"DEHOGA" fordert Perspektiven / 70 Prozent der Betriebe vor dem Aus / UPDATE
"Es trifft die Gastro-Branche hammerhart"
Karlsruhe. „Für die Gastronomie und Hotellerie im Land ist die aktuelle Situation katastrophal", betont Waldemar Fretz, stellvertretender Vorsitzender des "Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes" (DEHOGA) Baden-Württemberg: "Es trifft die Gastro-Branche hammerhart." Fretz ist ein Urgestein der Karlsruher Gastro-Branche - und ein Freund klarer Worte. „Wir brauchen Öffnung, wir brauchen eine Perspektive“, so der frühere Wirt des "Hoepfner-Burghofs".
Perspektive ist wichtig
Während in der Schweiz trotz ähnlich hoher Inzidenz-Zahlen wie in Deutschland die Außenterrassen öffnen, ist hierzulande Lockdown plus Ausgangssperre. Allerdings: Eine sofortige Öffnung der Außengastronomie würde aus Sicht von Fretz nicht viel nützen. Dafür sei es schlicht noch zu kalt. Dies sei eher im Juni, Juli angezeigt.
Das Problem in der Branche sei dabei, dass fast 80 Prozent der Betriebe gepachtet sind - und die Pacht läuft bekanntlich erbarmungslos weiter. „Wir sind im dreizehnten Monat der Corona-Krise. Uns ist Ostern 2020, Weihnachten 2020 und Ostern 2021 weggebrochen. Unsere Leute sind verzweifelt“, fügt Karlsruhes "DEHOGA"-Geschäftsführer Michael Kant hinzu. Er schätzt, dass 70 Prozent der Betriebe in Karlsruhe und Bruchsal um ihre Existenz bangen. Denn noch immer nicht hätten alle Unternehmen die versprochenen Corona-Hilfen der Regierung erhalten. Es seien in erster Linie Abschlagszahlungen gezahlt worden - und dies auch noch sehr spät.
Auch das föderale Prinzip kritisierte er im Kontext der Krise. „Wer wie hier zum Beispiel in Karlsruhe in der Nähe zur Pfalz lebt, könnte rein theoretisch mal schnell rüberfahren und dort im Freien essen gehen, während bei uns auf der Rheinseite die Betriebe ums Überleben kämpfen“, so Kant deutlich - und fordert alternative Modelle: Wer einen negativen Corona-Test mit sich führt, sollte zum Beispiel auch ein Restaurant besuchen dürfen.
Tests im Blick
Mit zusätzlichen Testungen müsste einiges möglich sein, zumal die Hotellerie und Gastronomie mit ihren Hygiene-Konzepten nicht Infektionstreiber seien, merkt Kant an. Hoffnung macht der "DEHOGA" im Land aber der Meinungsaustausch kürzlich mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Er hat sich viel Zeit genommen und alles angehört. Das war konstruktiv“, so Fretz. Ob dies an der Situation für die Branche etwas ändert, scheint jedoch mehr als zweifelhaft. (bom)
Infos: www.dehogabw.de
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Mehr Zeit für Anträge
Das häufige Nachfragen scheint zumindest in Sachen Antragswesen eine "Linderung" verursacht zu haben, denn die Landesregierung hat am 20. April die Antragsfrist der Stabilisierungshilfe Corona für das Hotel- und Gaststättengewerbe II bis 30. Juni 2021 verlängert. Damit erhalten die durch die Corona-Pandemie besonders getroffenen Betriebe des Gastgewerbes mehr Zeit, individuell und bedarfsgerecht die richtige Förderung zu wählen. Zu hoffen ist dabei nur, dass dann auch die Bürokratie "angepasst" wird, dass die Betriebe nicht schon beim Antrag Hürden haben.
„Mit den jüngsten Verbesserungen der Überbrückungshilfe III haben wir aus meiner Sicht einen entscheidenden Erfolg erzielt. Dafür bin ich dem Bund sehr dankbar", so Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Damit ändern sich jedoch auch die Voraussetzungen für die "Stabilisierungshilfe II", die dem Gastgewerbe als existenzsichernde Alternative zur "Überbrückungshilfe III" dient. "Die nach wie vor besonders schwer von den Folgen der Corona-Pandemie getroffenen Betriebe des Gastgewerbes erhalten mehr Zeit, individuell und bedarfsgerecht die richtige Förderung zu wählen", so Hoffmeister-Kraut.
Seit November geht nichts
Seit fast einem halben Jahr sind die Gaststätten und Hotels geschlossen. Ihnen entstehen enorme Einbußen, die aus eigener Kraft nicht zu stemmen sind. "Den Unternehmern dürfen wir durch knappe Fristen das Leben nicht noch zusätzlich erschweren", betont Tourismusminister Guido Wolf.
Autor:Jo Wagner |
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