Neues Theaterstück über Pfälzer Separatismus
"Die autonome Republik"
Speyer. Der Erste Weltkrieg ist aus, aber Normalität kehrt keine ein in der Pfalz. Frankreich besetzt das linksrheinische Gebiet, und die Spannung zwischen Besatzern und Bevölkerung ist deutlich zu spüren. Die Pfalz ist damals Teil von Bayern, übergreifend entstand nach dem Krieg und nach der Abdankung des Kaisers die „Weimarer Republik.“
Deutschland muss sehr hohe Reparationen an die Sieger des Krieges zahlen und kann den Forderungen nicht nachkommen. Die Lage spitzt sich zu im vermeintlichen Frieden. Das Geld verliert sehr schnell an Wert, viele sind arbeitslos und haben keine Perspektiven. Franz-Joseph Heinz, nach seinem Heimatort „Heinz-Orbis“ genannt, der charismatische Vorsitzende der Bauernschaft, wird zum Anführer einer Separatistenbewegung, die sich von der Abspaltung von Deutschland Besserung erhofft.
Die französischen Besatzer unterstützen die Separatisten, denn eine autonome Pfalz wäre wie ein Pufferstaat zwischen den beiden verfeindeten Nachbarstaaten. Doch in der Bevölkerung sind bei weitem nicht alle dafür. Und die bayerische Regierung will, dass die Pfalz bei Bayern bleibt, tut alles, um die Abspaltung zu verhindern. Auch in völkischen Kreisen sind die separatistischen „Nestbeschmutzer“ in ihrer Hinwendung zum Erbfeind Frankreich ein rotes Tuch.
In diesem Spannungsfeld sind Sabotage, Zensur, Streik und Aufstand an der Tagesordnung – und gipfeln in blutigen Ereignissen zwischen Herbst 1923 und Frühjahr 1924. Eine Geschichtsstunde der anderen Art gibt es am Freitag, 12. Januar, um 20 Uhr im Alten Stadtsaal in Speyer zu erleben. Dann wird dort das neue Theaterstück „Die autonome Republik“ gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Das Stück handelt von den historischen Ereignissen vor genau 100 Jahren, als es in der Pfalz und auch in weiteren Teilen des Rheinlands eine Separatismus-Bewegung gab. Zwischen den Weltkriegen sorgte die Besatzung durch französische Truppen für Probleme; aufgrund der galoppierenden Inflation von 1923, hoher Arbeitslosigkeit und vieler politischer Unruhen kam die Bevölkerung nicht zur Ruhe.
Die kurzlebige „autonome Pfalz“, die nur von November 1923 bis Februar 1924 Bestand hatte, ist ein faszinierendes Kapitel Regionalgeschichte. Am 9. Januar jährt sich das Attentat auf Separatistenführer Heinz Orbis im Wittelsbacher Hof in Speyer zum 100. Mal.
Das Stück erzählt in einer Stunde die Ereignisse zwischen 1918 und 1932, und gibt Einblick in die Lebensumstände der Bevölkerung sowie die Beweggründe der Akteure der verschiedenen politischen Lager. Konzipiert wurde es von Tino Leo von Tino Leo Histotainment Mainz und Angela Pfenninger von Museum-Theater-Events. Regie führte Tino Leo. Es spielen Angela Pfenninger und Bernhard Weller, der vielen von Spitz & Stumpf bekannt ist. Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz unterstützt das Theaterprojekt.
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