Französische Spuren in Speyer
Die Uni von heute war einst "Ecole Supérieure"
Speyer. Die Franzosen betrieben nach 1945 in den von ihnen besetzten Gebieten eine Politik, die einen demokratischen Neubeginn zum Ziel hatte. Klassischen preußischen Idealen wie Autoritätsgläubigkeit und Untertanentum wurden ganz bewusst kritisches Denken, humanistische Werte und ein gesamteuropäisches Bewusstsein entgegen gestellt. Ein Ergebnis dieser Politik ist auch die Gründung der "Ecole Supérieure D'Administration" 1947 in Speyer.
Diese Staatliche Akademie für Verwaltungswissenschaften sollte die Beamten des höheren Verwaltungsdienstes in der französischen Besatzungszone ausbilden. Indem man das Studium in Speyer zur Voraussetzung für den höheren öffentlichen Dienst machte, brach man mit deutscher Verwaltungstradition und vermied, dass junge Rechtsreferendare bei Beamten lernten, die ihren Dienst schon während der Nazi-Diktatur getan hatten. Der multidisziplinäre Charakter der Akademie mit Universitätsprofessoren als Lehrenden und einer engen Verknüpfung von praktischer Lehre und aktueller Forschung sollte dazu beitragen, dass die Angehörigen einer kommenden neuen deutschen Verwaltung aus demokratischem Geist lernen, so die französische Hoffnung.
Kritik an der berufsnahen Spezialausbildung kam vor allem aus den Juristischen Fakultäten anderer Universitäten in der französischen Besatzungszone. Die Fünfziger Jahre begannen mit der Übernahme durch das Land Rheinland-Pfalz und endeten mit dem Neubau an der Dudenhofer Straße. Nach Ende der französischen Besatzung baute das Land die in „Hochschule für Verwaltungswissenschaften" umbenannte Einrichtung in die Ausbildung der Rechtsreferendare ein und gewann andere Länder der noch jungen Bundesrepublik für eine gemeinsame Trägerschaft. Auf Bayern folgten die meisten anderen Bundesländer, das Saarland sogar schon vor seiner offiziellen Rückkehr zur Bundesrepublik. Berlin trat 1961 als letztes Land dem Verwaltungsabkommen bei.
Der von Bund und Ländern beschlossene und vom Land Rheinland-Pfalz mit 5,5 Millionen Mark finanzierte Neubau wurde am 14. September 1960 von Ministerpräsident Peter Altmeier und Bundespräsident Heinrich Lübke feierlich übergeben. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1989 wurden auch die ostdeutschen Bundesländer ins Boot geholt, die ehemalige "Ecole Supérieure" einmal mehr umbenannt: in Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer.
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