Stellungnahme der Kundeninitiative KVV
VBK-Aufsichtsrat vergibt Chance - Kein Automatenverkauf undatierter Tickets

Foto: Kundeninitiative KVV

Den Automatenverkauf von KVV-Fahrkarten zum Selbstentwerten hätte der VBK-Aufsichtsrat freigeben können – aber er hat diese Chance vergeben! Das hatte sich schon bei der teils emotionalen Behandlung des FDP-Antrags zu dem Thema im Hauptausschuss angedeutet.
Und das, obwohl es kaum eine günstigere zu realisierende Maßnahmen gibt, um breiten Bevölkerungsschichten einen niederschwelligen Zugang zum ÖPNV zu bieten.

Warum stellt sich eine sozial und ökologisch geführte Verwaltung so einem sinnvollen Anliegen entgegen?

Der „Weg der Digitalisierung“ wird dadurch nicht gefährdet. Die Gelegenheitskunden haben dazu mit Abschaffung der Stempelkarten bereits 300.000€/a (KVV-Angabe) beigetragen. Und ihre Tickets wurden um ca. 10% verteuert, obwohl sie bereits den allergrößten Teil der Ticketeinnahmen beisteuern. Warum verweigert man ihnen dann den Verkauf undatierter Tickets in der vorhandenen Automatenstruktur? Rational ist das nicht vermittelbar!

Digitale Lösung entwickeln

Eine einfach für alle handhabbare digitale Lösung ist derzeit nicht verfügbar – sie sollte aber zügig zumindest landesweit auf den Weg gebracht werden. Bis dahin fordern wir weiterhin eine akzeptable Übergangslösung, die alle vorhandenen Verkaufskanäle einbezieht!
Der einfachste Zugang zum undatierten Ticketsortiment sind immer noch die zum Ticketverkauf (!) aufgestellten Automaten – auch im Sinne der Teilhabe! Das fordern nicht nur Senioren- und Behindertenvertreter – auch der Arbeitskreis der Karlsruher Bürgervereine, PRO BAHN, der Gemeinderat Pfinztal und viele Einzelkunden unterstützen diese Forderung aktiv.

Verkaufsstellen nicht flächendeckend

Der KVV setzt weiter auf den Verkauf in den wenigen Verkaufsstellen, ist jedoch nicht einmal in der Lage, die undatierten Tickets im südlichen Verbundgebiet anzubieten!

Forderung bleibt bestehen!

Unsere Forderung zum Automatenverkauf undatierter Tickets und zum Verkauf in allen KVV-Verkaufsstellen – auch im Bereich Baden-Baden und Rastatt – bleibt weiter bestehen!

Es gibt nicht nur Abo- und online-Kunden

Der Fokus liegt zur Zeit auf den Abo- und online-Kunden. Natürlich begrüßen wir Angebote, die neue Kunden für den ÖPNV gewinnen. Jedoch fordern wir auch das KVV-Versprechen von 2021 ein: Mit den neuen Angeboten erweitert der KVV seine Produktpalette. "Es wird nichts ersetzt" (Herr Dr. Pischon im Kundenmagazin BEWEGT 2021 zu den neuen online-Tarifen)

Wir fordern Transparenz

Bisher verweigern KVV/VBK auch Zahlen zum Verkauf der verschiedenen Ticketarten und zum Aufwand, die undatierten Tickets in die Automaten zu bringen. Als öffentliches Unternehmen der Daseinsfürsorge haben unserer Meinung nach Kunden und Bürger ein Recht darauf! Weiterhin fordern wir die Veröffentlichung der Gründe, warum der Automatenverkauf undatierter Tickets abgelehnt wurde!

Zusatzinformation:

Die inzwischen auf den Weg gebrachten Tickets zum Selbstentwerten sind zwar kein vollwertiger Ersatz der Stempelkarten, aber derzeit die einzige Möglichkeit etwas Flexibilität zurück zu gewinnen, wenn man die Smartphone-Angebote nicht nutzen kann oder aus guten Gründen nicht will. Die Vorbereitung eines niederschwelligen digitalen Angebots z.B. mit Chipkarten halten wir aber weiterhin für notwendig.

Sortiment von Tickets zum Selbstentwerten

Immerhin bietet der KVV jetzt wieder undatierte Tickets, die man in bedarfsgerechten Stückzahlen auf Vorrat kaufen kann und die man wieder im Geldbeutel mitführen kann:

- Einzelkarten, auch mit BC-Rabatt
- Einzelkarten, nutzbar als Fahrradkarten
- Tageskarten
- Ergänzungskarten für Abo-Kunden
Allerdings erfolgt der Verkauf nur in KVV-Kundenzentren
und ca. 2/3 der wenigen Verkaufsstellen sowie für
4,99€ Porto im Versand.

Keine einheitliche Verkaufsstruktur

Der KVV hat uns mitgeteilt, dass er nicht die Kompetenz hat, eine einheitliche Verkaufsstruktur für die undatierten Tickets einzuführen – die Verkehrsunternehmen im Verbund wären sowohl für den Verkauf in den Verkaufsstellen als auch den Automatenverkauf zuständig!

Kuddelmuddel um Antrag im VBK-Aufsichtsrat

Die KVV-Geschäftsführung hatte sich aber bereit erklärt, den Automatenverkauf der Tickets zum Selbstentwerten in ihrem Einflussbereich bei VBK u. AVG bis Dezember 2023 einzuführen, wenn die Aufsichtsräte zustimmen. Dazu wurde in der VBK-Aufsichtsratssitzung am 12.07.2023 aber kein Antrag gestellt.
Daraufhin hat die FDP einen Antrag im Gemeinderat eingebracht, in dem der Automatenverkauf undatierter Tickets befürwortet wird und gefordert wird, die Behandlung im Aufsichtsrat nachzuholen.
Der FDP-Antrag wurde am Dienstag, 17.10. öffentlich im Hauptausschuss behandelt, sollte aber eigentlich noch im Gemeinderat abgestimmt werden. Einvernehmen bestand, dass der Automatenverkauf undatierter Tickets jetzt als separater Tagesordnungspunkt in der nächsten VBK-Aufsichtsratssitzung behandelt und abgestimmt werden soll.

Die Option war da

OB Dr. Mentrup, der auch VBK-Aufsichtratsvorsitzender ist, hatte zugesagt, dass die Tickets in den Automaten angeboten werden, wenn die Aufsichtsräte den Kosten zustimmen und sich im Klaren darüber sind, dass dies kein Beschluss für das gesamte KVV-Gebiet ist.

Spielten die Kosten eine Rolle?

Auch die großen Fraktionen haben ihre Haltung von den Kosten abhängig gemacht, was nicht ganz nachvollziebar ist.
Die Automateninfrastruktur existiert. Die Anpassung der Tarife erfolgt regelmäßig zu festen Terminen und ist Tagesgeschäft der Vertriebe. Auch die unflexiblen vordatierten Tickets wurde an allen(!) Automaten im KVV-Gebiet 2021 problemlos eingeführt.

Oder die Verkaufszahlen?

Der vom KVV/VBK angeführte Rückgang der Verkaufszahlen ist kein Wunder, da im 2.Quartal viele wieder aufs Fahrrad umgestiegen sind und neue ABO-Angebote eingeführt wurden. Zusätzlich spielen die hohen Hürden zum Kauf der undatierten Tickets eine Rolle. Für einen niederschwelligen Zugang zu den Tickets, für viele auch eine Frage der Teilhabe, sind Verkaufszahlen jedoch kein Argument.

Oder die Grenze der Tarifzone Karlsruhe?

Die Kunden werden auch damit klarkommen, dass nur in einem Vertriebsgebiet der Automatenverkauf erfolgt - die Suche nach Verkaufsstellen und deren Öffnungszeiten ist viel komplexer.
Zusätzlich hätten viele Kunden aus der Region, die öfters nach Karlsruhe kommen, davon einen Vorteil.
Natürlich wäre eine einheitliche Verkaufsstruktur sinnvoller, aber wenn der KVV die nicht umsetzen kann müssten die Verkehrsunternehmen wie VBK u. AVG selbst diese sinnvolle Entscheidung treffen.

Wo sind tragfähige Argumente dagegen?

In der letzten VBK-Aufsichtsratssitzung bestand die Chance dazu! Hier hätten gerade auch die großen Fraktionen zeigen können, dass Sie bereit sind, im Sinne von Bürgern, ÖPNV-Kunden und von mobilitätseigeschränkten Personen für ein niederschwelliges Ticketangebot auch einen niederschwelligen Zugang zu schaffen.
Wir sehen keine tragfähigen Argumente, die dagegen sprechen. Es wäre eine geringe Investition für eine bessere Teilhabe betroffener Kunden und Wertschätzung für nicht-IT-affine Kunden gewesen!

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Autor:

Hans-Joachim Dorn aus Karlsruhe

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