Schwalbenfreundliches Haus: Eine Mitmachaktion des NABU Baden-Württemberg
NABU. Eine Schwalbe macht keinen Sommer - aber ganz viele schon. Grazil und flink kehren zurzeit die Schwalben in ihre Wahlheimat Baden-Württemberg zurück. Erste Meldungen sind vom Oberrhein, aus Südbaden und vom Bodensee eingetroffen. Jetzt heißt es: Augen auf! Um die Lieblingsorte der Schwalben zu kennen, ruft der NABU zum Melden auf: „Wir möchten mehr darüber erfahren, wo im Land Schwalben leben und brüten, um sie besser schützen zu können“, sagt Caroline Wittor, NABU-Expertin für Artenschutz am Gebäude. Dazu passt auch die Aktion des NABU zum „Schwalbenfreundlichen Haus“. Von den vier Schwalbenarten im Südwesten sind die Mehl- und Rauchschwalben am und im Gebäude zu finden – letztere gut erkennbar am langen Schwalbenschwanz und dem rotbraunen Kehlfleck. Weitere Infos zu den Schwalbenarten im Land und zur Meldeplattform sind auf der Homepage zu finden.
Bis in den Sommer ziehen die Langstreckenzieher ihre Jungen bei uns im Südwesten groß. „Damit der Start ins Familienleben gut gelingt, brauchen die Schwalben einen sicheren Nistplatz, Insekten als Nahrung und eine naturnahe Umgebung mit Lehmpfützen. Je mehr Menschen mit anpacken und schwalbenfreundliche Häuser schaffen, desto eher entfliegen die Schwalben wieder der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs“, sagt Wittor. „Darin stehen sie, weil ihr Bestand stark gesunken ist - um 50 Prozent oder mehr bei den Rauchschwalben und 20 Prozent oder mehr bei den Mehlschwalben in den letzten 24 Jahren. Schwalben brauchen daher dringend unser aller Hilfe“, appelliert die Vogelexpertin.
Schwalben erkennen, schützen und melden
Mein Haus, mein Stall, mein Hof - das Prinzip gilt auch für Schwalben. Zielsicher kehren sie nach ihrem langen, anstrengenden Flug von teils mehr als 12.000 Kilometern zu ihrem Brutplatz bei uns zurück. Nicht wenige sind dann erst mal obdachlos. „Obwohl besonders geschützt, werden Schwalbennester an Häusern oder in Ställen immer wieder gesetzeswidrig entfernt. Dabei ist der Erhalt beziehungsweise Ersatz nach Absprache mit der Naturschutzbehörde zwingend vorgeschrieben“, klärt Wittor auf. Vor allem durch Haussanierungen oder Stallumbauten verlieren Schwalben ihren Platz zum Brüten. Dabei gibt es sowohl für die außen brütenden Mehlschwalben als auch die vor allem in Tierställen brütenden Rauchschwalben einfache und kostengünstige Möglichkeiten, sie zu unterstützen, wie beispielsweise mit Kunstnestern, angelegten Lehmpfützen und einer insektenfreundlichen Umgebung.
Mit Schwalbenwinkel und -box zum Bruterfolg
Ein moderner, luftdurchfluteter Offenstall ist für Rauchschwalben wenig attraktiv. Die Halle ist häufig zu zugig und die Wände sind zu glatt, wodurch das Nistmaterial nicht haftet. So erstirbt das Gezwitscher bald. „Viele Landwirtinnen und Landwirte bedauern es, wenn „ihre“ Schwalben nach einem Stallumbau oder -neubau wegbleiben. Doch mit etwas Geschick lässt sich ein Schwalbenwinkel oder eine Schwalbenbox für Rauchschwalben schnell selbst bauen. Sie geben dem Nest einen Rahmen“, sagt Wittor. Eine Anleitung zum Selberbauen bietet der neue NABU-Flyer „Platz für Rauchschwalben – Nisthilfen in Offenställen“.
NABU prämiert schwalbenfreundliche Häuser
Ob Haus oder Hof, sind Schwalben willkommen, ist das aller Ehren wert. Der NABU bedankt sich seit vielen Jahren mit einer Plakette bei allen, die den Gebäudebrütern eine Heimat bieten. „In Baden-Württemberg zeichnet der NABU seit 2007 schwalbenfreundliche Häuser aus. Seitdem konnten wir insgesamt fast 2500 Plaketten in alle Landesteile verschicken“, freut sich Initiator Rudi Apel, der für den NABU die meisten Auszeichnungen übergibt. Er appelliert an alle Haus- und Hofbesitzerinnen und -besitzer, jetzt noch aktiv zu werden: „Wer bisher keine gefiederten Glücksboten unterm Hausdach beherbergt, hat jetzt noch die Chance: Doppelnester kaufen, aufhängen und Daumen drücken.“
Bundesweit hat der NABU seit Beginn der Aktion 2017 bereits 10.000 schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet. In Baden-Württemberg wurden bereits seit 2007 rund 2500 Plaketten verliehen und in alle Landesteile versandt.
Der Verlust an Schwalben ist enorm, obwohl das Bundesnaturschutzgesetz die Flugkünstler und ihre Nester ganzjährig schützt. Seit den 1980er Jahren sind in Deutschland die Bestände der Rauchschwalben um rund ein Viertel und der Mehlschwalben um 44 Prozent gesunken. In Baden-Württemberg leben laut Roter Liste noch 28.000 bis 40.000 Rauchschwalbenbrutpaare, 38.000 bis 58.000 Mehlschwalbenbrutpaare, 3000 bis 5000 Uferschwalbenbrutpaare - alle mit einem deutlichen Rückgang im Langzeittrend der letzten 50 Jahre und einer Bestandsabnahme um 20 bis 50 Prozent oder mehr im Kurzzeittrend (24 Jahre). Die Felsenschwalbe wurde mit sechs bis 14 Brutpaaren 2019 neu in Baden-Württemberg als Brutvogel erfasst. Die Ursachen für den besorgniserregenden Rückgang sind, neben den fehlenden Brutmöglichkeiten, der Klimawandel, der Wüsten wachsen lässt und die Nahrung auf dem Frühjahrs- und Herbstzug reduziert. Zudem lässt die intensivierte Landwirtschaft in den Brutgebieten bei uns Insekten- und Bruträume verschwinden. Es fehlt an blühenden Brachen und Wegrändern. Hinzu kommt eine ausgeräumte Landschaft, der immense Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung, wodurch Nistmaterial und Nahrungshabitate fehlen.red
Weitere Informationen:
Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.NABU-BW.de/Schwalben
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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