielfalt leidet
Durch die geschlossene Gastronomie in der Karlsruher Innenstadt leide aktuell auch der Einzelhandel besonders. Eine Erkenntnis, die nicht gerade neu ist, denn beide Sparten brauchen sich, brauchen Anziehungspunkte. Das war schon im 19. Jahrhundert beim Aufkommen der Passagen bekannt. Wenn solche "Ankerpunkte" wegfallen, leiden alle, das ist wie beim Abkoppeln in Sachen Erreichbarkeit, wie bei der Herabsetzung der Attraktivität des Ziels: Kommt keiner mehr in die entsprechende Lage, leiden alle. Wäre es nicht so tragisch in der aktuellen Zeit, wäre es ein klassisches Lehrbeispiel für Stadtplaner, das schon an den Hochschulen gelehrt wird!
„Mit Abstand und/oder Maske: Nur so werden wir wieder den Betrieb herstellen können“: Oberbürgermeister und Landrat betonten indes, dass das Einkaufen in der Stadt per se kein Infektionsrisiko sei. Kreativität sei in diesen Tagen besonders gefragt, dezentrale Angebote sollen dabei in Karlsruhe für „Stimmung“ sorgen, „das wird auch eine Aufgabe der Stadt sein“, so Mentrup: „Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht mit Angst belegen!“
Die aktuelle Situation mit einem stagnieren der Zahlen, sei kein Grund für Entwarnung: „Wir brauchen ein Sinken der Zahlen, damit wir die Pandemie besser in den Griff bekommen können“, so Mantrup und Schnaudigel unisono – und gaben zu bedenken, dass Krankenhäuser eine deutlich nachlaufende Entwicklung zeigen würden, „bis zu drei Wochen!“
Infos: www.karlsruhe.de
Autor:Jo Wagner |
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