Verlorenes Derby für den KSC
Warum wurden KSC-Fans anders behandelt in Stuttgart?
Karlsruhe. Auswärts, in der Landeshauptstadt, beim VfB ... da muss man jedem KSC-Fan nichts mehr sagen, es ist Derby, das Derby! Volle Bude am Neckar, der KSC heute ganz in schwarzer Spielkleidung - aber das Spiel ist hier nicht Thema, sondern das Vorgehen der Polizei in Stuttgart.
Vorgehen der Polizei ist nicht verhältnismäßig
Die Polizei gibt bekannt, dass sie am Vortrag im Gäste-Block Rauchpulver gefunden habe. Warum man aber bei dieser Behandlung im Verlauf des Tages in Stuttgart die Besucher aus Karlsruhe als "Gäste" bezeichnet, ist etwas schleierhaft; "gastlich" ist doch anders (Siehe Artikel im "Wochenblatt").
"Derzeit ist die Polizei anlässlich des Fußballspiels VfB Stuttgart gegen den Karlsruher SC mit rund 700 Beamten im Einsatz", so die Meldung der Polizei: "Beim Fanmarsch der VfB-Anhänger vom Bahnhof Bad Cannstatt brannten Unbekannte mehrfach Pyrotechnik ab. Die Fans des Karlsruher SC sammelten sich am Bahnhof Untertürkheim und gingen von dort über die Benzstraße zum Stadion. Dabei zündeten auch sie mehrfach Pyrotechnik und warfen pyrotechnische Gegenstände sowie Absperrmaterial in Richtung der Einsatzkräfte. Daraufhin kontrollierten Einsatzbeamte etwa 200 mutmaßliche Ultrafans des KSC auf der Benzstraße, stellten die Personalien fest und erteilten ihnen Platzverweise für den Stadionbereich."
"Mutmaßliche Ultrafans"? Familien, Jugendliche, Mädchen? Hubschrauber, Reiertstaffel, Hundertschaften, die halbe Stadt zudem durch Kontrollen und Absperrungen lahmgelegt: Schon klar, das müssen Schwerkriminelle en masse aus Karlsruhe sein ...
Kein Wunder, dass es auch auf der Twitter-Seite der Polizei Stuttgart heftige Kritik an den Maßnahmen gab.
Kritik auch vom Fanprojekt Karlsruhe
Das Fanprojekt Karlsruhe schreibt dazu: "Entgegen der in Sicherheitsbesprechungen getroffenen Absprachen, dass die Fanbusse aus Karlsruhe direkt am Stadion parken können wurden diese zum Bahnhof nach Untertürkheim gebracht und alle sollten mit dem Fanmarsch zum Stadion laufen. 12 vollbesetzte Busse. Jegliche konstruktive Hinweise und Bitten zur Einhaltung des ursprünglichen Ablaufs durch das Fanprojekt, die Fanbetreuung und die Fans wurden ignoriert. Auf Intervention des Fanprojekts haben sich die Fans bereit erklärt aus dem Bus zu steigen und an dem Fanmarsch teilzunehmen. Dieser Fanmarsch wurde dann direkt in eine polizeiliche Maßnahme geführt, die für fast 600 Fans bis nach Spielende dauern sollte. Kinder und Frauen in der Gruppe, keine Toilette und keine Versorgungsmöglichkeit, für fast 5 Stunden."
Fans vom Spiel willkürlich ausgeschlossen?
Auch die "Supporters Karlsruhe", der Dachverband der KSC-Fans, äußert ob des Vorgehens der Polizei massive Kritik: "Am Stadion selbst wurden ca. 600 ankommende Fans separiert und einer extra Kontrolle zugeführt. Diese wurden von der Polizei durchsucht und sollten anschließend das Spiel besuchen dürfen. Nach erfolgter Kontrolle wurde auch dieser Plan nochmals verändert und alle bereits Durchsuchten einer erneuten erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Damit verbunden wurden Platzverweise für alle Beteiligten ausgesprochen. Die Maßnahme dauerte bis nach Spielende an."
Jugendliche von der Polizei ohne Infos der Eltern festgehalten
Ein solches Vorgehen passiert vielleicht in einem Polizeistaat: Aber so ist es schlicht Willkür bei der Behandlung der Besucher! Dem "Wochenblatt" liegen etliche Schilderungen vor, wonach auch Jugendliche ohne Infos an die Erziehungsberechtigten festgehalten wurden! "Nach der Feststellung der Personalien und des Alters (!) wurde er stundenlang festgehalten - bis nach dem Spiel." Dabei erfolgte keine Infos an Eltern - und in diesem Fall geht es um einen Minderjährigen, der betreut mit dem Fanprojekt unterwegs war!
Diese Eindrücke decken sich mit den Wahrnehmungen des "Wochenblatts": Es erweckte durchaus den Eindruck, dass die Polizei von der Situation rund um das Stadion völlig überfordert war - oder ganz bewusst diese Eskalation gesucht hat.
Zudem: Die zugewiesenen Parkplätze für viele Besucher aus Karlsruhe waren gesperrt, ein Erreichen war unmöglich: Viele mussten ihre Fahrzeuge dann zum Beispiel mitten auf dem Wasen abstellen, mitten unter Stuttgarter Anhängern. Von wegen Fantrennung! Bekannt sind dem "Wochenblatt" Fälle, in denen Autos mit "KA"-Kennzeichen bespuckt oder mit Bier begossen wurden, von Schäden ist - Stand am Sonntagabend - zum Glück nichts bekannt! Es erweckte den Eindruck, dass die linke Hand in Stuttgart nicht wusste, was die rechte macht! Auch die Maßnahmen in Sachen Parkplätze kamen vielen KSC-Fans willkürlich vor!
Keine Antwort auf die Fragen, dafür pampige Entgegungen
Das "Wochenblatt" fragte nach bei der Polizei, bekam vor Ort aber keine Antwort zum Sachverhalt, sondern lediglich pampige Entgegnungen der befragten Polizisten! Eine Stellungnahme der Polizei steht noch aus!
Erneuter Generalverdacht gegen Besucher, die blaue Sachen trugen
Das Vorgehen der Polizei, die Besucher aus Karlsruhe quasi als mutmaßliche Kriminelle zu betrachten, ist in keiner Weise verhältnismäßig. Vor Jahren gab es schon einmal den Vorfall, dass die Polizei in Stuttgart gegen Besucher aus Karlsruhe heftig agierte, sogar mit Pferden!
Und heute? Es gab keine, und dies bestätigen auch Stuttgarter Medien, ausufernden Vorfälle wie vor Jahren in Stuttgart. Aber heute wurden junge und ältere Fans, Ultras, Fanclubs oder auch Familien mit Nachwuchs unter einen Generalverdacht gestellt - nur weil die die kontrollierten Personen nicht rote Sachen trugen? Ein solches Vorgehen ist nicht hinnehmbar!
Diese Lage-Einschätzung kommt vielen spanisch vor
Die Polizei schreibt nachher von "aktiver Fanszene", "Angriff auf Polizei", "pyrotechnische Sachen". Aber es gab nur Maßnahmen gegen KSC-Anhänger - von Stuttgartern, die das Stadion nicht betreten durften, ist nichts zu lesen, keine Menge, die mit roten Klamotten von der Polizei stundenlang "behandelt" wurde und so vom Spiel ausgeschlossen wurde!
Kein Wunder: Auf den KSC-Rängen waren daher im Stadion etliche Lücken! Die Polizei kontrollierte vor dem Stadion nochmals. Aus Solidarität verließen auch andere Fans das Stadion, kehren dann nur teilweise wieder zurück! "Das war schon etwas komisch", befand nach dem Spiel auch KSC-Trainer Alois Schwartz, der von den Vorgängen rund um das Stadion nichts mit bekam. (jow)
Durch die Aktualität der Ereignisse, haben wir den Artikel getrennt:
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Autor:Jo Wagner |
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