Lagebild des Amateurfußballs
„Die Richtung stimmt“: Rückgang der Gewalt auf Fußballplätzen
Region. „Die Richtung stimmt“ so der Tenor des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) zum aktuellen Lagebild des Amateurfußballs: „Die Schiris melden einen Rückgang der Gewalt. Mehr Spiele wurden gespielt, aber es gab weniger Gewalt“, erläuterten Ronny Zimmermann, erster DFB-Vizepräsident und zuständig für die Schiedsrichter, und Moiken Wolk, Abteilungsleiterin Schiedsrichter.
Trotz mehr ausgetragen Spielen liegen auch die absoluten Zahlen bei Spielabbrüchen, Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen unter dem Vorjahr. Mussten in der Saison 2022/23 noch 963 Spiele aufgrund der Eskalation unter Spielern bzw. Zuschauern abgebrochen werden, standen in der vergangenen Spielzeit 909 Spielabbrüche zu Buche. Rund 1,3 Millionen Spiele wurden erfasst, doch lediglich bei 0,45 Prozent, immerhin rund 5.800 Spiele, der Spiele wurde ein Vorkommnis gemeldet. Zur Statistik: Witterungsbedingte Abbrüche wurden und werden nicht eingerechnet!
„Das ist zwar weniger als im Vorjahr, doch es sind noch zu viele“, so Zimmermann – und blickt dabei auf 0,07 Prozent Spielabbrüche, immerhin noch über 900 Spiele! Der DFB geht davon aus, dass das „Jahr des Schiris“ und ein vernünftiger Umgang miteinander in diesem, Kontext doch dazu beigetragen habe. „Das wird aber nicht der einzige Grund für den Rückgang der Zahlen sein“, so Zimmermann – und blickt auf die Maßnahmen der einzelnen Verbände
Rückgang von Gewalt und Diskriminierung
Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB auf Grundlage des Spielberichts der Schiedsrichter jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist – erkennbar ist der Verlauf in den Jahren. „Hoffentlich geht die Richtung weiter“, so Zimmermann beim Blick auf die aktuellen Zahlen. Dass die aktuellen Werte der „Spiele mit Vorkommnissen“ unter jenen vor Corona liegen, sei auch eine Botschaft. Doch ob Spielabbrüche, Gewalt oder Diskriminierung: Ziel müsse sein, die gesamte Zahl der Vorkommnisse, besonders die Zahl der Opfer zu reduzieren!
Dabei ist der Spielbericht des Schiris entscheidend, weil der Bericht sowie das Ausfüllen der Felder „Gewalt“ und „Diskriminierung“ die Grundlage für die Erfassung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen bilden. Genauer auf die Zahlen geblickt: Traditionell spielen Spielabbrüche im Frauen- und Mädchenbereich fast keine Rolle, erläutert der DFB – und man findet in der Statistik auch fast keine Spielabbrüche im Frauen- und Mädchenbereich. Nur mit einer regionalen Betrachtung oder Aufgliederung der Zahlen tut sich der DFB – aus Datenschutzgründen – etwas schwer, denn die Meldung der Vorkommnisse müsse der jeweilige Landesverband liefern.
Thema „Kapitänsregel“
Nachdem das Thema bei der Europameisterschaft „im Schaufenster war“, erfolgt der Start in den Ligen mit großer Akzeptanz. Dazu kommt für den Fall der Fälle auch noch das „DFB-Stopp-Konzept“, bei dem das Spiel mit einer Unterbrechung „beruhigt“ werden kann. Dafür können maximal zwei Beruhigungspausen je Spiel gemacht werden. „Wir erhoffen uns, dass das Klima auf dem Sportplatz positiv beeinflusst werden kann, dass Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auch mehr geschützt werden“, so Wolk.
„Mit dem Stopp-Konzept und der Regelung, dass nur der Kapitän sich beim Schiedsrichter über einen Pfiff beschweren kann, setzen wir die nächsten Schritte um. Beide Konzepte haben das Potenzial zu einem ‚Gamechanger‘,könnten zu einer weiteren Beruhigung beitragen“, so Zimmermann, der im DFB auch die „AG Gewaltprävention“ leitet.
Natürlich werde betroffenen Spielern, die kein Kapitän sind, in Spielszenen kein „Maulkorb“ verpasst, es gehe eher um die Thematik, dass nach einer Schiri-Entscheidung oftmals etliche Spieler auf den Schiedsrichter zurennen – ihn mitunter dabei auch bedrängen. Positives Feedback kommt nach den ersten Wochen bislang von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern, so Wolk. Die Maßnahmen zur Umsetzung in kurzer Zeit habe in den Verbänden auch gut funktioniert.
Vereine werden in diesem Kontext auch noch weitere Unterstützung bekommen können – auch in Sachen Hausrecht, Ansprechperson oder Ordner. „Wir wollen im gesamten Portfolio auch noch weitere Bausteine anbieten“, so Zimmermann, der hofft, dass sich die Maßnahmen dann im kommenden Jahr in der Bilanz auch deutlich niederschlagen. Denn für die Fortsetzung der positiven Entwicklung werde es auch darauf ankommen, dass Vereine ihrer Verantwortung als Ausrichter eines Spiels noch entschlossener gerecht werden.
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.