„Stolpern“ zur Erinnerung: Landau gedenkt mit insgesamt 317 Stolpersteinen
Landau.„Mahnmale von unten“ sind die Stolpersteine, die an die Opfer des NS-Regimes erinnern. Menschen „stolpern“ über sie. Sie rufen zum Gedenken auf. Aber vor allem mahnen sie, weil die Vergangenheit sich nicht wiederholen soll.
von Katharina Schmitt
Die Stadt Landau kann auf eine große jüdische Gemeinde zurückblicken. Sie prägte das Stadtbild, insbesondere die historischen Ringstraßen. Außerdem verhalfen sie Landau zum Dasein als florierende Weinhandelsmetropole. In Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde in den folgenden 17 Jahren die jüdische Gemeinde in Landau zerstört.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 lebten in Landau lediglich noch fünf Juden von 596 jüdischen Mitbürgern im Jahr 1933. Diese überlebten nur, weil sie in einer sogenannten „Mischehe“ lebten. Mit der Flucht, Deportation, der Ermordung und dem Suizid der Landauer mit jüdischem Glauben starb das jüdische Leben in der Stadt.
Stolpersteine als Erinnerung
Die Stadt Landau hat es sich zum Ziel gesetzt, Stolpersteine für alle Juden, die von den Nationalsozialisten einst verfolgt, gedemütigt, vertrieben und ermordet wurden, zu verlegen.
Bei der jüngsten Verlegung (die insgesamt 18. bisher) am Samstag, 4. Februar, verlegte Gunter Demnig insgesamt 23 neue von nun insgesamt 317 Stolpersteinen im Stadtgebiet. Diese erinnern an:
Ludwig und Karolina Levy (Ostbahnstraße 11)
Paul, Anni und Ruth Alexander sowie Emma Aron (Friedrich-Ebert-Straße 9)
Emil, Paula, Ernst Karl und Gertrud Helene Dosenheimer (Nordring 11)
Viktor, Emma, Hans, Arthur und Kurt Dreyfuss (Kronstraße 6)
Adolf, Johanna und Erich Emanuel (Martin-Luther-Straße 45 a)
Hermann und Alice Guggenheim (Martin-Luther-Straße 45 b)
Israel, Irma und Mathilde Gersmann (Mozartstraße 51)
Mitten unter uns
Bürgermeister Maximilian Ingenthron erinnert bei der Verlegung: „Es waren Menschen wie du und ich, Landauerinnen und Landauer, die von der Mitte der Gesellschaft schrittweise an den Rand gedrängt wurden. Mit der Verlegung der Stolpersteine wollen wir sie wieder dorthin holen, wo sie einst waren und wo sie hingehören: mitten in die Stadt, mitten in die Gesellschaft, mitten unter uns.“
Der Verein „Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz“ arrangiert regelmäßig Termine zur Pflege und Reinigung der Landauer Stolpersteine und verschreibt sich der Erinnerungskultur. Tanja Sattler, erste Vorsitzende des Vereins, ist froh, dass in Landau die Verlegung vorangetrieben wird. „Diesen grausamen Teil der Stadtgeschichte können wir nicht einfach ignorieren und totschweigen, wie es in der Nachkriegszeit geschah“, betont Sattler mit Nachdruck, „Sie sind uns eine tägliche Mahnung alles in unserer Kraft und Macht Stehende zu tun, dass sich die Ereignisse der Vergangenheit nicht wiederholen.“ kata/red
Weitere Informationen:
Eine Karte mit allen aktuellen Landauer Stolpersteinen findet sich im städtischen GeoPortal auf www.maps.landau.de.
Zur Sache: Stolpersteine
Stolpersteine sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig und der „Stiftung Stolpersteine“. 1992 begann das Projekt. Stolpersteine sind im Boden verlegte Gedenktafeln aus Messing. Die Aufschrift erinnert an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Opfer in den Boden eingelassen. Das Archiv Landau und die Stolpersteininitiative leistet Recherchearbeit zu den Biografien der einzelnen Personen. Als Ausgangspunkt dienen hierfür die Meldekartei der Stadt und ein „Memorbuch“. kata
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.