Spektakuläres Naturerlebnis: Mehlinger Heide wird zur reißenden Flusslandschaft

Mehlinger Heide | Foto: Markus Pacher
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Mehlinger Heide. Der Pfälzerwald birgt so manche Überraschungen. Zu den absoluten landschaftlichen Highlights im größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands zählt zweifellos die Mehlinger Heide bei der pfälzischen Ortschaft Mehlingen. Am spektakulärsten präsentiert sich die größte Heide Süddeutschlands während der Blütezeit im August, wenn das Heidekraut im leuchtenden Lila erstrahlt. Aber auch vor oder nach der Blütezeit lohnt sich ein Besuch. Zu einer außergewöhnlichen Begegnung mit der Mehlinger Heide führte ein Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen, der das nordöstlich von Kaiserslautern gelegene ursprüngliche Waldgebiet in eine reißende, in rot und gelben Farben schimmernde Flusslandschaft verwandelte.

Von Markus Pacher

Es war an einem sonnigen Septembertag, als wir den Hochfelsweg bei Mehlingen in Angriff nahmen. Dass die gemütliche 12-Kilometer-Rundwanderung mit einem unvergesslichen Abenteuer enden sollte, ahnten wir zunächst nicht, auch wenn im Verlauf des Tages einige dunkle Wolken das drohende Inferno ankündigten.

Rätselhafte Zeichen am Hochfelsweg

Der Hochfelsweg: Er beginnt am Wanderparkplatz Mehlinger Heide und ist ein typischer Waldweg, wenn auch, wie normalerweise im Pfälzerwald unüblich, relativ ebenerdig verlaufend. Er ist Teil des Wegenetz "Rätselhafte Zeitzeichen", das Spuren aus der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit streift und mit einem Auge auf blauen Grund markiert ist. Vom Parkplatz aus folgt man dem Waldrand in Richtung der kleinen Siedlung Fröhnerhof.

Hügelgräber, Menhire und uralte Pflasterstraßen

Über ein Feld von Hügelgräbern, die man allerdings allenfalls erahnen kann, geht es abwärts bis zur A63, die unterquert wird. Vorbei an einem großen Sandstein mit Wildschweinrelief gelangen wir schließlich an eine aus vorrömischer Zeit stammende Steinallee. Im weiteren Verlauf des gut markierte Hochfelswegs stoßen wir auf zwei Menhire, der erste in der Mitte gebrochen und von neuzeitlichen Händen wieder aufgerichtet und verklebt, der zweite im gebrochenen Zustand in zwei Teilen am Boden liegend, aber in seiner Bedeutung als Hinkelstein dennoch klar erkennbar.

Mysteriöser "Hoher Felsen"

Vorbei am Zentrum für Abfallwirtschaft Kaiserlautern gelangen wir schließlich durch ein breites Bachtal mit sumpfigen Talsohle zu einem Abzweig, der uns zu einem See führt, der, ausgestattet mit einer schön gefassten Quelle und mehreren Bänken, zur Rast einlädt. Endlich stoßen wir auf den "Hohen Fels". Dabei handelt es sich um einen zweiteiliger Felsfächer, zwischen dem sich angeblich ein Menhir befindet. Jetzt heißt es aufgepasst: Unsere Markierung mit dem Auge auf blauem Grund leitet uns, abweichend vom Hauptweg, zum besagten Felsensemble. Von dort führt ein steiler Weg nach oben. Erst später wird uns klar, dass die Markierung lediglich als Abstecher-Hinweis zum "Hohen Felsen" gedacht ist und der eigentliche Hauptweg (an dieser Schlüsselstelle leider unmarkiert) nach rechts direkt und ebenerdig zum westlichsten Rand der Mehlinger Heide und über diese zurück zum Parkplatz führt.

Steckbrief Mehlinger Heide

Die eigentliche Heidelandschaft umfasst 150 Hektar und ist damit das größte deutsche Heidegebiet außerhalb Norddeutschlands. Der größte Teil der Heide liegt auf der Gemarkung von Baalborn. Bis 1912 war das  Gebiet um Mehlingen vollständig mit Wald bedeckt. Zwei Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde ein 92 Hektar großes Gebiet auf dem Kleinen Fröhnerhof als Exerzierplatz ausgewiesen, 1937 mit der kompletten Abholzung auf dem Großen Fröhnerhof begonnen. Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs diente das Gebiet als Truppenübungsplatz. Die ständigen Bodenverletzungen durch die Wehrmacht förderte die Entstehung der Heide und es bildete sich ein Netz aus vegetationsfreien Sandflächen, Grasfluren, Strauchheiden und Waldbeständen. Nach 1945 übernahmen die in Kaiserslautern stationierten Franzosen und Amerikaner das Gebiet. Letztere nutzten es unter anderem  als Raketenbasis. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die französische Garnison aufgelöst und der Übungsplatz im Jahr 1992 an Deutschland zurückgegeben. Die Rückgabe der US-Flächen erfolgte zwei Jahre später.
Das „Naturschutzgebiet Mehlinger Heide“ gliedert sich in den „Großen Fröhnerhof“ und den „Kleinen Fröhnerhof“. Es hat eine Fläche von rund 410 Hektar und umfasst Teile der Gemarkungen Mehlingen, Baalborn und Neukirchen. Offene Sandflächen und Sandrasen sowie temporäre Kleingewässer, Magerrasen, ein Teich sowie Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen und ein Teich prägen das Gesicht des Naturschutzgebiets, das eine unter anderem von Heidelerchen als Brutgebiet genutzt wird und seltener Heuschrecken-Arten, Schmetterlingen, Hautflüglern und Libellen eine Heimat bietet.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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