NABU-Jahresvogel ist das Braunkehlchen und hat sich den Federsee als Hauptwohnsitz ausgesucht

Ein Braunkehlchen auf einem Zaunpfosten | Foto: NABU BW/Monika Podgorski_Naturgucker_aR
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NABU. Es ist braun, klein, unscheinbar - und wurde trotzdem zum Jahresvogel 2023 des NABU gewählt. Das Braunkehlchen ist kein schillernder Star in der Vogelwelt. Sein leises Verschwinden wird vielleicht auch deshalb nur in der Fachwelt bemerkt und mit Zahlen dokumentiert. Seit den 1950er Jahren ist sein Bestand um 96 Prozent geschrumpft. Die verbliebenen vier Prozent (Stand 2020) verteilen sich auf nur sieben Brutgebiete in ganz Baden-Württemberg. Das wichtigste davon liegt am Federsee. Wo liegen die Ursachen für diesen dramatischen Abwärtstrend und wie lässt er sich stoppen?

Insektenjagd auf den Federsee-Feuchtwiesen

Das Braunkehlchen hat sich den Federsee nicht zufällig als Hauptwohnsitz im Südwesten ausgesucht. Mit seinen 33 Quadratkilometern ist das größte Moor Südwestdeutschlands ein (Über-)Lebensraum und Vogelparadies ersten Ranges - für das Braunkehlchen, aber auch weitere gefährdete Arten wie den Schilfrohrsänger oder die Rohrweihe. Mehr als 270 Vogelarten wurden im Gebiet nachgewiesen, unter anderem vom NABU-Ornithologen Jost Einstein: „Das Feuchtgebiet hier bietet vieles, was dem Braunkehlchen gefällt: eine wasserreiche Landschaft voller Insekten und mit vielfältigen Strukturen und Brachen, auf denen es ungestört und geschützt brüten kann“, erklärt Einstein, der zugleich Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg ist.

Dass es dem Braunkehlchen hier so gut gefällt, dafür sorgen die vielfältigen Naturschutzmaßnahmen. „Brachflächen bieten dem kleinen Singvogel geschützte Nistplätze und die Moorwiesen werden erst im August gemäht, wenn die Jungvögel ausgeflogen sind. In den naturnahen Blühwiesen rundum findet es ausreichend Nahrung“, erklärt NABU-Zentrumsleiterin Fritzsch. Weil das Braunkehlchen sein Nest gut getarnt am Boden baut, hat es in weiten Teilen der Agrarlandschaft keine Chance mehr, erfolgreich zu brüten. „Wenn der Zugvogel Ende April aus seinem mehr als 5000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebiet südlich der Sahara zu uns zurückkehrt, sind viele Wiesen schon das erste Mal gemäht. Weitere Schnitte in schneller Folge verhindern eine erfolgreiche Jungenaufzucht. Gedüngte Wiesen sind zudem artenarm und beherbergen nur wenig Insekten – es fehlt dort dem Braunkehlchen die Nahrung“, erklärt Fritzsch das Problem der intensiven Landwirtschaft. Auch durch Umbruch, Entwässerung, Aufforstung und Bebauung gingen Lebensräume des Agrarvogels im Grünland verloren.

Isolierte Kleinpopulationen sind stark gefährdet

Die noch verbliebenen Bestände des Braunkehlchens im Land sind stark gefährdet. Sie liegen weit auseinander und sind meist nur noch klein. Veränderungen in den Gebieten können schnell zum Erlöschen der Bestände führen. Auch der Klimawandel kann sich vernichtend auswirken, wenn Brutgebiete durch Starkregen überflutet werden oder die Insektennahrung durch lange Trockenheit versiegt. „Für das Überleben des vom Aussterben bedrohten Braunkehlchens ist es wichtig, seine verbliebenen Lebensräume konsequent zu schützen und zu vernetzen. Noch besteht Hoffnung für den kleinen Wiesenbrüter“, sagt Vogelschützer Jost Einstein.red

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Autor:

Karin Hoffmann aus Ludwigshafen

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