Gewerbeflächenstudie der Stadt
Karlsruhe riskiert Unternehmensabwanderung
Karlsruhe. Das neue "CIMA"-Gewerbegutachten bestärkt die IHK Karlsruhe, die seit langem den Druck auf dem Gewerbe- und auch Wohnimmobilienmarkt beklagt. Im jüngst auf den Weg gebrachten Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbandes wurde die Chance vertan, ausreichend Flächen bereitzustellen und die Region zukunftsfähig aufzustellen, moniert die IHK deutlich: Die dort ausgewiesenen Potenzialflächen für Wohnen und Gewerbe reichen bei weitem nicht aus, um den Flächenbedarf in der Region zu decken. Dies ist nun auch das Ergebnis der Gutachter.
Flächennachfrage sehr hoch
Allein die Betriebe in Karlsruhe haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 21.000 neue Beschäftigte eingestellt. Angesichts der deutlichen Technologieorientierung vieler ansässiger Unternehmen und Forschungseinrichtungen und der hohen Nachfrage nach technologischen Lösungen auf den Weltmärkten, gehe man auch weiterhin von einer beachtlichen Flächennachfrage in der Region aus, betont IHK-Präsident Wolfgang Grenke. Nicht zuletzt auch die ausgeprägte Gründungskultur trage dazu bei. „Wir verzeichnen für 2021 allein 541 Neugründungen im IT-Sektor in unserem IHK-Bezirk, ein nicht unwesentlicher Teil davon in Karlsruhe. Diese Unternehmen benötigen im wahrsten Sinne des Wortes Raum, damit sie ihre Visionen in die Tat umsetzen können“, appelliert Grenke an die politischen Entscheidungsträger, dieses Problem mit der erforderlichen Konsequenz anzugehen.
Unterstützung erhält er dabei vom Vorsitzenden des IHK-Arbeitskreises "Immobilien und Standortentwicklung", Bernd Fleischer: „Die Pandemie hat bisher weit weniger Einfluss auf den Gewerbeimmobilienmarkt gehabt als zunächst gedacht. Die Nachfrage ist unverändert hoch, insbesondere nach hochwertigen Büroflächen.“ Seine Erfahrungen decken sich folglich mit den Recherchen aus dem "CIMA"-Gutachten, wonach nur wenige Unternehmen eine Reduzierung ihrer Büroflächen planen.
Wohnraum nach wie vor stark nachgefragt
Gleiches gilt für die Wohnraumentwicklung. Auch hier sei der Flächenbedarf enorm, trotz einer Delle im aktuellen Wachstum der Stadt, wie am Statistikatlas der Stadt Karlsruhe erkennbar ist! Ein weiterer Bevölkerungszuwachs ist wahrscheinlich. So könne die hohe Nachfrage nach Fachkräften nicht mehr aus der Region heraus bedient werden - Fachkräfte sind dringend nötig, die aber auch von außerhalb der Stadt oder aus dem Ausland kommen müssen!
Die dreimal jährlich stattfindende Konjunkturumfrage führt regelmäßig den Fachkräftemangel als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen auf. Die Pandemie hat daran nur wenig geändert. Auch die im Sommer vergangenen Jahres vorgestellte "Stadtentwicklungsstrategie 2035 – Wohnen und Bauen" machte den Wohnflächenengpass nochmals deutlich, dieser werde sich in den kommenden Jahren verschärfen.
Fleischer führt hierzu ein Beispiel an. „Die Stadt geht in ihrer Bevölkerungsprognose von einem Zuwachs bis 2035 um 9.800 Menschen aus. Der Citypark in der Südoststadt, die mit Abstand größte Wohnflächenentwicklung der vergangenen Jahre, bietet 6.000 Menschen Platz zum Leben. Ein solches Quartier ist aber im Stadtgebiet angesichts der fehlenden Flächenverfügbarkeiten nicht mehr zu realisieren.“ Allein dieses Zahlenspiel verdeutliche die Herausforderung. Das Problem: Kurzfristig können keine zusätzlichen Wohnflächen in nennenswertem Umfang entwickelt werden.
Die gegenwärtige, höchst angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt habe sich zuletzt immer weiter verschärft. Die politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre, auch durch Entscheidungen des Gemeinderats, gefährden den Wirtschaftsstandort nachhaltig und werden zwangsläufig dazu führen, dass Unternehmen der Region den Rücken kehren, kritisiert die IHK. Am Ende werde sich dies auch im kommunalen Geldbeutel bemerkbar machen.
Autor:Jo Wagner |
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