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Kein Tier muss hungern im Landauer Zoo

Foto aus 2020 vom Teichgelände des Zoos | Foto: Brigitte Melder
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Landau. Am 21. Januar hatte ich ein Gespräch mit dem Direktor des Zoo Landau in der Pfalz, Herrn Dr. Jens-Ove Heckel. Mich interessierte, wie es den Tieren in diesem erneuten Lockdown geht und sich die Situation momentan ohne Besucher darstellt.

??? Herr Dr. Heckel, die Sorge geht um, dass durch die fehlenden Eintrittsgelder die Tiere nicht genug zu fressen haben. Wie ist die momentane Situation?
Heckel: Viele Menschen sorgen sich mit Blick auf die Schließung von Zoos und die damit einhergehenden massiven Einnahmeausfälle, um das Wohl und die Versorgung der tierischen Pfleglinge oder auch die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was aber zumindest im Zoo Landau in der Pfalz bis auf weiteres absolut sichergestellt ist, ist die weitere optimale Pflege und Versorgung der Tiere! Sehr dankenswert ist allerdings das überdurchschnittliche bürgerschaftliche Engagement ganz vieler Zoofans, welches sich auch bei uns durch sehr viele zusätzliche Tierpatenschaften oder zusätzliche Spenden an die Fördervereine des Zoos bzw. der Zooschule ausdrückt. Dieses fängt zwar auch nicht die entgangenen Einnahmen auf, hilft aber auch sehr und ist gut und wichtig für „die Psyche“! Allerdings besteht die Gefahr, mit jeder weiteren Woche Schließung, dass sich diese Großzügigkeit nach und nach erschöpft. Es kann letztlich auch nicht sein, dass Zoos die Hoffnung auf ein Überleben von Almosen der Bevölkerung abhängig machen müssen.

???: Welcher Meinung sind Sie bezüglich Schließung der Zoos allgemein?
Heckel: Wir erleben, dass Zoos in anderen Bundesländern geöffnet haben, während wir die Verpflichtung zur Schließung ernst nehmen und dieser seit vielen Wochen nachkommen. Allerdings sehen wir die Möglichkeit, dass wir analog zur Situation im vergangenen Frühsommer dafür Sorge tragen könnten, mit Abstands- und Hygienekonzepten Menschen in unsere Einrichtungen zu lassen. Dies kann und muss ja offenbar die Grundlage für die Öffnung in den anderen Bundesländern sein. Wir haben erlebt, wie sehr dies gerade Familien eine Erleichterung und willkommene Abwechslung für die Kinder bringt. In Zeiten von „home schooling“ wäre dies gewiss gut und unter den weitreichenden Auflagen vertretbar. Erheblicher finanzieller Schaden könnte dadurch abgemildert werden.

???: Wie ist der Landauer Zoo denn sonst noch von der Schließung betroffen?
Heckel: Meist nicht bekannt ist, dass die wegbrechenden Gelder auch auf andere zentrale Aufgaben die z.B. wir im Zoo Landau sehr ernst nehmen, Auswirkungen haben. So ist das Engagement auch unseres Zoos für den Arten- und Naturschutz existenziell gefährdet. Und dieses betrifft sowohl den sogenannten ex situ-Artenschutz z.B. in Form der Beteiligung an koordinierten Erhaltungszuchtprogrammen wie auch den in situ-Artenschutz, in dessen Rahmen wir Artenschutzprojekte in den Herkunftsländern bedrohter Spezies fördern. Die europa- oder gar weltweit in zunehmendem Maße betriebenen Erhaltungszuchten für dutzende Tierarten sind auf den regelmäßigen Austausch genetisch wichtiger Tierindividuen dringend angewiesen. Transporte exotischer Tiere schlagen dabei mit einigen Hundert oder sogar mehreren Tausend Euro zu Buche. Kosten die gegebenenfalls nun nicht zu tragen sind. Aber auch pandemiebedingte Reise- und Transportbeschränkungen stellen teils große Hindernisse dar. Den internationalen Artenschutzbemühungen, die auch durch unseren Zoo jährlich gefördert werden, fehlt das Geld, welches wir durch den „Artenschutz-Euro“, d. h. einem festen Anteil jedes bezahlten Zooeintritts, verfügbar machen. D. h. diese Mittel sind direkt an die nun ebenfalls fehlenden Einnahmen durch Eintrittsgelder gekoppelt. Gleichzeitig steigt für die Naturschutzpartner vor Ort der Aufwand und damit die Kosten für die Betreuung bzw. Sicherstellung der Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten.

??? Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
Heckel: Es gab eine ganze Reihe an Versuchen, wenigsten eine ohnehin schon praktizierte stark kontrollierte Öffnung oder wenigstens bessere Unterstützung von Zoos zu erreichen, über z.B. auch direkte Ansprache von MdLs, MdBs aus RLP oder auch über mehrere Schreiben/Anfragen unseres Landauer OBs an Ministerien inkl. Ministerpräsidentin in Mainz. Dieses hat bisher leider in Hinsicht Zooöffnung (seit dem November-Lockdown) nichts genützt. Es gibt Einrichtungen wie uns, den städtischen Zoo Landau, die im direkten Sinne keine unmittelbar „Insolvenz“ zu befürchten haben. Allerdings geben auch wir uns als sogenannte „Freiwillige Leistung“ einer Stadt mit immer noch sehr angespannter Haushaltslage nicht der trügerischen Sicherheit hin, dass eine weitere Schließung und damit Ausfall jeglicher Einnahmen nicht auch auf uns massive Auswirkungen haben wird. Seit über zwei Jahrzehnten sind unsere Zuschüsse zu den laufenden Kosten „gedeckelt“. Selbst in den zurückliegenden Jahren, die eher als „goldene Zeiten“ zumindest für die Stadt Landau gelten können und in denen immerhin ein erheblicher Abbau von Schulden gelang, gab es massive Sparauflagen seitens der Oberfinanzaufsicht des Landes (ADD). Das lässt nun auch nicht gerade so optimistisch in die Zukunft blicken.

???: Ihr Resümee?
Heckel: Man will und soll ja nicht immer nur meckern oder sich undankbar zeigen … und „etwas“ zu bekommen, ist immer noch besser als „nichts“. Aber … objektiv betrachtet ist zu den „Hilfen des Landes RLP für Futter und Tierarztkosten“ zu sagen, dass zum Beispiel im Zoo Landau dieser Ausgabenposten bezogen auf die laufenden Gesamtausgaben gerade einmal ca. 5 % ausmachen. Davon können maximal bis zu 80 % über die Landeshilfe gefördert werden. Das ist eine „nette Geste“ … rettet aber nun mal keinen Zoo, bei dem die Kosten zu 100 % weiterlaufen, bei 0 Euro Einnahmen.

Allerdings haben wir als Zoo Landau, nachdem klar wurde, dass auch „kommunale Einrichtungen“ antragsberechtig sind, sogenannte „November- und Dezemberhilfe“ vom Bund beantragt. Hier beträgt die Förderhöhe 75 % des Vergleichsumsatzes im Jahr 2019. Das ist dann schon mal eine andere Hausnummer und immerhin bekamen wir nun einen positiven Zwischenbescheid für zunächst mal die Hälfte der beantragten Ausgleichssummen. Das hilft weiter, wenn es auch nicht alle Verluste auffängt. Allerdings wird es das laut Auskunft unserer Kämmerei nun auch gewesen sein, da es ab Januar keine Hilfe mehr geben wird! Die Überbrückungshilfe III - im Gegensatz zur außerordentlichen Wirtschaftshilfe im November und Dezember – greift nicht für kommunale Unternehmen. Wir stehen demnach nun weiter vor sehr harten Zeiten!

???: Wie kann dem Zoo oder der Zooschule weiter geholfen werden?
Heckel: Wir freuen uns natürlich sehr über weitere Spenden an die Fördervereine der Zooschule oder des Zoos:
Freundeskreises Zoo Landau e.V.
IBAN: DE31 5485 0010 0000 0003 80
Buchungstext: "Coronaspende“ oder „Artenschutz“

ODER

Förderverein der Zooschule e.V.
IBAN: DE62 5486 2500 0002 7363 49
Buchungstext „Spende“

(mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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