Der berühmte Nachbar des Speyerer Doms kommt in den Blick: Restaurierung der Gitteranlage um den Ölberg

Ausbau der Gitteranlage und Arbeiten am Sandsteinsockel des Ölbergs  | Foto: © Domkapitel Speyer, Foto: Klaus Landry
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  • Ausbau der Gitteranlage und Arbeiten am Sandsteinsockel des Ölbergs
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Speyer. Einst war er berühmter als der Dom selbst: der Ölberg an seiner Seite. Das Monument befand sich eins inmitten des Kreuzgangs und steht heute frei im südlichen Domgarten. In den kommenden Jahren soll dieses Gesamtkunstwerk wieder in einen seiner Bedeutung angemessenen Zustand versetzt werden. Ein erster Schritt ist die Überarbeitung der Gitteranlage. Diese Maßnahme wird ermöglicht durch Mittel aus der Dr. Albrecht und Hedwig Würz-Stiftung, eine Teilstiftung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Südliche Weinstraße. 87.000 Euro sind für die Arbeiten veranschlagt, die vollständig von der Stiftung getragen werden. Christin Sauer und Frank Jäckle aus dem Vorstand der Stiftergemeinschaft informierten sich nun vor Ort über die aktuelle, aus Stiftungserträgen finanzierte Maßnahme.
„Das Domkapitel ist sehr dankbar, dass durch die Dr. Albrecht und Hedwig Würz-Stiftung immer wieder Projekte realisieren können, für die uns sonst die Mittel fehlen würden. Die Abstimmung über die Mittelverwendung konnten wir auch diesmal unkompliziert mit der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Südliche Weinstraße treffen, deren Vorstände uns bei der Arbeit unbürokratisch und wohlwollend unterstützen. Das eröffnet uns wichtige Möglichkeiten und dafür sind wir den inzwischen verstorbenen Stiftern und dem Stiftungsvorstand sehr dankbar“, sagt Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl. Zu den bereits aus Stiftungsmitteln realisierten Projekten gehören die restauratorische Untersuchung des Epitaphs für Rudolf von Habsburg in der Vorkrypta und Abgüsse vom Skulpturenschmuck der Vorhalle.

Gitteranlage muss ausgebessert werden

Der Ölberg war einst ein Kleinod gotischer Bildhauerkunst, wurde später jedoch zum großen Teil Opfer kriegerischer Zerstörung. Dennoch ist er noch immer ein beeindruckendes Monument christlicher Religiosität. Die heutige Anlage ist das Ergebnis einer Neugestaltung im 19. Jahrhundert und einer Restaurierung und Neuüberdachung in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Derzeit beginnt das Dombauamt mit einer Reihe von Maßnahmen, welche den Ölberg wieder in einen seiner Bedeutung angemessenen Zustand überführen soll. Als ersten Teil dieser Maßnahmen wird seit Beginn September die Gitteranlage überarbeitet. Diese Maßnahme ist nicht nur notwendig, um Schäden an der Einfassung des Ölbergs zu beseitigen, sondern auch, um den Ölberg selbst mit seinem reichen Skulpturenschmuck für spätere Arbeiten zugänglich zu machen. „Wir haben die Gitter vollständig ausgebaut und zur Überarbeitung in die Hände eines Kunstschmiedes gegeben“, erläutert Dombaumeisterin Hedwig Drabik. „Unser Steinmetz hat die Gitter aus der Verankerung gelöst und erste Schäden an dem Sandsteinsockel der Gitteranlage ausgebessert. Außerdem werden erste Musterflächen für eine mögliche spätere Reinigung angelegt.“
Zum Schutz vor Vandalismus wurde, vermutlich in den 1960er Jahren, während der Restaurierungsarbeiten am Ölberg oder kurz danach, die heutige Umzäunung installiert. Auf einer kreisrunden Umrandung aus Sandsteinfundamenten mit einem Durchmesser von ca. 11,50 m steht ein Metallzaun, komplett verschweißt. Da die Gitter der Witterung ganzjährig ungeschützt ausgesetzt sind, zeigen sich Schäden. Der Mörtel an den Fußpunkten kann die Spannungen, die das Metall erzeugt nicht aufnehmen und ist vielfach gerissen. Spannungen und eindringendes Wasser führen zu Rissen und Sprengung des Sandsteins. Die Beschichtung ist an vielen Stellen stark beschädigt und führt zur ausgeprägten Rostbildung, insbesondere punktuell an Kanten, sowie an Schweißstellen. Die Einfriedung in ihrer Ausführung effektiv, und doch sehr zurückhaltend und schlicht, beeinträchtigt nicht die Wirkung des Ölbergs und macht ihren Erhalt erstrebenswert, so das Urteil der Restauratoren. Notwendig sind hierfür Stein- und Metallbauarbeiten. Auch die Bepflanzung rund um den Ölberg muss im Zuge dieser Maßnahme erneuert werden. Derzeit ist der Bereich provisorisch mit Split aufgefüllt.

Frank Jäckle, Christin Sauer, beide Sparkasse Südpfalz, Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl und Dombaumeisterin Hedwig Drabik bei der symbolischen Übergabe von 100.000 Euro von Stiftungserträgen  | Foto: © Domkapitel Speyer, Foto: Klaus Landry
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Zum Hintergrund: Der Speyerer Ölberg

Im südlichen Domgarten liegt der Ölberg, eine steinerne Figurengruppe, die das biblische Geschehen des Gebets Jesu auf dem Jerusalemer Ölberg vor seiner Gefangennahme darstellt. Er bildete ehemals den Mittelpunkt des Domkreuzganges. Einst war dieser Ölberg ein Meisterwerk gotischer Bildhauerkunst und in seiner Zeit berühmter als der Dom selbst. Gestiftet wurde der Ölberg durch den Domherrn Wipert von. Finsterlohe, dessen Grabstein im Dom erhalten ist. Er hatte dafür die stattliche Summe von 200 Gulden bestimt. 1504 beschloss das Domkapitel, einen solchen „zierlichst und andächtigst" zu erbauen. Die Bildhauer Nikolaus Elser und Hans Seyfer errichteten das religiöse Monument in den Jahren 1505 bis 1512. Leider wurde der Ölberg 1689 und 1793 bis 1794 durch französischen Soldaten den Ölberg schwer beschädigt. Die alten Figuren sind ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Arbeiten von Gottfried Renn ersetzt worden. Sie sind fragmentarisch erhalten und befinden sich im Depot des Bistums. Die ursprünglichen, gotischen Figuren waren ausdrucksstarke Meisterwerke hochgotischer Bildhauerkunst, mit denen die heute sichtbaren Skulpturen in Form und Ausdruck wenig gemeinsam haben. Zudem erhielt der Ölberg nach seiner Widerherstellung eine mehr oder minder provisorische Bedachung, die den Ölberg zwar schützt, die Monumentalskulptur aber auch sehr verschattet.
Der Ölberg zeigt eine gestufte Felskuppe. ln Schraubenlinie führt ein Weg empor. Ihn beschreiten Judas gemeinsam mit den Schergen und ein Hauptmann mit sechs Soldaten. Oben betet Jesus, ringsum zerstreut liegen die schlafenden Jünger, zuoberst befindet sich ein Engel. Auf den Felsen der Kuppe wuchern naturalistisch dargestellte Pflanzen, dazwischen bemerkt man allerlei Kriechtiere, ferner Hasen, Eichhörnchen, Schildkröten und ähnliches.

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Heike Schwitalla aus Germersheim

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