Sportliches nimmt nach dem Lockdown wieder Fahrt auf
Pandemiebedingter Mitgliederverlust
Region. Die größte Bürgerbewegung des Landes, der unter dem Dach des "Deutschen Olympischen Sportbundes" (DOSB) organisierte Sport, will nach den Lockdowns wieder richtig in Schwung kommen. Dazu haben "DOSB" und Mitgliedsorganisationen zahlreiche Maßnahmen und unterschiedliche Kampagnen zur Mitgliedergewinnung gestartet. Damit soll der Negativentwicklung, die nach den Corona-Lockdowns entstanden ist, begegnet werden.
Viele Austritte in den Lockdowns
Im Corona-Jahr 2020 hat der "DOSB" im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 792.119 Mitgliedschaften verloren. Die aktuelle Statistik weist zum Stichtag 1. Januar 2021 insgesamt 27.012.419 Mitgliedschaften und damit 2,85 Prozent weniger als im Vorjahr aus (2019: 27.804.538).
Blick ins Ländle
Aufschlüssellung der MItglieder nach Alter (m/w) - Bestandserhebung 2021 - der 11.274 Vereine in Baden-Württemberg
bis 6 Jahre: 103.167 / 94.479
7 - 14 Jahre: 345.886 / 265.923
15 - 18 Jahre: 157.206 / 110.209
19 - 26 Jahre: 235.747 / 146.019
27 - 40 Jahre: 358.943 / 227.277
41 - 60 Jahre: 598.637 / 414.304
über 60 Jahre: 519.493 / 311.178
Gesamt: 2.319.079 / 1.569.389 - Summe: 3.888.468 - im Vergleich zum Vorjahr gibt's einen generellen Rückgang um 2,5 Prozent.
Nach wie vor ist der Deutsche Fußball-Bund der Verband mit den meisten Mitgliedschaften (7.064.052 / 7.169.327, Zahl aus 2020) vor dem Deutschen Turner Bund (4.684.888 / 5.047.184), dem Deutschen Tennis Bund (1.382.824 / 1.366.137), dem Deutschen Alpenverein (1.335.215 / 1.311.626), dem Deutschen Schützenbund (1.329.736 / 1.352.036), dem Deutschen Leichtathletik-Verband (768.476 / 798.819) und dem dem Deutschen Handball-Bund (729.471 / 754.958).
NIcht erstaunlich ist der Rückgang bei den Teamsportarten durch die Lockdowns, erkennbar an der Zunahme der Mitgleidschaften zum Beispiel beim Tennis, das recht früh wieder gespielt werden durfte, daneben haben zum Beispiel auch Vereine aus den Bereichen Boule, Darts, Golf, Wasserski und Wellenreiten zugelegt.
Großsportvereine deutlich stärker vom Rückgang betroffen
Wie differenziert das Bild der Vereinslandschaft ist, zeigt eine jüngst durchgeführte Erhebung des "Freiburger Kreises", der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Großsportvereine auf, die im kompletten Jahr 2020 einen Rückgang von 102.211 auf nun 864.449 Mitglieder ermittelt hat, was einen Verlust von 10,57 Prozent bedeutet. Daran ist abzulesen, dass die Großsportvereine deutlich stärker vom Rückgang betroffen sind als kleinere und mittelgroße Vereine. Im Jahresvergleich vom 1. April 2020 zum 1. April 2021 (nach 12 Monaten Pandemie) wurde in der Gruppe der Großsportvereine sogar ein Mitgliederrückgang von minus 13 Prozent ermittelt, was sich vor allem auf ausbleibende Eintritte im ersten Quartal 2021 zurückführen lässt.
Auch bei den kleineren und mittelgroßen Vereinen ist ein weiterer Rückgang im ersten Halbjahr 2021 zu erwarten. „Ohne die negativen Effekte des erneut sehr schwierigen ersten Halbjahrs 2021 bereits endgültig bewerten zu können, als unsere Vereine ihre Angebote nicht oder nur deutlich eingeschränkt durchführen konnten, lässt sich schon heute klar konstatieren: Unser Land muss jetzt wieder voll in Bewegung kommen! Besonders gilt dies für Kinder unter sechs Jahren, bei denen die Rückgänge im Jahr 2020 zwischen 17 und 26 Prozent liegen. Gerade diese Zahlen sind ein herber Rückschlag für Sportdeutschland“, so DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
Fehlende Neueintritte
Hauptfaktor für die Entwicklung in der Altersgruppe bis sechs Jahre sind die fehlenden Neueintritte. Auch bei Kindern bis 14 Jahre lag der Rückgang mit bis zu sieben Prozent über dem Durchschnitt. Die aktuellen Zahlen decken sich weitgehend mit Studien, die dem "DOSB" und der "Deutschen Sportjugend" (dsj) vorliegen. Sie belegen, dass Kinder und Jugendliche die Hauptbetroffenen der verschiedenen Lockdowns sind. Deshalb legen DOSB und dsj auch genau auf diesen Bereich einen Schwerpunkt ihrer Gegenmaßnahmen.
Kinder und Jugendliche die Hauptbetroffenen der Lockdowns
Am 2. Oktober hat die "dsj" ihre vom Bundesministerium für Familien, Soziales, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Bewegungskampagne „MOVE“ gestartet, um Kinder und Jugendliche nach der langen Zeit des Bewegungsmangels während der Pandemie wieder in Bewegung zu bringen. Dabei setzt die "dsj" vor allem auf die Kombinationen von Musik und Sport, um die entsprechende Zielgruppe zu erreichen.
Die "dsj"-Kampagne lehnt sich eng an die bereits seit Mai laufenden DOSB-Kampagnen „Comback der Bewegung“ und „Comeback der Gemeinschaft“ an. Die Mitmachkampagnen für den deutschen Sport wurden in Abstimmung mit den Mitgliedsorganisationen entwickelt und bieten zahlreiche Ansatzpunkte für Verbände und Vereine, um selbst aktiv zu werden und einen Beitrag zum Comeback von Bewegung und Gemeinschaft zu leisten. Die Kampagnen sollen die Vereinsmitglieder binden und neue gewinnen sowie insbesondere die Ehrenamtlichen für die weitere Mitwirkung begeistern. Gleichzeitig ruft sie alle Menschen zum aktiven Lebensstil auf.
#SupportYourSport
Bereits im vergangenen Jahr hat der DOSB seine Kampagne #SupportYourSport zur Unterstützung seiner Vereine umgesetzt, um unmittelbar Lösungen anzubieten, wie man dem erkennbaren Abwärtstrend entgegenwirken kann. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ können dort Vereine Projekte einstellen, die ihnen bei der Mitgliederbindung und -gewinnung zur Überwindung der Corona-Krise helfen und um Unterstützung werben.
Mittlerweile wurden auf diesem Weg bereits mehr als 330.000 Euro an Vereine ausgeschüttet. „Wir hoffen, mit unseren Kampagnen einen Beitrag zur Bewältigung der herausfordernden Situation leisten zu können“, so die "DOSB"-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker. „Aber damit solche Kampagnen auch nachhaltige Auswirkungen haben, muss die Bedeutung von Bewegung und Sport in unserer Gesellschaft insgesamt gestärkt werden.“
Autor:Jo Wagner |
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