Stadioneinweihung in Karlsruhe / Bilder
Sehenswerte Tore trotz Niederlage: KSC gegen Liverpool FC
Karlsruhe. Es ist angerichtet im neuen, umgebauten Wildparkstadion. Fußballwetter, sonnig, warm, zwei Teams mit Tradition, volle Hütte (34.000) – und die Vorfreude ist spürbar. So langsam füllt sich - es ist 17.15 Uhr - ein Block nach dem anderen. Viele Fans im neuen KSC-Trikot, dem längsgestreiften, auffallend viele auch mit dem Rückenaufdruck Stindl.
Es ist 17.45 Uhr, die Gastmannschaft ist auf den Platz - Liverpool um Mo Salah kommt (unter Pfiffen der KSC-Tribüne) als erstes, klassisch ganz in rotem Dress gekleidet, die „Reds“ eben (seltsamerweise unter Pfiffen der KSC-Fans) - 17.48 Uhr kommen die Blauen um Lars Stindl; ohrenbetäubender Beifall in der Arena, die den Schall von Seite zu Seite transportiert. Fangesänge aus der KSC-Tribüne. Die üblichen Übungen laufen bei den Teams, bei den "Reds" übrigens mit eigenen Bällen.
Die Teams machen sich warm, naja, bei dem Wetter ist das keine große Aufgabe, da ist eher viel Flüssigkeit angesagt. Kein Wunder, dass die Kühlbox der KSC-Betreuer auf dem Platz gut nachgefragt ist beim „Warmmachen“.
Das Bild wird Besucher für Besucher beeindruckender, da die Blöcke sich – jetzt um 18 Uhr – langsam immer weiter füllen. Im Namen der Stadt Karlsruhe spricht zur Einweihung Oberbürgermeister Frank Mentrup, lässt dabei noch einmal die Entstehung des über 150 Millionen Euro teuren Stadions Revue passieren. Noch ist nicht alles beim Bau fertig, an mehr als einer Stelle braucht es noch sichtbare Nachbesserung – hierzu kommt in den kommenden Tagen ein extra Artikel.
Beim Eröffnungsspiel des neuen, umgebauten Wildparkstadions treffen 260 Jahre Tradition aufeinander, KSC und Liverpool FC. KSC 1894, LFC 1892 – dazu steht immerhin die Wiege des europäischen (Festland) Fußballs in Karlsruhe. Insofern passt die Begegnung, passen die Teams, passt der Cup, der zu diesem Spiel ausgetragen wird, der „Cup der Traditionen“, der vom neuen KSC-Partner „Schauinsland Reisen“ zum bereits achten Mal ausgetragen wird – und immer nur mit Teams, die vor mindestens 50 Jahren in der höchsten Spielklasse ihres jeweiligen Landes vertreten waren – ob Aston Villa, Borussia Dortmund, Athletic Bilbao, Fulham FC, FC Nantes, Hertha BSC, AC Florenz, Borussia Mönchengladbach oder Feyenoord Rotterdam: Sie gehörten bislang zum erlesenen Teilnehmerfeld.
Eröffnungsfeier
Fahnen, Fähnchen, Jugendspieler, das Spielfeld füllt sich - 18.18 Uhr - auch mit den Partnervereinen der KSC-Fußballschulen. „Heute ist, ihr wisst es schon, ein Fußballfest im Stadion“: Das „KSC-Lied“ fasziniert auch nach Jahren.
Die Teams kommen: Austausch von Nettigkeiten der Kapitäne am Mittelkreis zwischen Van Dijk, einem echten Brecher, und Jerome Gondorf. Wimpeltausch.
Anpfiff
Erstes Abtasten, zaghaftes Spiel der Blauen nach vorne
3. Minute Ooops: Die „Reds“ gehen recht einfach in Führung, denn beim KSC gibt’s keine Absprache in der Abwehr; ein, zwei Pässe & Darwin steht blank, knapp wohl nicht im Abseits. Kein Problem, in halbrechter Position aus etwa 8 Meter einzunetzen!
Ohne großen Aufwand hat Liverpool durch seine Klasse das Spiel im Griff, begünstigt auch durch Fehler des KSC – schon im Spielaufbau, in der Rückwärtsbewegung dann auch oftmals ohne Zuordnung.
Dazu kommt die spielerische Klasse des Gegners, besonders über Mo Salah, der in einer extra Liga zu sein scheint. Der KSC wirkt bei diesem Gegner etwas gehemmt!
Nach etwa 20 Minuten kommen die Blauen aber besser ins Spiel, kombinieren, spielen sich frei, kommen zur ersten Chance, bei der Kelleher den Ball von Stindl noch über die Latte lenkt, erste Ecke.
22. Minute, Trinkpause
Danach stehen die Blauen deutlich besser – nicht nur in der Abwehr, sie scheinen offensichtlich die Scheu abgelegt zu haben, gehen früher drauf, spielen jetzt eher mit.
39. Minute: Was für ein Ausgleich: Lars Stindl nagelt das Ding unter die Latte, volley von der Strafraumgrenze nach einem Freistoß von der linken Seite von Wanitzek, der über etwa 20 Meter zu ihm gespielt wird, Stindl nimmt ihn, wie er kommt, volley, Unterkante, Boden, hoch ins Netz (Video des Tors: https://www.youtube.com/watch?v=y0KFgrkOrvs). Erste Sahne. So ein Tor passt doch zu einer Stadioneinweihung!
44. Flanke Liverpool schnell, geht, Flanke von links, Nunez steigt zentral hoch, doch der neue KSC-Keeper Drewes holt sich die Kugel.
Nachspielzeit: 3 Minuten
Fazit: Überraschend positiv ist das Spiel, kein Sommerkick, der KSC hat sich nach Anfangsnervosität gefangen – nach dem Ausgleich sowieso & die Abwehr macht jetzt einen wachen Eindruck! Das Spiel kommt auch bei den Fans bestens an.
Anpfiff
Keine Veränderung beim KSC – es scheint sich die Startelf für den Saisonauftakt herauszukristallisieren, doch Liverpool, die im Trainingslager im Schwarzwald sind, hat komplett durchgewechselt.
50. Minute, schnell gespielt KSC, Stindl legt mustergültig weiter, Steil in die Spitze, Jung geht noch 10 Meter & nagelt das Ding Vollspann in die Maschen, hoch & kurz. 2 zu 1
Liverpool übernimmt nun doch wieder das Ruder – mit der zweiten Garnitur, Spieler mit der Rückennummer 32, 48, 50, 78 – aber der Fluss des Spiels ist doch etwas anders. Die „Reds“ mit zentralem Spiel, der KSC hat sich eingerichtet, steht enger.
„Liverpool II“ hat nun Schwierigkeiten beim Spielaufbau, der KSC zieht sich arg tief zurück, linientreu, 4 3 3.
Die Uhr tickt, 2 zu 1 führen die Karlsruher, auch LFC-Trainer Klopp sieht das eher entspannt, doch Stück für Stück lässt sich der KSC einschnüren im 16er, bekommt die Kugel nicht richtig raus – und dann fällt der Ausgleich, 2 zu 2, Gakpo aus der Distanz, Drewes streckt sich, kann aber nur noch das Ding aus dem Netz holen.
Abschließend kommt die nächste Trinkpause.
Im neuen Stadion ist die Atmo eine ganz andere, ein gewisses Lärm-Grund-Rauschen durch die schiere Menge der Zuschauer ist ständig präsent, das anschwillt, wenn sich etwas tut – oder die Fans mit ihrem „Karrrrlllllsssruhe“ von Block zu Block zu agieren.
72. Wechselorgie nun auch beim KSC; Brosinski, Zivzivadze, Herold, Thiede, Arase kommen.
74. Drewes muss eingreifen in einer 1 gegen 1 Situation am 5er, kann aber mit den Füßen klären.
83. Wieder mal Spiel nach vorne für den KSC, ansonsten plätschert das Spiel etwas vor sich hin – wenig Höhepunkte, aber der KSC lässt sich nicht einschnüren, geht immer wieder gut zum Ball, erobert ihn & spielt selber in die Spitze.
Aber es kommt … wie man es leider oft vom KSC kennt; erneute Gegentore in den letzten Spielminuten, erneut durch individuelle Abwehrfehler, durch fehlende Zuordnung. 2 zu 3 in der 91. / 2 zu 4 in der 92 durch Diogo Jotas. So wird der gute Eindruck des KSC in diesem Spiel durch 3, 4 Aktionen in der Nachspielzeit getrübt. Dennoch: lehrreich, denn bis zum Schlusspfiff des Schiri muss konzentriert zur Sache gegangen werden: Da haben die Blau-Weißen dann doch etwas „Hausarbeit“ für die kommende Spielzeit bekommen.
Nach der Ehrenrunde beider Teams standen dann in der MIxedzone die Spieler für Fragen zur Verfügung.
Stimmen zum Spiel
"Meine Mannschaft hat auch gegen Liverpool gezeigt, was sie kann", freute sich KSC-Trainer Christian Eichner, der feststellte, dass durch den Zugang von Lars Stindl im Team auch eine stärkere Fokusierung schon im Training sei.
"Ein tolles Erlebnis heute", so Stindl, "gegen diesen Gegner, im neuen Stadion. Wir haben, ja, bis auf die letzten ein, zwei Minuten, ein ordentliches Spiel gemacht."
"Ich habe den tollen Pass bekommen, nehm ihn mit, lauf, schaue hoch und habe ihn dann hoch gezimmert", so Sebastian Jung in der der Beschreibung seines Tors aus Spielsicht. "Klar wäre mir ein 2 zu 2 lieber gewesen, aber Liverpool kann eben richtig gut kicken", schmunzelte er. "Wir standen insgesamt ganz gut, aber in diesem Rahmen ist das 2 zu 4 dann schon ok. Das Stadion ist schon beeindruckend, man nimmt die Fans wahr, gerade, weil die Ecken auch alle zu, Zuschauer auf allen Seiten sind. Man misst sich als Spieler ja immer gerne und gegen Liverpool zu spielen, hat was, war ein Erlebnis."
Liverpool-Trainer Klopp, der Autogramm nach Autogramm und Selfie nach Selfie gab, freute sich insgesamt über den Auftritt seines Teams mitten im Trainingslager, den Eindruck im neuen Stadion, und betonte, dass er Stindls erstes Tor im neuen Stadion live erlebt habe, "was ein Tor!"
"Wir haben Nadelstiche setzen können", so Kapitän Jerome Gondorf. "Es war ein gelungener Abend bei der Einweihung des neuen Stadions mit einer ordentlichen Leistung und zwei tollen Toren von uns."
Autor:Jo Wagner |
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