Erste erfolgreiche Brut nach 116 Jahren: Fischadler-Nachwuchs beringt
NABU. Eine kleine Sensation in der baden-württembergischen Vogelwelt: Am 23. Juni, hat der NABU im Landkreis Rastatt zwei junge Fischadler beringt. Seit 1907 ist das die erste nachweislich erfolgreiche Brut der imposanten Greifvögel im Südwesten. „Die Spannung war groß, wir wussten nicht, wie viele Jungvögel uns oben im Horst erwarten. Umso größer ist die Erleichterung darüber, dass sich Balbü und Kju bester Gesundheit erfreuen“, berichtet Daniel Schmidt-Rothmund. Der Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums setzt sich seit Jahrzehnten für die Rückkehr der Greifvögel ein.
Abseilen, wiegen, vermessen, beringen
Kreis Rastatt, 14 Uhr: Profi-Kletterer Georg Bürk holt die Jungvögel unter Anleitung von Schmidt-Rothmund aus ihrem Nest in luftigen 25 Metern Höhe und lässt sie vorsichtig in einem Sack an einem Seil herunter. Dabei fallen die knapp fünf Wochen alten Adler in eine natürliche Schreckstarre.
Die Elterntiere sind aufgeflogen, kreisen über dem Horstbaum und beobachten aufmerksam das Procedere. Dabei stoßen sie aufgeregte Warnrufe aus. „Diese charakteristischen Rufe haben eine beruhigende Wirkung auf den Nachwuchs“, erklärt Schmidt-Rothmund.
Am Waldboden nimmt der Ornithologe die Jungvögel behutsam in Empfang. Als Erstes steht der Gesundheitscheck auf dem Programm: untersuchen, wiegen und vermessen. „Wir haben hier ein 1458 Gramm schweres Weibchen und ein 1178 Gramm schweres Männchen - sehr guter Durchschnitt für die Altersklasse“, erklärt der NABU-Fachmann.
Anschließend werden die Jungadler doppelt beringt, mit je einem etwa fünf Gramm leichten Ring an jedem Bein. Damit kann man sie eindeutig identifizieren. Mit der Beringung erhalten die kleinen Fischadler ihre Namen: „Balbü ist eine Kurzform des französischen Worts für Fischadler, Balbuzard. Kju nimmt Bezug auf den charakteristischen „kju-kju-kju„-Warnruf“, so Schmidt-Rothmund.
Fliegen lernen - und dann ab ins Winterquartier
Nach wenigen Minuten geht es mit dem Seillift wieder sicher nach oben. Kletterer Bürk setzt die beiden Jungadler wohlbehalten in ihrer Kinderstube über den Baumwipfeln mit Rundblick ab. Im Horst, den Schmidt-Rothmund vor zwei Jahren dort im Landkreis Rastatt installiert hatte, kehrt binnen weniger Minuten wieder Familien-Normalität ein. In rund drei Wochen, etwa Mitte Juli, werden Balbü und Kju ihre ersten Flugübungen machen. Im August verlassen sie die badische Oberrheinebene und legen rund 5000 Kilometer bis ins westliche Afrika zurück, wo sie überwintern.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.