Trotz Corona-Chaos bewältigen Anbauer die Spargelernte
Die Saison nähert sich ihrem Ende

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Region. Die Spargelsaison 2020 forderte Anbauer extrem heraus: ausbleibende Erntehelfer aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus oder vor dem Flug, höhere Kosten aufgrund der Einreiseauflagen und der Infektionsschutzmaßnahmen, eingeschränkte Unterbringungsmöglichkeiten, die wiederum für Personalmangel sorgten. Laut Online-Umfrage des "Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände", an der sich 381 Spargel- und Beerenerzeuger beteiligt haben, fehlten in dieser Saison 28 Prozent an Erntehelfern.

Trotz weniger Erntehelfer gleichmäßiger Ernteverlauf
Dennoch gab es in dieser Saison auch Positives: die Witterung mit kühleren Phasen sorgte für einen gleichmäßigen Ernteverlauf ohne hohe Erntespitzen, die große Bereitschaft der inländischen Bevölkerung, bei der Ernte mitzuhelfen, und die sehr gute Nachfrage beim Direktkauf. „Insgesamt stellen wir fest, dass die Spargelsaison unter Corona-Bedingungen besser verlaufen ist als erwartet", so Simon Schumacher, Vorstandssprecher des "Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer": "Zwar konnten geschätzt 25 bis 30 Prozent der Ernte durch die fehlenden Erntehelfer nicht eingeholt werden, und die Infektionsschutzmaßnahmen haben laut unserer Umfrage zu durchschnittlich 880 Euro pro Saisonarbeitskraft höheren Kosten geführt. Doch wurde der Absatzverlust durch die Schließung der Gastronomie von einer sehr guten Nachfrage in der Direktvermarktung teilweise aufgefangen.“

Nur noch wenige Tage Spargel
Bis zum 24. Juni gibt's noch Spargel, doch bei einigen Anbauern geht die Spargelernte schon kommendes Wochenende zu Ende, weil die Saison früh begonnen hat, und die Spargelpflanzen noch etwas unter der Trockenheit von 2019 leiden.

Viele Erntehelfer aus dem Inland
Laut Umfrage-Ergebnisse haben 61 Prozent der befragten Betriebe auch inländische Erntehelfer beschäftigt. Rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab an, dass sie im Mittel 27 Prozent der Arbeitskräfte durch inländische Erntehelfer abdecken. Hochgerechnet bedeutet das, dass etwa 17 Prozent der benötigten Arbeitskräfte durch Arbeitnehmer aus dem Inland abgedeckt wurden. Überwiegend haben bei der Ernte einheimische Arbeitnehmer in Kurzarbeit sowie Studenten, aber auch Schüler und Selbstständige ausgeholfen.

Nur jeder vierte inländische Erntehelfer bleibt die vereinbarte Zeit im Betrieb
Allerdings: Nur knapp ein Viertel der einheimischen Helfer blieb die vorgesehene Zeit. Jeder Vierte hielt einen Tag bis maximal eine Woche durch. Insgesamt 225 Betriebe gaben an, dass im Mittel 43 Prozent ihrer inländischen Kräfte die Ernte vorzeitig abbrachen. Der häufigste Grund war mit 56 Prozent die Wiederaufnahme des ursprünglichen Berufs / Studiums, gefolgt von zu großer Anstrengung (45 Prozent) und körperlichen Beschwerden (35 Prozent). Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Betriebe bewertete ihre Erfahrungen mit den inländischen Erntehelfern als "befriedigend" bis "sehr gut".

Jeder 10. Betriebsleiter machte jedoch auch schlechte bis sehr schlechte Erfahrungen. Bemängelt wurden vor allem die Leistungsfähigkeit und das Durchhaltevermögen, teilweise auch die Unzuverlässigkeit. „Am Anfang war es stressig. Es war ein unglaublicher bürokratischer Aufwand, da wir abklären mussten, wie die inländischen Erntehelfer bei der Sozialversicherung anzumelden sind, und wer von den Kurzarbeitern wie viel hinzuverdienen durfte. Die Erntehelfer haben nicht jeden Tag gearbeitet, was die Organisation schwieriger machte: Manche waren vier bis fünf Tage, andere zwei Tage in der Woche auf dem Feld. Trotz allem lief die Saison überraschenderweise besser als gedacht. Unsere Leute waren zuverlässig, und ein Teil ist auch bis zum Ende der Ernte geblieben“, bilanziert Stefan Schneider, Spargelanbauer aus Iffezheim.

Reglementierte Einreise und Infektionsschutzmaßnahmen
Im Durchschnitt (Mittelwert) gaben die Betriebe pro Erntehelfer/in, die aus Osteuropa eingeflogen wurde, 234 Euro für den Flug aus. Für Infektionsschutzmaßnahmen wie Schutzvorrichtungen, Schutzmasken, Handschuhe, Einmalhandtücher und Desinfektionsmittel fielen im Mittel pro Erntehelfer/in 142 Euro an. Für die halbe Zimmerbelegung sowie das Vorhalten von Quarantäneräume musste der Betrieb im Mittel pro Erntehelfer/in 504 Euro mehr ausgeben.

Gute Nachfrage in der Direktvermarktung
Nach einem verhaltenen Saisonstart zeichnete sich in dieser Saison eine überdurchschnittlich große Nachfrage nach Spargel insbesondere bei den Direktvermarktern ab. Laut der der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) war gerade im Mai der Anteil an Haushalten, die Spargel gekauft haben, höher als im vergangenen Jahr. Michael Koch, stellv. Bereichsleiter und Spargelmarkt-Experte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI), bilanziert: „Während die Preise in der Direktvermarktung recht stabil waren, war die besondere Corona-Situation im Lebensmitteleinzelhandel kaum spürbar: Der Preisdruck auf die Spargelanbauer war ähnlich wie im Vorjahr. Wir erwarten bis Mitte Juli mit Spannung die Zahlen, die zeigen, in wie weit sich die Anteile der Vertriebswege verändert haben“.

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Autor:

Jo Wagner

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